Mit Schlappohren durch die Ausstellung schleichen: Das Berliner Kupferstichkabinett zeigt Werke namhafter Künstler - über Hunde, für Hunde. In der Kunst sind die Vierbeiner ein wiederkehrendes Motiv.
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Der Hund in der Kunst
Mit Schlappohren durch die Kunstausstellung schleichen: Das Berliner Kupferstichkabinett zeigt Werke von Dix, Rembrandt, Dürer und Weiteren - über Hunde, für Hunde. Ein Spaziergang durch die Ausstellung.
Bild: picture-alliance/dpa/B. v. Jutrczenka
Der beste Freund des Menschen
Das Berliner Kupferstichkabinett hat Werke von Adolph Menzel, Otto Dix, Albrecht Dürer und vielen mehr zusammengetragen. Alle Werke drehen sich um den Hund. Das hat es in Deutschland noch nie gegeben: die Besucher der Ausstellung "Wir kommen auf den Hund!" dürfen ihre Vierbeiner sogar mitbringen, um die Gemälde zu bestaunen. Doch der weiße Terrier ist sichtlich unbeeindruckt.
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Dix' Fotograf mit Hund
1926 porträtierte Otto Dix (1891-1969) den Fotografen Hugo Erfurth und seinen Schäferhund Ajax. Erfurth galt als einer der bedeutendsten Porträtfotografen seiner Zeit. Malerei und Fotografie standen damals in Konkurrenz zueinander. Dix war überzeugt: Malerei ist überlegener als Fotografie. Ein schlauer Zug, einfach den Fotografen selber zu malen. Wie lange der Hund wohl stillgestanden hat?
Bild: VG Bild-Kunst, Bonn
Bildende Künste für gebildete Hunde
Nur ausgewählte Hunde dürfen die Galerie betreten. Zugang erhalten nur die Vierbeiner, die stubenrein und aggressionsfrei sind und eine maximale Schulterhöhe von ca. 40 Zentimeter haben. Diese beiden Hunde entpuppen sich als Museumsfreaks - wie das Herrchen, so der Hund? Bilder wie diese hängen jedenfalls in Hundehöhe, damit die Vierbeiner sie gründlich beschnuppern können.
Bild: DWHund in der Kunst
Bei aller Liebe
Der Hund als starkes Symbol: Auf der Radierung "Der barmherzige Samariter" (1633) zeigt Rembrandt (1606-1669) die gleichnamige Bibelszene aus dem Lukasevangelium. Nächstenliebe und selbstloses Handeln wird darin gefordert. Es bleibt jedoch unklar, was Rembrandt mit einem Hund mitten im Bild sagen will, der seine Notdurft verrichtet.
Bild: SMB/Kupferstichkabinett
Ein treuer Begleiter
Mensch und Hund verbindet viel mehr als nur eine Leine. Neben Jagd- und Hütehunden leistet vor allem ein Hund der Gesellschaft einen unverzichtbaren Dienst: Der Blindenführhund. Davon gibt es immer noch zu wenige; Blinde warten oft jahrelang auf einen Führhund und Krankenkassen zahlen selten.
Bild: DW/S. Broll
Studienobjekt Hund
Aber nicht nur ihre treue Seele, auch das Aussehen der Hunde faszinierte namhafte Künstler. Der italienische Manierist Frederico Zuccari (1540-1609) ist eigentlich für seine Fresken im Vatikan und an der Florenzer Domkuppel bekannt. Hier nahm er sich etwas weltlichem an: Er studierte einfach die Fellstruktur und den geschmeidigen Körper des Windhundes.
Bild: SMB/Kupferstichkabinett
Kunst statt Kommerz
Bisher ist vor allem die Wirtschaft auf den Hund gekommen. Mit Leckerlis, Gummi-Knochen zur Zahnpflege und organischem Hundefutter lässt sich viel Geld verdienen. Der Hund als Haustier bringt jährlich einen Umsatz von 4,6 Millliarden Euro. Endlich hat der Vierbeiner es auch in den Fokus einer Kunstausstellung geschafft - und genießt die Aufmerksamkeit, die er dort bekommt.
Bild: DW/S. Broll
Schwere Zeiten
Mensch und Hund waren aber nicht immer auf einer Augenhöhe. Bis ins 20. Jahrhundert musste der Hund noch Lasten schleppen. Adolph Menzel (1815-1905) fängt hier eine Begegnung zwischen Katze und Spannhund ein (1863/83). Die schon antike Feindschaft zwischen Hund und Katz hatte hier wohl kurzzeitig pausiert.
Bild: SMB/Kupferstichkabinett
Snack nach 500 Jahren Hund in der Kunst
Von Agostino Carracis Hund von 1582 bis heute - nach diesem langen Kunstexkurs braucht auch der tapferste Terrier einen kleinen Snack. Dabei kann er dann davon träumen, einmal als bester Hundedarsteller beim "Palm Dog Award" in Cannes ausgezeichnet zu werden. Mehr dazu im Euromaxx-Beitrag.
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Hechelnd, mit ausgestreckter Zunge und feuchter Nase tapsen zum ersten Mal Vierbeiner durch das Berliner Kupferstichkabinett – eine der umfangreichsten Kunstsammlungen Deutschlands. Dort werden gerade Werke namhafter Künstler ausgestellt: "Wir kommen auf den Hund!" heißt die Schau und richtet sich vor allem an Besucher mit Hund.
Arthur Schopenhauers Pudel, Otto von Bismarcks Doggen und Rudolph Moshammers Yorkshire Terrier waren für die Boulevard-Blätter schon immer gefundenes Fressen. Doch Otto Dix, Albrecht Dürer und viele mehr haben sich nicht nur für "berühmte" Hunde interessiert. In Zeichnungen, Druckgrafiken und in Öl stellten die Künstler Bewegung, Fellstruktur und die gesellschaftliche Rolle des Hundes dar.
Haustier ist nicht gleich Haustier
Allein in den Ländern Europas gibt es große Unterschiede in der Hundehaltung. Während in Tschechien und Rumänien fast die Hälfte der Haushalte einen Hund besitzt, haben lediglich 13 Prozent der deutschen Haushalte einen Hund, schreibt der Branchenverband der europäischen Haustierfutterindustrie (FEDIAF). Weniger üblich in Europa sei das Haustier nur in Österreich, der Schweiz und der Türkei.
In Deutschland bringt das Haustier 4,6 Milliarden Euro Umsatz jährlich, laut einer Studie der Uni Göttingen. Die vielen Hunde-Messen und Vierbeiner-Zeitschriften verwundern also nicht. Eine reine Kunstausstellung, die "auf den Hund gekommen" ist, ist jedoch ganz neu. Auch Ausstellungsstücke auf Hundehöhe hat es in Deutschland noch nicht gegeben.
Hunde haben Freigang
Nicht nur lastet ein kräftiges Wirtschaftsvolumen auf dem Rücken der Hunde, sondern auch ein wahrer Kunstschatz. Das Kupferstichkabinett Berlin will "die emotionale Nähe, die Mensch und Hund seit mindestens 15.000 Jahren verbindet" zeigen, sagt Direktor Heinrich Schulze Altcappenberg. Auch ein wenig Politik war Anlass zur Ausstellung: Seit Juli 2015 gibt es eine saftige Geldstrafe, wenn Hunde im Berliner Schlachtensee baden – und dieser liegt direkt neben Europas größtem Hundeauslaufgebiet. Die Hunde auf den Bildern der Ausstellung haben jedoch "Freigang", merkt Schulze Altcappenberg an.
Berlin: Hunde, die in Ausstellungen gehen
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Otto Dix, Albrecht Dürer, Adolph Menzel und Rembrandt haben die Vierbeiner beobachtet, eingebettet, porträtiert – und dabei haben sie nicht nur idyllische Vorstellungen des Hunde-Daseins gezeichnet.
Auf einem Gemälde von Adolph Menzel kneift ein eingespannter Karrenhund die Augen zu und lässt die Schlappohren hängen. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts mussten die Tiere noch Lasten schleppen. Ob als Schlepper, Jagd- oder Schoßhund - jedes Kapitel der Geschichte von Mensch und Hund wird im Kupferstichkabinett gezeigt. Sogar als Straßenköter tritt das Tier auf – und erhält wenigstens auf den Gemälden eine Würdigung.
Die Ausstellung ist vom 26.06. bis 20.09.2015 im Berliner Kupferstichkabinett zu sehen.