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Politik

Kurdenmiliz verkündet Sieg über IS in Syrien

23. März 2019

Kurdisch-arabische Kämpfer haben nach eigenen Angaben die letzte Stellung der Terrormiliz "Islamischer Staat" im syrischen Baghus eingenommen. Das Ende der Dschihadisten bedeutet das allerdings noch nicht.

Syrien SDF Flagge in Baghouz
Auf einem Gebäude im ostsyrischen Baghus weht am diesem Samstag die Flagge der Syrischen Demokratischen KräfteBild: Getty Images/AFP/G. Cacace

Das vom "Islamischen Staat" (IS) ausgerufene "Kalifat" sei "vollständig eliminiert", erklärte ein Sprecher der von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Die Dschihadisten hätten eine "hundertprozentige territoriale Niederlage" erlitten. Eine unabhängige Bestätigung hierfür gibt es nicht.

Die Befreiung von Baghus am Ufer des Euphrat nahe der Grenze zum Irak sei ein "historischer Moment", auf den die internationale Gemeinschaft gewartet habe, sagte der Außenbeauftragte des politischen Arms der SDF, Abdel Karim Umar, der Deutschen Presse-Agentur. "Das bedeutet aber nicht, dass wir den Terror besiegt haben." Der IS sei zwar militärisch zerstört, aber "in den befreiten Gebieten noch immer präsent", so Umar.

Macron: "Kampf muss weitergehen"

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte in einer ersten Reaktion, nun sei eine bedeutende Gefahr für sein Land beseitigt. "Doch die Bedrohung bleibt, und der Kampf gegen terroristische Gruppen muss weitergehen", schrieb Macron auf Twitter. Frankreich ist Mitglied der internationalen Koalition, die im Nahen Osten den IS bekämpft. In Syrien setzt Paris nach offiziell nicht bestätigten Berichten auch Hunderte Soldaten ein, die Spezialeinheiten angehören.

US-Präsident Donald Trump begrüßte das Ende des IS-Kalifats in Syrien, mahnte zugleich aber Wachsamkeit an. "Wir werden wachsam bleiben (...), bis es vollständig besiegt ist, wo immer es aktiv ist", erklärte er. "Wir werden mit unseren Partnern und Verbündeten weiter zusammenarbeiten, um radikale islamische Terroristen vollständig zu zerbrechen."

Die britische Premierministerin Theresa May würdigte den Sieg über die Dschihadisten in Baghus als "historischen Meilenstein", der ohne "den Einsatz, die Professionalität und den Mut" der internationalen Truppen nicht möglich gewesen sei. May lobte in einer Erklärung die "unermüdlich Arbeit" und den "außergewöhnlichen Mut" der britischen Soldaten und ihrer internationalen Verbündeten, die den IS in Syrien und im Irak bekämpft hätten.

Maas würdigt Zusammenarbeit

Der deutsche Außenminster Heiko Maas erklärte, ausschlaggebend für diesen gemeinsamen Erfolg sei auch gewesen, dass ziviles und militärisches Engagement eng ineinander gegriffen hätten. "Deutschland hat dazu einen wichtigen Anteil beigetragen." Nach seiner Ansicht geht vom IS weiter eine erhebliche Gefahr aus. Die Gruppe habe ihre Terroraktivitäten in Syrien und im Iran in den Untergrund verlagert. "Wir werden diese Bedrohung nicht unterschätzen. Deshalb geht das gemeinsame Engagement der Anti-IS-Koalition weiter. Aus deutscher Perspektive bleibt die Stabilisierung der von IS befreiten Gebiete entscheidend", betonte Maas.

Das Weiße Haus hatte bereits am Freitag die Vertreibung des IS aus dem Ort verkündet, obwohl die Kämpfe zu dem Zeitpunkt laut SDF noch andauerten. Die Stellung der Extremisten war am Freitagmorgen nach zweitägiger Pause wieder unter Beschuss genommen worden.

Letzte Bastion im Zeltlager

Die Offensive zur Eroberung von Baghus hatte am 9. Februar begonnen. Bis zuletzt waren dort noch IS-Anhänger auf engstem Raum in einem Zeltlager eingeschlossen, wo sie sich in Gräben und Tunnel eingegraben hatten und erbittert Widerstand leisteten.

In den vergangenen Wochen hatten Tausende IS-Kämpfer aufgegeben und sich den SDF-Truppen gestellt. Sie wurden in Gefangenenlager gebracht und verhört. Auch Zehntausende Zivilisten, darunter Angehörige der IS-Kämpfer, verließen den Ort.

Vorläufiges Ende des Krieges gegen den IS

Die Befreiung von Baghus markiert nach fast fünf Jahren das vorläufige Ende des Krieges gegen den IS in Syrien und im Irak. Den Höhepunkt ihrer Macht hatten die Extremisten im Sommer 2014 erreicht, als sie die nordirakische Stadt Mossul einnahmen. Kurz darauf rief die Terrormiliz ein "Kalifat" unter Führung von IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi aus.

Angehörige von IS-Kämpfern beim Verlassen von Baghus Mitte MärzBild: Reuters/I. Abdallah

Die Dschihadisten kontrollierten damals eine Region, die sich über weite Teile Syriens und des Iraks erstreckte. Mit dem Beginn der internationalen Militärintervention unter US-Führung verlor der IS jedoch schrittweise sein Herrschaftsgebiet. Im Sommer 2017 konnte die irakische Armee Mossul nach monatelangen schweren Gefechten vollständig befreien.

Im Herbst desselben Jahres fiel die von den Dschihadisten kontrollierte nordsyrische Stadt Al-Rakka. Ende 2017 erklärte schließlich der Irak den militärischen Sieg über die Terrormiliz.

US-Truppenabzug wird wahrscheinlicher

Mit der Eroberung von Baghus wird ein baldiger Abzug der US-Truppen aus Syrien wahrscheinlicher, den US-Präsident Donald Trump im Dezember angekündigt hatte. Nach letzten Plänen des Weißen Hauses soll allerdings noch ein Truppenkontingent im Land bleiben. Die Abzugspläne lösten international massive Kritik aus. Militärs und Beobachter warnten, der IS sei trotz der Niederlage noch nicht besiegt und könne wieder erstarken.

Am Freitag wurde in Baghus noch gekämpftBild: picture-alliance/AP Photo/M. Alleruzzo

Bei einem US-Abzug droht auch ein Angriff der Türkei auf die Kurdenmiliz YPG, die die SDF anführt und in Syrien der wichtigste Verbündete der USA ist. Die Regierung in Ankara sieht in der Miliz einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und hat stuft sie als Terrororganisation ein. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat eine Offensive gegen die YPG angekündigt. Die Kurden kontrollieren in Nordsyrien ein großes Gebiet an der Grenze zur Türkei und haben dort eine Selbstverwaltung errichtet.

hk/jj (dpa, afp, rtr)

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