Streitkräfte eines kurdisch geführten Bündnisses rücken in der wichtigsten verbleibenden syrischen IS-Bastion Al-Rakka weiter vor. Im Kampf gegen den sogenannten "Islamischen Staat" seien in den vergangenen zwei Tagen mindestens fünf weitere Viertel aus den Händen der Terrormiliz eingenommen worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Mittlerweile seien damit etwa 90 Prozent der einstigen Metropole in der Hand der Koalition der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Das größte Problem seien die zahlreichen Minen, die die Islamisten auf ihrem Rückzug gelegt hätten, so die Beobachtungsstelle mit Sitz in der Nähe Londons, deren Informationen von unabhängiger Seite nicht zu überprüfen sind.
Al-Rakka vor dem Fall?
In einem Statement der SDF heißt es, mit der Rückeroberung der Viertel sei eine neue Front am nördlichen Rand der Stadt gegen den IS entstanden. Ein SDF-Sprecher teilte mit, das Bündnis habe al-Rakka nun vollständig eingekreist. Dem Sprecher zufolge eroberten die Kämpfer auch wichtige Verteidigungsanlagen der Dschihadisten. Ihre Kämpfer hätten 80 Prozent der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht. Der Kampf sei demnach in der Schlussphase.
Seit Juni kämpfen die SDF, ein Bündnis aus kurdischen und arabischen Streitkräften, mit Hilfe der USA in der von der Terrororganisation gehaltenen Stadt Al-Rakka. Von den USA wurden die SDF dabei mit Luftangriffen und Eliteeinheiten am Boden unterstützt. Der IS hält aber noch ein Gebiet im Zentrum der Stadt mit einem Durchmesser von wenigen Kilometern. Und auch die StadtDair as-Saur, die südöstlich von Al-Rakka liegt, halten die Dschihadisten weiterhin. Die Islamisten hatten große Teile Syriens und des benachbarten Irak besetzt, werden aber immer weiter zurückgedrängt.
Offensive im Irak
So starteten irakische Streitkräfte am Dienstag eine Offensive auf die von der Terrormiliz IS kontrollierte Region an der Grenze zu Syrien. Bei dem Sturm auf den westlichen Teil der Provinz Al-Anbar solle zunächst die Stadt Anah, die seit 2014 in den Händen der Dschihadisten ist, eingenommen werden, teilte Regierungschef Haidar al-Abadi mit. Die irakischen Regierungstruppen hatten in den vergangenen Monaten große Erfolge gegen den Islamischen Staat erzielt und unter anderem die IS-Bastionen Mossul und Tal Afar eingenommen.
Seit Monaten erobern kurdische und arabische Kämpfer mit Hilfe der USA die von der Terrormiliz IS gehaltene Stadt Rakka im Norden Syriens zurück. Der Kampf ist zäh. Die Trümmerlandschaft lässt rasche Erfolge nicht zu.
Bild: picture-alliance/AP Photo/H. MallaDie Rebellen werden von den USA unterstützt. Die amerikanische Luftwaffe fliegt immer wieder Angriffe auf Stellungen der IS-Kämpfer. Die Befreiung der Stadt schreitet zwar voran, ist aber sehr mühsam. Die über weite Teile zerstörte Stadt lässt ein rasches Vordringen nicht zu.
Bild: Reuters/Z. BensemraZwei Kämpferinnen der kurdischen Frauenverteidigungseinheiten nehmen IS-Terroristen ins Visier. Ohne Kopftuch und sonstige Verhüllung stehen diese Frauen schon äußerlich gegen jenes fundamentalistische Weltbild, das die IS-Kämpfer während ihrer Herrschaft in Rakka durchzusetzen versuchten.
Bild: picture-alliance/dpa/M. UmnaberWorum es der Terrormiliz geht, zeigt dieses Bild eines ihrer aufgegebenen Büros nahe Rakka. "Der Prophet sagte", steht auf dem großen Plakat im Hintergrund, das zum Gebet auffordert. Mit aller Brutalität unterwarfen die IS-Kämpfer Rakka und andere Städte ihrem extremistischen Verständnis des Islam.
Bild: Getty Images/D.SouleimanSchon an den Stadträndern dokumentierten die IS-Terroristen durch ihr unverwechselbares Emblem ihren Herrschaftsanspruch. "Es gibt keinen Gott außer Gott", zitiert dieses das islamische Glaubensbekenntnis. Anfang Juni war die Terrormiliz dann aber wie hier nahe Rakka gezwungen, erste Stellungen aufzugeben. Zurück blieben die Parolen.
Bild: Getty Images/D.SouleimanMit ihrer harten Herrschaft machten sich die Terroristen bei weiten Teilen der Bevölkerung sehr unbeliebt. Viele Menschen gelang die Flucht, sie suchten Schutz in Flüchtlingslagern. Ein Teil der Bewohner von Rakka konnte oder wollte nicht fliehen. Sie werden jetzt zwischen den IS-Kämpfern und den Truppen des Bündnisses aufgerieben.
Bild: DW/A. Alojayli Der Kampf gegen die IS-Terroristen ist zwar erfolgreich, aber auch sehr mühsam. Gerade im Zentrum der Stadt müssen sich die Kämpfer des Befreiungsbündnisses oft Haus um Haus vorkämpfen. Hier dringt einer der Kämpfer durch ein Loch in den nächsten Raum einer Wohnung ein.
Bild: picture-alliance/dpa/M. UmnaberÜber weite Teile ist die Stadt allerdings zerstört. Die Flugangriffe der Amerikaner haben ihr ebenso zugesetzt wie die Zerstörungswut der IS-Kämpfer. Wo sie sich rechtzeitig zurückziehen konnten, richteten sie bewusst maximalen Schaden an. Der IS will auf diese Weise auch die Vergangenheit zerstören.
Bild: Reuters/Z. BensemraDer Kampf wird Haus um Haus und zuletzt um ganze Stadtviertel geführt. Hier rücken kurdische Kämpfer vor, um einige weitere Meter einer Straße unter ihre Kontrolle zu bekommen. Haltung und Mienen der Kämpfer lassen erkennen, wie riskant das Unternehmen ist.
Bild: Reuters/G. TomasevicDie Kämpfe fordern ihren Tribut. Ein Mitglied der Demokratischen Kräfte Syriens ist von einem IS-Terroristen angeschossen worden. Inzwischen haben die im Bündnis vereinten Araber und Kurden die Terrormiliz aus 60 Prozent aller besetzten Gebiete in Syrien zurückgedrängt.
Bild: picture-alliance/dpa/M. UmnaberViel größeren Schaden als die Gewehre richten die Bomben an. Die Schläge aus der Luft reißen ganze Häuser nieder. Unter ihren Trümmern können sich überlebende Zivilisten befinden, ebenso gut aber auch IS-Kämpfer. Das macht die Durchsuchung doppelt gefährlich.
Bild: picture-alliance/dpa/M. UmnaberEin Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte hat eine Flasche mit dem Porträt eines typischen IS-Terroristen bemalt. Unbekannt ist, wozu das Kunstwerk dient. Vielleicht soll es die Geister der Terrormiliz fernhalten. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ein Objekt, an dem die Scharfschützen ihre Fähigkeiten proben.
Bild: picture-alliance/AP Photo/H. Mallasam/cr (dpa, rtr)