Deutschland ist schon lange keine Monarchie mehr, aber die Deutschen lieben Königinnen. Neben der Schönheitskönigin regieren hierzulande noch zahlreiche weitere Majestäten: von der Bier- bis zur Weißwurstkönigin.
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Kuriose Königinnen
Deutsche lieben Königinnen. Wie gut, dass es weit über 100 Regentinnen gibt, die das Weißwurst-Zepter hochhalten oder bayerisches Bier und deutsche Weine preisen: von der Weißwurstkönigin bis zur Miss Germany.
Bild: Marco Felgenhauer
Bierkönigin
Klar, dass es in Deutschland auch eine Bierkönigin geben muss. Und eine Hopfenkönigin, eine Gerstenkönigin, ja selbst eine Weißbierkönigin. Die Bayerische Bierkönigin muss mindestens 21 Jahre alt sein und die bayerische Kultur weltweit vertreten. Für die Bierbotschafterin gibt’s vom Bayerischen Brauerbund unter anderem ein exklusives Dirndl und ein Anzapftraining für Holzfässer.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel
Weißwurstkönigin
Die Bayerische Weißwurstkönigin Christin I. ist zur Zeit das Oberhaupt im Reich der Weißwurst. Ihre Insignien: Krone und Weißwurst-Zepter. Sie hatte sich gegen ihre Konkurrentinnen durchgesetzt, weil sie nicht nur im "Gstanzl"-Singen die Nase vorn hatte, sondern auch mit ihrem Allgemeinwissen über die Weißwurst punkten konnte. Das Gstanzl ist übrigens ein gereimter Improvisationsgesang in Mundart.
Bild: Marco Felgenhauer
Bergwiesenkönigin
Vor allem die Bayern lieben Königinnen. Es scheint fast so, als ob jeder Ort seine eigene Königin aufstellt. In Pfronten im Allgäu wird die Bergwiesenkönigin gewählt. Sinja I. soll Touristen in den Ort locken und vertritt – wie viele andere Königinnen auch – ihre Gemeinde auf der "Grünen Woche", einer jährlich stattfindenden Messe für Ernährungswirtschaft, Landwirtschaft und Gartenbau.
Bild: Pfronten Tourismus, E. Reiter
Apfelkönigin
Äpfel sind das Lieblingsobst der Deutschen. Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 960.000 Tonnen Äpfel geerntet. Da verwundert es kaum, dass es landauf, landab Apfelköniginnen gibt. Einmal im Jahr lädt Bundeskanzlerin Angela Merkel die Apfelköniginnen, die die größten deutschen Anbaugebiete vertreten, nach Berlin ein. Im Kanzleramt werden dann Körbchen mit frischen Äpfeln überreicht.
Bild: picture-alliance/dpa/M.Kappeler
Weinkönigin
Jede deutsche Weinanbauregion krönt einmal im Jahr ihre Weinkönigin. Außerdem wird jährlich eine gesamtdeutsche Weinkönigin gewählt. Sie sollte nicht nur hübsch aussehen, sondern muss auch etwas von Wein verstehen, so wie die amtierende Weinmajestät Josefine Schlumberger aus Baden. Sie studiert Weinbau und Oenologie und hat schon als Kind viel Zeit auf dem elterlichen Weingut verbracht.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach
Rosenkönigin
Auch Rosenköniginnen gibt es in vielen Regionen. Doreen II. (links) aber herrscht über die größte Rosensammlung der Welt: das Europa-Rosarium. Auf dem 13 Hektar großen Gelände in Sachsen-Anhalt blühen mehr als 8300 Rosenarten. Es liegt in Sangerhausen – der selbsternannten Berg- und Rosenstadt. Ihr zur Seite steht die Rosenprinzessin Sophia I., die sie bei ihren Reisen begleitet.
Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt
Kirmeskönigin
"Nimm deine Liebsten an die Hand und dann auf ins Kirmesland", schmettert Luisa I. regelmäßig ins Mikrofon. Die Kirmeskönigin wirbt für Karussells und Achterbahnen, für Riesenräder und Autoscooter und wird seit 1989 vom Deutschen Schaustellerbund gekürt. Zu ihren Aufgaben gehört es, von Kirmes zu Kirmes zu tingeln und in den Festzelten für Stimmung zu sorgen.
Bild: picture-alliance/P. Schönberger/Geisler
Erdbeerkönigin
Niedersachsen in Norddeutschland ist das Hauptanbaugebiet für Erdbeeren. 40.000 Tonnen werden dort jährlich geerntet. Ganz klar, dass es dort auch eine Erdbeerkönigin gibt. Auf die roten Beeren angesprochen kommt Britta I. ins Schwärmen: Sie schmecken gut, haben viele Vitamine und machen schlank. Für Ihre Erdbeermajestät ist die Erdbeere "einfach eine tolle Frucht".
Bild: picture-alliance/dpa/S. Prautsch
Heidekönigin
Beim neuntägigen Heideblütenfests im Amelinghausen wird nicht gegeizt: Es gibt ein Feuerwerk, eine schwimmende Freilichtbühne und einen festlichen Umzug durch die Gemeinde. Der Höhepunkt des jährlich stattfindenden Volksfests aber ist die Wahl der Heidekönigin. Und das hat Tradition. Victoria – hier zu sehen bei der Krönungszeremonie – ist mittlerweile die 67. Heidekönigin.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Schulze
Schönheitskönigin
Jährlich wird auch die Miss Germany gewählt – Deutschlands Schönheitskönigin. Teilnehmen dürfen die Gewinnerinnen der Misswahlen der einzelnen Bundesländer. Die Siegerin muss sowohl im Abendkleid als auch in Bademode eine gute Figur machen und darf sich unter anderem über eine mit Brillanten besetzte Luxusuhr freuen, ein professionelles Fotoshooting und – ganz wichtig – eigene Autogrammkarten.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Seeger
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Deutschland liebt seine Majestäten und widmet ihnen sogar alle drei Jahre einen eigenen Königinnentag. Dabei sind Deutschlands Königinnen vor allem eins: Marketinginstrumente für ein Produkt und eine Region. Das sagt einer, der es wissen muss: Matthias Roeper, Vorsitzender der "Arbeitsgemeinschaft Deutsche KönigInnen". In dem Verein sind mehr als 130 deutsche Königinnen organisiert. "Die erste produktbezogene Königin war 1931 die Pfälzer Weinkönigin", sagte Roeper der DW. "Die war, weil sie damals die einzige war, gleichzeitig auch die Deutsche Weinkönigin."
Erst Ende der 1940er Jahre sind weitere regionale Weinköniginnen hinzugekommen. Anfang der 1950er wurden die ersten Heideköniginnen gewählt. Ein Königinnen-Boom setzte aber erst etwa ein Jahrzehnt später ein. Vertreter von Städten und Gemeinden, aber auch Produktverbände hatten erkannt, dass eine Produktkönigin eine kostengünstige Möglichkeit ist, ihr Dorf, ihre Stadt und ihre Produkte bei Touristen und Verbrauchern bekannt zu machen. Sie üben ihr Amt nämlich ehrenamtlich aus. Gewählt werden sie in der Regel für ein Jahr.
Königinnen gibt's nur auf dem Land
Der Marketingansatz, mit jungen Frauen als Produktköniginnen zu werben, sei ein ländlich-regionales Phänomen, erläutert Roeper. "Das finden Sie nicht in einer größeren Stadt." So erklärt sich, dass die große Mehrheit der Königinnen mit Essen und Trinken, mit Ernte und Landwirtschaft zu tun hat. "Es sind zu 90 Prozent landwirtschaftliche Königinnen. Das geht vom Apfel bis zur Zwiebel, und mittendrin ist der Wein, der Hopfen, die Kirsche, das Bier." Während ihrer Regenschaft reist die Königin durch die Bundesrepublik, besucht Volksfeste, schüttelt Ministern die Hände und preist auf Messen ihr Produkt an.
"Tradition ist ganz wichtig"
Die meisten Königinnen haben nur ein regionales Herrschaftsgebiet. Königinnen, die für das gesamte Bundesgebiet zuständig sind, wie etwa die Deutsche Weinkönigin, sind selten. Das sei auch so gewollt, erklärt Roeper. Denn jede Region sei einzigartig, und jedes Produkt sei einzigartig. Jede Region solle ihre Identität bewahren - und eine eigene Königin stellen, die eng mit ihrer Heimat verbunden ist. Letzteres ist übrigens die wichtigste Voraussetzung, die eine Bewerberin mitbringen muss. Wer Königin werden will, müsse in der Region verwurzelt sein. "Sie muss sich mit dem was sie tut, mit dem Ort, mit dem Produkt, mit der Region absolut identifizieren", so Roeper. Außerdem sollte sie redegewandt, schlagfertig und sympathisch sein. Modelmaße sind dagegen kein Kriterium. "Wir wählen keine Schönheitskönigin", betont der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutsche KönigInnen. "Es gibt keine Wahl, bei der die Mädchen in Bikini und Badeanzügen durch die Gegend stolzieren müssen. Damit haben wir nichts zu tun."
So wichtig wie der Bundespräsident
In Orten, in denen es eine lange Königinnen-Tradition gibt, sei es auch heutzutage nicht schwierig, Jahr für Jahr eine neue Königin zu finden, meint Roeper. In ihrer Gemeinde zählten die Königinnen zu den wichtigen Personen des öffentlichen Lebens. In ihrer Heimat habe die Königin einen Status wie der deutsche Bundespräsident: "Sie ist praktisch das Staatsoberhaupt."