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Kurznachricht: Die SMS wird 30

Mischa Ehrhardt
2. Dezember 2022

Eine SMS genannte Kurznachricht mit einem mobilen Telefon zu versenden, geschah zum ersten Mal vor 30 Jahren. Heute haben Messenger-Dienste die SMS in den Hintergrund rücken lassen. Wichtig bleiben sie dennoch.

In Good Shape
Eine junge Frau sitzt im Park und liest auf ihrem SmartphoneBild: Colourbox

Im digitalen Wunderland sind es oft die einfachsten Nachrichten, die Geschichte schreiben. Merry Christmas gehört dazu: Fröhliche Weihnachten - per SMS. Übermittelt vom Computer des Softwareentwicklers Neil Papworth am 3. Dezember 1992 auf das Handy eines Vodafone-Managers Richard Jarvis. Der blieb aber eine Antwort schuldig.

Denn Handys, auf denen man eine SMS hätte tippen und verschicken können, gab es vor 30 Jahren noch nicht. Doch bereits 15 Monate später sollte sich das ändern: Der Startschuss für die Welle an Kurznachrichten erfolgte auf der Cebit in Hannover 1994. In den Folgejahren kam es zu einem sagenhaften kommerziellen Aufstieg der Kurznachrichten.

Die erste SMS der Geschichte wurde sogar versteigert: Ein Auktionshaus hatte den Code als ein NFT versteigertBild: Vodafone/dpa/picture alliance

39 Pfennig pro SMS

Im Rekordjahr 2012 verschickten die Bürger hierzulande fast 60 Milliarden SMS. Zu diesem Zeitpunkt waren die Preise bereits stark gefallen. Zu Beginn der Kurznachrichtenflut allerdings kassierten die Mobilfunknetzbetreiber gesalzene Gebühren für die auf 160 Zeichen begrenzten Nachrichten. Mit Einführung der SMS mussten Handynutzer 39 Pfennig für jede Kurznachricht berappen.

Auch mit Einführung des Euro änderte sich das nicht wesentlich - der Standardpreis lag dann bei 19 Cent pro SMS. So entwickelte sich der "Short Message Service" zum Goldesel der Branche - schon 1998 wurde erstmals die Schwelle von einer Milliarde versendeter SMS in Deutschland überschritten.

Durch zunehmende Konkurrenz allerdings fielen die Preise dann allmählich auf nur wenige Cent pro SMS. Heute sind Flatrates üblich; Konsumenten zahlen also einen monatlichen Festpreis. In den meisten Fällen sind darin Kurznachrichten und ein Zeitkontingent an Telefongesprächen inbegriffen.

Sieben Milliarden Nachrichten

Dass die Mobilfunkkonzerne für SMS kaum mehr etwas verlangen können liegt vor allem an den im vergangenen Jahrzehnt steil aufsteigenden Messenger-Diensten. "Im Jahr 2009 kam mit WhatsApp ein Dienst auf den Markt, der Instant-Messengern zum Durchbruch verhalf und die SMS in den Sinkflug schickte", sagt der Hauptgeschäftsführer des Digitalverbandes Bitkom, Bernhard Rohleder. Laut Daten der Bundesnetzagentur betrug die Anzahl versendeter SMS im Jahr 2021 7,8 Milliarden. Damit allerdings haben sich die SMS nach Berechnungen von Bitkom von ihrem Tief im Jahr 2020 wieder etwas erholt - da schickten die deutschen nur etwa sieben Milliarden Kurznachrichten von einem Handy auf das andere.

Nach wie vor nämlich bleiben SMS für manche Funktionen im digitalen Zeitalter wichtig: "Der SMS-Standard hat den Vorteil, dass er auf jedem Handy funktioniert und keine Internetverbindung oder gesonderte Anmeldung voraussetzt", so Bernhard Rohleder. So kommen SMS auch bei zahlreichen Bezahldiensten zur Verifikation und Identifikation der Person zum Einsatz.

Alt-Kanzlerin Merkel war eine große SMS-Freundin, die sich hier mit ihrer Ministerin Schavan über eine SMS amüsiertBild: picture alliance/dpa

HBD! Akla?

Sonderlich bequem war das Schreiben von SMS in den Anfängen nicht. Ältere Handynutzer mögen sich an die Zeiten erinnern, in denen die Tastentelefone nur Ziffern von 0 bis 9 hatten. Dahinter wurde jede Ziffer mit mehreren Buchstaben und Zeichen belegt, die man durch mehrmaliges drücken aktivieren musste. Das ist nebenbei auch die Geschichte vieler heute noch verwendeter Abkürzungen des Kurznachrichtenjargons: mfg, lg, oder hdg - für Hab' Dich gern. HBD steht für Happy Birthday,  der passende Gruß an die gute alte SMS lautet also: SMS 30 - HBD! Akla? Alles klar.

Heute ist das eigentlich aber nicht mehr nötig. Denn mit gängigen Smartphones können Nutzende ihre Nachrichten per Sprachassistent einfach diktieren. Nach Umfragen von Bitkom nutzt fast die Hälfte der Menschen solche technischen Hilfen. Auch ist durch das Versenden per Messengerdienst über die Internetverbindung die Länge der Nachrichten nicht mehr auf 160 Zeichen begrenzt; es lassen sich theoretisch die Texte ganzer Bücher verschicken.

Auch wenn es meist keine Romane sind, die von einem Handy auf das nächste fliegen - das Chatten steht hoch im Kurs: 2021 sind in Deutschland an jedem Tag fast 800 Millionen Nachrichten per Smartphone und die verschiedenen Messenger-Apps samt SMS verschickt worden. Zwischen zehn und 20 Nachrichten sind es, die man im Durchschnitt an einem Tag auf dem Handy vorfindet. Nur wenige davon aber sind klassische SMS.

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