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Kunst

Kyotographie: Sprungbrett für Fotografinnen

Aimie Eliot
18. April 2022

Frauen spielten in Japans Fotoszene lange keine Rolle. Das ändert sich jetzt: Kyotos Internationales Fotofestival feiert seine zehnte Ausgabe mit einer Hommage an aufstrebende japanische Fotografinnen.

Frauen protestieren mit Porträts von Krebspatientinnen
Protest gegen Körperkult: Frauen tragen Plakate mit Porträts von KrebspatientinnenBild: Aimie Eliot

Das Festival, die Kyotographie, ist nicht nur in Museen und Galerien zu bestaunen. Vier Wochen lang erobert die Fotografie im Frühling ganz Kyoto mit Ausstellungen an verschiedenen ikonischen Orten. Darunter ein buddhistischer Tempel, eine belebte Einkaufsstraße und das Haus von Genbei Yamaguchi, einem traditionellen Kunsthandwerker in der zehnten Generation.

Als Lucille Reyboz und Yusuke Nakanishi das Festival vor zehn Jahren ins Leben riefen, hatten sie ein Ziel: die Fotografie zu feiern und ihr den Raum zu geben, den sie verdient. Den Organisatoren des Festivals zufolge kämpft die Fotografie in Japan noch immer um Anerkennung und Wertschätzung. "Japan kann sehr streng und ziemlich altmodisch sein, wenn es um Kunst geht. Alles wird kategorisiert, wir wollten das aufbrechen", sagte Festival-Mitbegründer Yusuke Nakanishi der DW.

Japan aus Sicht der Frauen

Das Fotofestival präsentiert internationale Meister der Fotografie und neue Talente. Eine Kombination, die absichtlich so gestaltet wurde, "um das Interesse der Menschen an Dingen zu wecken, über die sie weniger wissen", so Lucille Reyboz.

Die Kyotographie soll auch ein Sprungbrett für japanische Künstlerinnen werden: "In den letzten zehn Jahren sind immer mehr Fotografinnen dazugekommen", betont Reyboz. Sie wolle die wachsende Bekanntheit des Festivals nutzen, um die Frauen endlich ins Rampenlicht zu stellen. "Lange Zeit haben wir Japan mit den Augen der Männer betrachtet. Und es ist, als ob wir es nicht vollständig betrachtet hätten", sagt Pauline Vermare, Fotohistorikerin und Mitkuratorin der Sonderausstellung des Festivals, "10/10 Celebrating Contemporary Japanese Women Photographers".

Die Kyotographie findet an symbolträchtigen Orten in Kyoto statt, darunter auch in diesem traditionellen HolzhausBild: Aimie Eliot

Fotos gegen Tabus und Vorurteile

Die Ausstellung in der Kunstgalerie Hosoo stellt die Arbeiten von zehn japanischen Künstlerinnen in den Mittelpunkt und ist laut Lucille Reyboz wie ein "Manifest für Fotografinnen in Japan". Das Verschwinden der traditionellen Kultur, die vom Menschen bedrohte Natur, die Grenzen zwischen den Geschlechtern: Soziale und ökologische Themen prägen die Arbeit dieser Fotografinnen. Die Künstlerinnen prangern die Tabus und Vorurteile an, mit denen sie zu kämpfen haben.

So setzt sich Mayumi Suzuki in Selbstporträts und metaphorischen Stillleben mit ihrer Unfruchtbarkeitsbehandlung auseinander, "ein Thema, über das wir in Japan nicht sprechen", sagt sie. Die Fotojournalistin Noriko Hayashi dokumentiert das Schicksal japanischer Frauen, die mit koreanischen Männern verheiratet sind, nach Nordkorea auswanderten und nicht mehr zurückkehren konnten. Hideka Tonomura zeigt Porträts von Frauen, die aufgrund einer Krebserkrankung ihre Brustdrüsen entfernen ließen: "Es gibt eine zu starke Tendenz, Frauen nach ihrem Körper zu beurteilen", sagt die Künstlerin. 

Noch keine Gleichstellung der Geschlechter

Die Kämpfe der Frauen, die in den Fotos thematisiert werden, spiegeln die Hindernisse wider, mit denen auch die Fotografinnen konfrontiert sind: "In Japan haben sie nicht genug Raum, um sich auszudrücken. Sie können nicht sagen, was sie denken, denn wenn sie das tun, gelten sie als zu stark, zu prätentiös", sagt die Fotografin Yukari Chikura. "Ich hoffe, dass wir in Zukunft nicht mehr betonen müssen, dass wir Fotografinnen sind", fügt sie hinzu. "Aber im Moment symbolisiert es die Geschlechterkluft, die immer noch zwischen Frauen und Männern besteht."

Sie hofft, dass diese Unterscheidung eines Tages nicht mehr nötig sein wird - wenn die Gleichstellung der Geschlechter erreicht ist.

Das Kyotographie-Festival läuft noch bis zum 8. Mai 2022.

Adaption aus dem Englischen: Paula Rösler.

 

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