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PolitikAfrika

Proteste gegen steigende Preise in Mosambik

Antonio Cascais | Romeu da Silva
15. Juli 2022

Steigende Lebensmittel- und Spritpreise in Mosambik führen zu Streiks und Protesten rund um die Hauptstadt Maputo. Die Regierung hat die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Doch die Bevölkerung will nicht mehr schweigen.

Sicherheitskräfte mit Waffen und Hunden, an denen eine Frau vorbeigeht
Großes Polizeiaufgebot in Maputo am 14. Juli, dem Tag des Generalstreiks gegen die aktuelle KriseBild: GRANT NEUENBURG/REUTERS

"Es ist, als ob meine Geldbörse ein großes Loch hätte", klagt Taxifahrer Júlio Mateus gegenüber dem DW-Korrespondenten in der Hauptstadt Maputo. Nur mit großer Mühe schaffe er es in letzter Zeit, seine Familie zu ernähren. Jeden Monat müsse er sich etwas Neues einfallen lassen, um über die Runden zu kommen. "Die ständigen Preissteigerungen ruinieren uns Stück für Stück, mal ist es der Sprit, mal ist es Brot oder Reis. Wie soll das nur weitergehen?", fragt sein Kollege António Balate. Die explodierenden Spritpreise könne er auf Dauer nicht an die Fahrgäste weitergeben. Hilfen der Regierung seien zwar angekündigt, bisher aber ausgeblieben, so Balate.

Und der Versicherungsangestellte Alberto Sitoe beschreibt seine Lage so: "Ich muss das Schulgeld meiner Kinder bezahlen, zusätzlich zum Taxigeld, denn ich wohne in Matola, außerhalb von Maputo. Doch das wird immer schwerer." Verantwortlich für die Situation sei die Regierung, fügt Sitoe hinzu. Dort säßen Leute, die in einer anderen Welt lebten: "Sie essen täglich vom Allerfeinsten und haben noch nie ein Sammeltaxi von innen gesehen, weil sie in ihren Dienstwagen von A nach B kutschiert werden."   

Protest formiert sich über Soziale Netzwerke

Immer mehr Mosambikaner, vor allem im Großraum der Hauptstadt, gehen gegen die steigenden Lebensmittelpreise auf die Barrikaden. Es sind vor allem junge Leute, die sich über Facebook- oder WhatsApp-Gruppen verabreden. Diese Woche führten Proteste in Maputo und Matola zu einer teilweisen Lahmlegung des Verkehrs und anderer öffentlicher Aktivitäten. Am Donnerstag war der Handel eingeschränkt, viele Schulen blieben geschlossen.

Proteste gegen Inflation: Der Handel in Maputo war teilweise lahmgelegtBild: Romeu da Silva/DW

Demonstranten errichteten Barrikaden auf den Straßen, Alleen und Plätzen. Die Polizei setzte Tränengas ein. Immer wieder eskalierte die Gewalt: Demonstranten setzten Reifen in Brand und warfen Steine gegen Privatfahrzeuge und Polizeiautos. Auch auf der Autobahn, die Maputo mit Matola verbindet, wurden wiederholt Barrikaden errichtet.

Inflation von rund zehn Prozent erwartet

Die Regierung von Präsident Filipe Nyusi und die Regierungspartei FRELIMO betonen immer wieder, die steigenden Lebenshaltungskosten im Blick zu haben: Diese stellten ein gravierendes Problem für die ärmsten Bevölkerungsteile, aber auch für die Mittelschicht dar, hieß es bereits im Juni in einer offiziellen Stellungnahme des mosambikanischen Präsidenten. Erst vor Kurzem aktualisierte das Statistische Amt Mosambiks die Inflationserwartung für das laufende Jahr. Im Jahr 2022 wird demnach mit einer Preissteigerungsrate von 9,4 Prozent gerechnet.

Dschihadistische Gewalt in Mosambik eskaliert

03:06

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Die Lage sei ernst, es sei aber kein rein mosambikanisches Problem, sagt der erste Sekretär der Partei in der Stadt Maputo, Razak Manhique, im DW-Interview - und appelliert an die Bürger, Ruhe zu bewahren und sich nicht zu unbedachten Protestaktionen auf der Straße hinreißen zu lassen. "Die Regierung ist dabei, Mittel zu finden, um die hohen Lebenshaltungskosten zu senken. Und es ist wichtig, dass wir diese Regierung bei ihrer Arbeit unterstützen."

"Armut führt zu Gewalt"

Für Dércio Alfazema, Analyst der mosambikanischen Nichtregierungsorganisation IMD ("Institut für die Mehrparteien-Demokratie"), ist die Wut, die sich in diesen Tagen auf den Straßen von Maputo und Matola entlädt, ein Symptom für die extreme Armut in der Bevölkerung: "Das Problem der Arbeitslosigkeit, insbesondere bei Jugendlichen, das Problem des schlechten Zugangs zu notwendigen Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung oder öffentlichen Verkehrsmitteln - all das entlädt sich jetzt in den Protesten, die wir auf den Straßen sehen", sagt Alfazema der DW. 

Politologe und Bürgerrechtsaktivist Dércio Alfazema: "Die Wut der ärmeren Menschen entlädt sich jetzt auf den Straßen" Bild: Arcénio Sebastião/DW

"Wir haben immer mehr Familien, die - wenn überhaupt - nur eine einzige Mahlzeit am Tag haben. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass die jungen Leute leicht für Protestaktionen mobilisiert werden können", unterstreicht der Analyst. Doch er gibt zu bedenken, dass es bei diesen Protesten einige Leute gebe, die den Schmerz und das Leid der Menschen ausnutzen wollten: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine Spirale der Gewalt hineingeraten, die alles nur noch schlimmer macht. Einige radikale Leute sind an Vandalismus und Zerstörung interessiert." Viele der jungen Leute seien nur Mitläufer, die ausgenutzt würden für eine Agenda, die sie selbst nicht kennten, so die Analyse des mosambikanischen Bürgerrechtsaktivisten.