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Löw mit Respekt vor Frankreich

6. September 2018

Es hätte leichtere Aufgaben für die deutsche Nationalelf gegeben als einen Neustart gegen den Weltmeister. Doch das Auftaktspiel zur UEFA Nations League bietet auch Chancen. Besonders die zur Wiedergutmachung.

Deutschland, München: DFB Pressekonferenz mit Joachim Jogi Löw
Bild: picture-alliance/M. Gilliar

Vor dem Nations-League-Start

02:54

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Zwar hat Joachim Löw schon 165-mal bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf der Trainerbank gesessen, dennoch sprach er vor dem Duell gegen Weltmeister Frankreich (Anstoß 20:45 Uhr MESZ, ab 20:30 Uhr im DW-Audio-Livestream) von einem Neustart. Nach dem blamablen WM-Aus gilt es für Löw und sein Team, "ein völlig anderes Gesicht zu zeigen als in Russland und ein gutes Spiel zu machen", wie Löw forderte: "Es liegt an uns, das Feuer zu entfachen." Dass die erste Partie nach der Enttäuschung bei der Weltmeisterschaft ein Pflichtspiel ist, noch dazu in einem Wettbewerb, der nur wenige Spiele umfasst und daher kaum Ausrutscher zulässt, erhöht den Druck. Neben den Franzosen sind die Niederländer Gruppengegner des DFB-Teams in der UEFA Nations League. Man hätte es leichter erwischen können.

"Frankreich ist völlig verdient Weltmeister geworden, weil sie eine starke Ausgewogenheit haben zwischen Spielern, die Bälle erobern und schnellen Spielern, die in die Tiefe gehen. Und sie sind individuell auf allen Positionen gut besetzt", sagte Löw und lobte: "Frankreich ist in den letzten ein, zwei Jahren die beste Mannschaft der Welt gewesen. Das ist eine schwierige Aufgabe für uns, aber wir freuen uns auf das Spiel."

Schulz für Hector im Team

Löw setzt dabei - Neustart hin oder her - auf ein Gerüst aus ehemaligen Weltmeistern: Kapitän Manuel Neuer bleibe die Nummer eins im Tor, sagte der Bundestrainer. Davor dürften die Münchener Jerome Boateng und Mats Hummels verteidigen. Im zentralen Mittelfeld spielt Toni Kroos, vorne ist Thomas Müller gesetzt. Er erwarte von seinen etablierten Größen, "dass sie den Karren anschieben", sagte Löw. "Wir sind in der Bringschuld", ergänzte Toni Kroos. Alle wollten zeigen, dass sie es besser könnten als bei der WM, und da biete das Spiel gegen Frankreich eine "gute Möglichkeit", so Kroos.

Der Hoffenheimer Nico Schulz (r.) soll gegen Frankreich Jonas Hector ersetzen und die linke Seite sichernBild: Imago/Jan Huebner

Von den drei Neulingen wird aber auch einer von Anfang an zum Einsatz kommen: Nico Schulz von der TSG Hoffenheim besetzt die Position des Linksverteidigers, die frei wird, weil Stammspieler Jonas Hector aussetzt. Wegen seines früheren Saisonstarts mit Zweitligist 1. FC Köln durfte Hector in Absprache mit Löw bei seinem Verein bleiben, um die Belastung ein wenig zu drosseln. Neben Schulz sind Kai Havertz von Bayer 04 Leverkusen und PSG-Profi Thilo Kehrer neu dabei, die aber zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Ob beim Spiel gegen den Weltmeister tatsächlich ein anderer Spielstil als in den vergangenen Jahren sichtbar wird, ist fraglich. Anders als bei der WM, wo oft jegliche Absicherung nach hinten fehlte und die Außenverteidiger bei Kontern des Gegners zu langsam nach hinten liefen, muss es in jedem Fall werden, wenn gegen Frankreich ein Sieg herausspringen soll. Immerhin kündigte Löw vorsichtig einige Veränderungen an. "Wir möchten natürlich, dass unsere Außenverteidiger nach vorne gehen, aber vielleicht nicht so oft und möglicherweise nicht beide gleichzeitig", sagte Löw und ergänzte etwas unkonkret: "Wir wollen unsere Offensivkraft nicht verlieren, müssen aber unsere Defensive stabilisieren. Wichtig ist, dass alle Spieler in der Defensive arbeiten. Nicht nur hinten, sondern auch im Mittelfeld gilt es, gegnerische Spieler vom Tor wegzuhalten."  

Selbstbewusste Franzosen

Besteht bei den Franzosen die Gefahr der Überheblichkeit?Bild: picture alliance/dpa/C. Charisius

Gegner Frankreich ist mit Selbstvertrauen zum Länderspiel in München angereist. Gut gelaunt und als verschworene Gemeinschaft präsentierte sich die Eqiupe Tricolore, die fast exakt aus den 23 Weltmeistern von Russland besteht. Lediglich die Verletzungen der Torhüter Hugo Lloris und Steve Mandanda machten Änderungen nötig. Um das erste Pflichtspiel nach dem großen Erfolg nicht aufgrund von Überheblichkeit zu verlieren, warnte Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps im Vorfeld: "Die Motivation muss bei uns da sein. Das Stadion ist voll, und es ist immer noch Deutschland."

Auch die französischen Spieler sprechen in den höchsten Tönen von der Mannschaft, die sie vor knapp zwei Monaten in Russland als Weltmeister abgelöst haben. "Deutschland bleibt Deutschland, egal was bei der WM passiert ist. Sie haben eine großartige Mannschaft", sagte Verteidiger Benjamin Pavard vom Bundesligisten VfB Stuttgart dem TV-Sender Sky.

Auch Mittelfeld-Star Paul Pogba lobte den Gegner. "Sie haben tolle Spieler, immer noch viele Weltmeister", meinte der 25-Jährige von Manchester United, der im Finale von Moskau beim 4:2 gegen Kroatien einen Treffer beisteuerte. "Ich möchte gegen Deutschland zeigen, dass wir die Besten auf der Welt sind", so Pogba.

Zu den Besten der Welt möchten auch Löw und das DFB-Team demnächst wieder gehören. Gute Voraussetzungen also für ein spannendes und möglicherweise sogar hochklassiges Spiel.

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