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Gesellschaft

Unsterblich auch in Deutschland

Mara Bierbach
30. August 2017

Zu ihren Lebzeiten beherrschte Prinzessin Diana nicht nur die britische Regenbogen-Presse, sondern die Schlagzeilen weltweit. 20 Jahre nach ihrem Tod hat sie auch in Deutschland noch leidenschaftliche Fans.

Lady Di-Gedächtnis-Club mit Evelyn Marie Seidel
In ihrer Wohnung denkt Evelyn Marie Seidel immer gerne an Diana Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Das Radio hat sie noch. Es steht in einem Schrank in der Diana-Ecke in ihrer Wohnung, zwischen zahlreichen Bildern und Gemälden der Prinzessin, Büchern über sie und einer lebensgroßen Pappversion der ehemaligen Prinzessin. Es ist dieses Radio, aus dem Evelyn Marie Seidel am Morgen des 31. August 1997 in ihrer Küche vom Tod ihres Idols erfährt. Es ist Sonntag, ihre Mutter ist zu Besuch, sie will Frühstück machen, dreht das Radio in der Küche an. "Ich hab gesagt, Mutti, Mutti, das kann nicht wahr sein, das stimmt nicht, das ist vielleicht ein Hörspiel oder irgendeine Falschmeldung." Es ist keine Falschmeldung. Diana, offiziell nicht mehr Royal Highness seit ihrer Scheidung, inoffiziell noch immer die Prinzessin der Herzen, ist tödlich verunglückt, mit nur 36 Jahren.

Der bekannteste deutsche Diana-Fan

Alleine in Deutschland sehen 16 Millionen Deutsche bei der Fernsehübertragung von Dianas Beerdigung zu, weltweit 2,5 Milliarden. Nach Dianas Tod gründet Evelyn Marie Seidel (68) den Lady Di Club Germany, sie will sich mit anderen Fans austauschen. Fast religiös anmutend redet sie über die Prinzessin: "Ich sage immer, auch ein bisschen mit Wehmut: Diana ist der Welt und uns geschenkt worden, aber auch wieder genommen worden. Über ihren tragischen Tod hinaus verbindet Diana noch Menschen miteinander, die Freundschaften schließen im Club im Laufe der Jahre."

Evelyn Marie Seidel reiste vor kurzem auch nach Hamburg, um dort Dianas Sohn William zu sehenBild: picture-alliance /dpa/C. Gateau

Seidel ist heute der bekannteste und vermutlich größte Diana-Fan in Deutschland. Zum Geburtstag und zum Todestag Dianas fliegt Seidel mit einigen anderen Clubmitgliedern jedes Jahr zweimal nach Großbritannien. In London am Kensington Palast oder in Althorp, wo Diana auf dem Familienanwesen begraben ist, legt sie zusammen mit Diana Fans aus der ganzen Welt Blumen und aufwendig dekorierte Poster nieder. Das Interesse an Diana sei nicht nur unter Briten nach wie vor groß, sondern vor allem auch unter Deutschen und Amerikanern, sagt Seidel: "Weil wir in Deutschland keine Monarchie mehr haben, sind wir wahrscheinlich ein bisschen mehr auf diese Königshäuser fixiert. Und in den USA, wo es ja noch nie einen König oder Kaiser gab, sind die Menschen noch viel, viel verrückter nach Diana-Fotos und -Heften."

Immer noch in der Regenbogenpresse

Doch nicht nur beim harten Kern an Verehrern herrscht noch heute ein reges Interesse an der Prinzessin. Das Interesse an Diana – einst die meistfotografierte Frau der Welt und eine der größten Fashion-Ikonen ihrer Zeit – scheint ungebrochen, gerade in Deutschland. Zahlreiche Fernsehdokumentationen widmen sich der "Kerze im Wind", wie Elton John sie besang. Und am Zeitungskiosk schmückt ihr Konterfei viele Titel der Regenbogenpresse. "Diana, du fehlst!", titelt "Die Aktuelle", für die "Neue Post" ist die Prinzessin "für immer die Königin der Herzen". Und der Rolls Royce unter den Frisörzeitschriften, die "Gala", verspricht nicht nur im aktuellen Heft, "ihre letzten Geheimnisse" zu enthüllen, sondern widmet Diana auch ein Sonderheft zum 20. Todestag. Doch was macht Diana zu einem solchen Dauerbrenner im öffentlichen Bewusstsein in Deutschland - und weltweit?

Zu ihren Lebzeiten erfreute sich die Prinzessin großer Beliebtheit in Deutschland - hier bei einem Besuch in Celle 1987Bild: picture-alliance /dpa/T. Wattenberg
Zum zwanzigsten Todestag titeln zahlreiche deutsche Regenbogenmedien mit der PrinzessinBild: DW/M. Bierbach

 "Adel war ja in den 1980er eher etwas Verstaubtes. Dann kam diese junge, sympathische, hübsche Frau - für viele das Ideal einer Prinzessin, die das Bild des Königshauses schon modernisiert hat," sagt Brigitte Hennig. Sie arbeitet seit 1989 als Journalistin für so genannte Regenbogenmedien und hat zum Thema "Adelsberichterstattung" promoviert. "Diana  hatte ein Schicksal, an dem man Anteil nehmen konnte: so viele Menschen mochten sie, aber ausgerechnet ihr Ehemann zog eine andere vor. Dieses Drama und wie sie sich Di dagegen behauptet hat, das rührt an." Hennig hat beobachtet, dass Diana über die Jahre durch mehrere Ereignisse im englischen Königshaus medial immer wieder belebt wurde – allen voran durch die Hochzeit von Prinz Charles mit der "Rivalin" Camilla Parker Bowles, durch Dianas Söhne, vor allem aber durch die Hochzeit von Prinz Williams und die Vergleiche zu seiner Frau Kate.

Große Ausnahmeerscheinung

Diana ist eine "Jahrhundertprinzessin", findet Anhängerin Evelyn Marie Seidel. "Sie hat Dinge gemacht, die nie vorher ein Royal gemacht hätte: Aidskranken die Hand gegeben. Sie hat die Hofschneider links liegen gelassen, hat neue Designer gewählt. Und sie hat wirklich ganz tolle Charity-Sachen mit Kindern gemacht." Seidel ist seit Dianas Verlobung mit Thronfolger Charles 1980 ein Fan der Prinzessin und bewundert, wie anders Lady Di war, als der Rest des Königshauses: sehr volksnah: "Mir ist sofort aufgefallen, dass sie nicht wie die anderen aus dem Königshaus Handschuhe trug. Ich kannte immer nur die ausgestreckten Hände der Königin, von Anne, von Margaret, mit Handschuhen. Die hatten wohl Angst, sich schmutzig zu machen bei den Leuten. Bei Diana sah ich: Oh, die hat keine Handschuhe an, sie gibt ihre Hände wirklich den Leuten, und bückt sich auch mal auf Augenhöhe zu ihnen."

In ihrer Wohnung hat Evelyn Marie Seidel eine Ecke ganz ihrem Idol gewidmetBild: Evelyn Marie Seidel

Mit dem Tribut-Poster für den Kensington Palast - "ganz in Gold" - hat sich Evelyn Marie Seidel in diesem Jahr besondere Mühe gegeben. Der zwanzigste Todestag ihres Idols muss schließlich anständig gewürdigt werden.  "Ich hätte niemals für eine andere Prinzessin solch einen Club gegründet," sagt sie. "Solch eine Prinzessin wird es nicht wieder geben."