Lage auf der "Alan Kurdi" spitzt sich zu
16. April 2020Die Lage auf dem deutschen Rettungsschiff "Alan Kurdi" mit 149 Geflüchteten an Bord verschlimmert sich von Tag zu Tag. Wie die Betreiberorganisation Sea-Eye mitteilte, mussten drei Personen von dem Schiff im Mittelmeer evakuiert werden. Zuvor hatte ein Mann versucht, sich das Leben zu nehmen.
"Der Patient ist eine Gefahr für sich selbst und andere. Wir sind sicher, dass sich der Zustand weiter verschlechtern wird", schrieb die Schiffsärztin Dr. Caterina Ciufegni in ihrem medizinischen Bericht an die italienische Küstenwache.
"Dramatische Szenen" während der Evakuierung
Diese habe daraufhin drei der 149 Geflüchteten ans Festland gebracht. Dabei sollen sich dramatische Szenen abgespielt haben, als sich drei Boote der Küstenwache näherten. "Die Menschen sind total verzweifelt und werden seit zehn Tagen auf der 'Alan Kurdi' festgehalten", sagte Einsatzleiter Jan Ribbeck. "Sie deuteten an, ins Wasser springen zu wollen, um die italienischen Boote zu erreichen und ließen sich kaum beruhigen."
Italien hat wegen der Coronavirus-Pandemie alle Häfen geschlossen - auch für Schiffe mit aus Seenot geretteten Flüchtlingen. Die Entscheidung wurde von Seenotrettungsorganisationen heftig kritisiert.
Die von der Regensburger Organisation Sea-Eye betriebene "Alan Kurdi" sucht bereits seit Tagen nach einer sicheren Anlegestelle. Das Rettungsschiff liegt derzeit vor der Stadt Palermo. Geplant ist, dass die verbliebenen Migranten am Freitag auf einem italienischen Schiff in Quarantäne kommen. Versorgt werden sollen sie vom Roten Kreuz. Auch die Crew müsse wahrscheinlich in Isolation auf das Schiff, sagte der Sprecher von Sea-Eyer. Was mit den Migranten nach der zweiwöchigen Quarantäne geschieht, ist unklar.
Auch vor Lampedusa warten Geflüchtete
Vor der italienischen Insel Lampedusa wartet das spanische Rettungsschiff "Aita Mari" mit etwa 43 Migranten auf einen sicheren Hafen. Aus Gesundheitsgründen durften sieben Geflüchtete bereits an Land: eine dreiköpfige Familie und vier Männer, wie die spanische Hilfsorganisation "Salvamento Marítimo Humanitario" auf Twitter mitteilte. Die "Aita Mari" hatte am Montag vor Malta insgesamt 43 Menschen aus einem sinkenden Schlauchboot gerettet.
mir/se (dpa, kna, epd, Sea-Eye)