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Konflikte

Lage in Mosambik eskaliert nach Milizenangriff

28. März 2021

In Mosambik ist eine Islamistenmiliz in die Küstenstadt Palma eingedrungen und hat dort wahllos um sich geschossen. Der Energiekonzern Total bringt 1000 Mitarbeiter in Sicherheit.

BG I Alltag und Militarismus in Cabo Delgado
Zwei ehemalige Soldaten haben sich wegen der Überfälle in Cabo Delgado der Selbstschutzmiliz "Forca local" angeschlossen Bild: Roberto Paquete/DW

Der französische Energiekonzern Total hat etwa 1000 Mitarbeiter aus der Kleinstadt Palma im Nordosten Mosambiks herausgebracht, die von Extremisten eingenommen wurde. Die Beschäftigten seien mit einem Schiff aus Palma in die südlich gelegene Stadt Pemba transportiert worden, sagte Staatsminister Armindo Ngunga. Total teilte auf Anfrage mit, die Zahl der Mitarbeiter in einem riesigen Flüssigerdgas-Projekt bei Palma sei auf ein absolutes Minimum reduziert worden.

Palma befindet sich in der gasreichen Provinz Cabo Delgado im Nordosten Mosambiks. Dort sind Total und der US-Konzern ExxonMobil an einem 17 Milliarden Euro teuren Bauprojekt zur Erschließung von Flüssigerdgas beteiligt. Wegen der prekären Sicherheitslage in der Provinz hatte Total bereits im Januar die Zahl seiner Mitarbeiter reduziert. Unter den nun Evakuierten sollen sich auch ausländische Beschäftigte des Projekts befinden. Wegen der schlechten Handyverbindung in der Region herrscht über ihr Schicksal noch Unklarheit.

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Seit Mittwoch belagern etwa 100 Rebellen, die einer islamistischen Gruppierung mit Verbindungen zur Terrormiliz "Islamischer Staat" angehören sollen, die Kleinstadt in der Grenzregion zu Tansania.

Sie hatten Palma in einer koordinierten Aktion aus drei Richtungen angegriffen. Nach mehrtägigen Kämpfen brachten die Dschihadisten die Stadt inzwischen offenbar unter ihre Kontrolle. Nach übereinstimmenden Berichten von Sicherheitsvertretern zogen sich Armee-Einheiten in der Nacht zum Samstag aus Palma zurück. Aktivisten berichten von schweren Zerstörungen.

Etliche Todesopfer

Ein Militärsprecher sagte am Sonntag, bei dem Angriff seien Dutzende Menschen getötete worden. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) erklärten Augenzeugen, die Milizionäre hätten wahllos auf Menschen und Wohngebäude geschossen. In den Straßen lägen Leichen. Einige der Toten seien enthauptet worden. Unter den Todesopfern ist mindestens ein Südafrikaner, wie die Regierung in Pretoria bestätigte. Während verängstigte Bewohner in einen nahegelegenen Wald geflohen seien, hätten Mitarbeiter von Firmen, die das Gasprojekt betreiben, im Hotel Amarula Schutz gesucht.

Dieses Gebäude in Cabo Delgado wurde bei einem Angriff von Terroristen schwer beschädigt (Archivbild)Bild: Roberto Paquete/DW

Am Freitag gelang es der Armee nach Aussage eines Sicherheitsvertreters, rund 180 Menschen aus dem Hotel zu holen, in dem sie inmitten der Kämpfe festsaßen. Rund 80 Hotelgäste sollten demnach per Lastwagen in Sicherheit gebracht werden, doch wurde der Konvoi angegriffen. Wie ein Militärsprecher am Sonntag mitteilte, kamen dabei sieben Menschen ums Leben. Nur sieben der 17 Lastwagen schafften es demnach aus der Kampfzone. Was aus den Menschen auf den anderen Fahrzeugen wurde, ist unklar. Wie die südafrikanische Sicherheitsfirma Dyck Advisory Group mitteilte, konnten Hubschrauber der Firma, die mit der Regierung in Maputo zusammenarbeitet, mindestens 20 Menschen in Sicherheit bringen

Die restlichen Hotelgäste seien in der Nacht zum Samstag von Schiffen abgeholt worden, berichtete der mosambikanische Sicherheitsvertreter. Seine Angaben ließen sich aber zunächst nicht überprüfen. Ein Hotelmitarbeiter sagte der Nachrichtenagentur AFP aber am Telefon, dass alle Gäste das Gebäude verlassen hätten. Von offizieller Seite wurden die Berichte zunächst nicht bestätigt. 

Unruheprovinz Cabo Delgado

Palma liegt in der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Provinz Cabo Delgado. Seit 2017 kommt es dort immer wieder zu brutalen Angriffen radikalislamischer Banden. Die Milizionäre nahmen im August 2020 die Hafenstadt Mocimboa da Praia ein und greifen seitdem Dörfer in der Region an. Bei den Attacken wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 2000 Menschen getötet, mehr als 670.000 Menschen wurden vertrieben.

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Nach einer Reihe von Militärinterventionen hatte sich die Lage in Cabo Delgado in den vergangenen Monaten beruhigt. Erst am Tag des Überfalls hatte Total die Wiederaufnahme der Bauarbeiten für das Erdgasprojekt angekündigt, die aufgrund der unsicheren Lage seit Jahresbeginn ruhten. Am Samstagabend teilte der Konzern mit, dass die Arbeiten vorerst nicht wiederaufgenommen werden. Nach den bisherigen Plänen sollte die Anlage 2024 ihren Betrieb aufnehmen.

kle/uh (dpa, afp, rtre, ape)

 

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