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Musik

Lahav Shani wird Chefdirigent in München

Cristina Burack
1. Februar 2023

Der 34-jährige Israeli folgt Stardirigent Valery Gergiev. Der hatte sich nicht öffentlich von der russischen Ukraine-Invasion distanziert und wurde seines Amtes enthoben.

Lahav Shani, israelischer Pianist & Dirigent
Bild: Günther Pichlkostner/First Look/picturedesk.com/picture alliance

Die Münchner Philharmoniker gehören zu den führenden Orchestern weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Neuer Chefdirigent dort wird der israelische Dirigent Lahav Shani. Die Stelle wird der 34-Jährige allerdings erst im September 2026 antreten, da er bis dahin noch beim Rotterdam Philharmonic Orchestra unter Vertrag steht.

Bei der Verkündung der Neubesetzung am 1. Februar 2023 betonte Dieter Reiter, der Bürgermeister der Stadt München, Shani werde frischen Wind in das Orchester bringen - nicht zuletzt, weil er einer der jüngsten Dirigenten in der Geschichte des Orchesters sei. "Lahav Shani passt perfekt zu den Münchner Philharmonikern. Das städtische Orchester mit seiner Tradition und seinem Renommee hat sich verjüngt und weckt eine neue Begeisterung für Klassik", freute sich Reiter.

Vorgänger Valery Gergiev entlassen

Lahav Shani tritt musikalisch in große Fußstapfen, denn er folgt dem prominenten russischen Dirigenten Valery Gergiev. Gergiev war politisch umstritten , weil er sich nach der russischen Invasion in der Ukraine vor einem Jahr nicht von Wladimir Putins Vorgehen distanzieren wollte. Die Münchner Philharmoniker trennten sich daraufhin von dem Stardirigenten. Der heute 69-jährige Gergiev pflegt seit Jahren eine enge Freundschaft zum russischen Präsidenten.

Die Münchner Philharmoniker 2020 in ihrem Konzertsaal im Münchener GasteigBild: Hans Engels

Das Orchester selbst hatte dem Münchener Stadtrat Lahav Shani als Gergievs Nachfolger vorgeschlagen. Shani war zur öffentlichen Bekanntgabe nach München gekommen, um seinen Vertrag zu unterschreiben. "Ich habe das Orchester erst letztes Jahr zum ersten Mal getroffen und die Beziehung war sofort sehr stark und vielversprechend für die Zukunft. Ich freue mich sehr auf die nächsten Jahre", sagte Shani in einem Video, dass nach der Vertragsunterzeichnung auf seinem Instagram-Account und auf dem Twitter-Account der Münchner Philharmoniker gepostet wurde.

Lahav Shani: Dirigent, Pianist und Bassist

Mit Shani haben die Münchner Philharmoniker einen Musikstar verpflichtet, der schon lange mit internationalen Spitzenensembles auftritt. Und das nicht nur als Dirigent, sondern auch als Pianist und Bassist.

Shani wurde 1989 in Tel Aviv geboren und hat sich schon in jungen Jahren mit klassischer Musik beschäftigt. "Mein Vater war Chordirigent, auf diese Weise war die Musik immer Teil meines Lebens. Ich bin mit ihr zu Hause und durch Musikvideos aufgewachsen", sagte er in einem Interview für den Blog des London Symphony Orchestra. Außerdem habe ihn sein Vater zu den Proben und Aufführungen des Israel Philharmonic Orchestra mitgenommen.

Shani begann mit sechs Jahren, Klavier zu spielen. Mit 18 trat er als Solist mit dem Israel Philharmonic Orchestra auf, dirigiert vom langjährigen Musikdirektor des Ensembles, Zubin Mehta. Seitdem war Shani dem israelischen Orchester eng verbunden, trat als Pianist und Bassist auf und seit 2013 auch jedes Jahr als Gastdirigent. 2020 übernahm er dann die Position des Musikdirektors von Zubin Mehta.

Vom Instrumentalisten zum Dirigenten

Als musikalisches Multitalent hatte sich Shani zunächst auf seine Auftritte als Instrumentalist fokussiert. "Dann hat mich immer stärker die Idee gepackt, musikalische Entscheidungen zu treffen und das Orchester auf eine Art und Weise zu führen, die ich subjektiv für richtig hielt", sagte er dem US-Radiosender WRTI.

Lahav Shani, auch ein gefragter PianistBild: Marco Borggreve

In Berlin hat Lahav Shani Klavier und Dirigieren studiert. Betreut wurde er dabei vom argentinisch-israelischen Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim. Sein Durchbruch gelang Shani 2013 als Sieger des Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerbs in Bamberg. Der international renommierte Wettbewerb war der Beginn vieler Karrieren von Spitzendirigenten wie etwa Gustavo Dudamel, Oksana Lyniv oder Shi-Yeon Sung.

2018 wurde Shani zum Chefdirigenten des Rotterdam Philharmonic Orchestra ernannt - da war er gerade 27 und damals der jüngste Dirigent in einer solch hohen Position.

Das Alter spielt keine Rolle

In der Welt der klassischen Musik gibt es viele Koryphäen, die mit 70 bis 80 Jahren und sogar darüber hinaus noch aktiv und erfolgreich sind. Musiker, auch wenn sie schon über 40 Jahre alt sind, werden oft noch als "junge" oder "aufstrebende" Instrumentalisten und Dirigenten bezeichnet, selbst wenn sie schon eine jahrzehntelange Berufserfahrung hinter sich haben.

Mit 34 dirigierte Lahav Shani bereits Prestige-Orchester wie die Wiener Philharmoniker, die Berliner Philharmoniker, das Boston Symphony Orchestra oder das Concertgebouw Orchestra Amsterdam. Die Orchesterleitung der Münchner Philharmoniker beschrieb Shanis Ernennung zum Chefdirigenten als einen "Generationenwechsel".

Shani bemerkte dazu, dass nicht im Alter, sondern in der Verbindung zwischen Orchester und Dirigent das Potenzial für eine gute Zusammenarbeit läge. "Da kann ein sehr junger Dirigent zu einem großen Orchester kommen und es funktioniert - so wie in unserem Fall", sagte Shani 2022 über seine Beziehung zu den Rotterdamer Philharmonikern im Online Musikmagazin "Bachtrack". "Auf der anderen Seite kann ein älterer und sehr berühmter Dirigent zu einem großen Orchester kommen, und selbst wenn beide Seiten hohe Erwartungen haben, funktioniert es trotzdem irgendwie nicht, weil die Chemie nicht stimmt." So etwa, wenn Dirigent und Orchester unterschiedliche Herangehensweisen hätten und deshalb nicht richtig miteinander kommunizieren könnten.

Mit Ablauf seines Vertrags in Rotterdam 2026 wird Lahav Shani den Dirigentenstab bei den Münchner Philharmonikern übernehmen. Seine Amtszeit bei dem bayerischen Ensemble ist zunächst für fünf Jahre vorgesehen. Sein Amt als Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra will Lahav Shani weiterführen.

Adaption aus dem Englischen: Gaby Reucher

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