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Land der 1000 Gräben

Menschen mit besonderen Bedürfnissen nach Ruhe und Natur sollten den Naturpark Drömling besuchen. Seit 40 Jahren werden hier viele Wiesen und Wälder sich selbst überlassen. So entstand eine einzigartige Landschaft.

Bild: NPV Drömling

Geschichte und Klima haben es gut gemeint mit der knapp 28.000 Hektar großen Landschaft im Nordwesten Sachsen-Anhalts an der Grenze zu Niedersachsen. Hier entstanden einzigartige Biotope mit Mooren und Wäldern, die seltenen Tieren Platz und Schutz bieten.

Undurchdringliches Gelände

Nach der letzten Eiszeit bildete sich im Drömling eine abflusslose Senke, in der sich ausgedehnte Sümpfe und Bruchwälder entwickeln konnten. Noch bis 1737 galt das Gelände mit seinen großen Erlenbruchwäldern als undurchdringlich. Friedrich II. erteilte 1770 den Befehl, das Land durch Entwässerung urbar zu machen. In der Folgezeit wurden 1725 Kilometer Kanäle, 650 Kilometer Vorfluter (Wasserläufe), eine Vielzahl an Brücken, Dämmen, Stauanlagen und Schleusen gebaut sowie der Fluss Ohre als Hauptgewässer teilweise verlegt.

Mit Gräben überzogen

Naturpark DrömlingBild: NPV Drömling

Vor rund 150 Jahren wurde die so genannte Moordammkultur eingeführt. Der Boden wurde zunächst mit Moorsubstrat beschichtet und abschließend mit einer Sanddecke überzogen. Im Abstand von 25 Metern wurden parallele Gräben ausgehoben. Diese Dammgräben dienten der Verdunstung oder zum Abführen des Wassers über größere Vorfluter.

Das Land zwischen den Wasserläufen wurde überwiegend als Grünland bewirtschaftet. Diese Kultur wird von den Landwirten vor allem im Nord-Drömling bis heute gepflegt. Vom engen Wechsel von Gräben, Büschen und Feuchtgrünland profitiert eine Vielzahl von Tieren, wie Beutelmeisen, Neuntöter, Sperbergrasmücke, Kiebitz, Brachvogel und Bekassine.

Über-Lebensraum

In den 1920er und 1930er Jahren schließlich wurde der Mittellandkanal gebaut, der auch durch den Drömling führt. Und die letzte Entwässerungsphase des Landstrichs fand 1960 im Zuge der Kollektivierung der DDR-Landwirtschaft statt, als breite und tiefe Deichgräben mit einer Gesamtlänge von 125 Kilometern angelegt wurden.

Trotz des massiven Einwirkens der Menschen zur Nutzbarmachung des Gebietes in den vergangenen 200 Jahren konnten im Drömling bedrohte Pflanzenarten wie der Pillenfarn und gefährdete Tiere wie der Schwarzstorch überleben. Die stark bewachsenen Gräben und Kanäle bieten Lebensraum für Fischotter, Biber sowie Kraniche und beherbergen 27 Fischarten.

Tiere mit Ruhebedürfnis

Naturpark DrömlingBild: NPV Drömling

Nach der Wende wurde der Drömling im Einigungsvertrag zum Naturpark erhoben. 740 Hektar wurden sogar als Totalreservat ausgewiesen. Dabei handelt es sich um das Territorium entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. In den 40 Jahren DDR ist das Sperrgebiet sich selbst überlassen geblieben. Inzwischen haben sich Tiere mit einem hohen Bedürfnis nach Ruhe angesiedelt, wie zum Beispiel Seeadler, Fischotter und Sumpfschildkröte.

Natur erleben

Wer das Land der 1000 Gräben besucht, erlebt ein Stück Kulturlandschaft. Ausgeschilderte Wanderwege führen an Niedermooren und Wasserläufen vorbei. Das Auto allerdings sollte stehen gelassen werden. Bevorzugte Fortbewegungsmittel sind Fahrräder und Pferdekutschen. Es gibt ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels und Pensionen, die die Naturparkverwaltung vermittelt. Komplettiert wird das Angebot durch Reiterhöfe sowie Urlaub auf dem Bauernhof. (AP)

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