Seit mehr als 20 Jahren sind Landminen offiziell verboten. Dennoch kommen jedes Jahr mehrere tausend Menschen bei Explosionen solcher Sprengsätze ums Leben - viele von ihnen sind Zivilisten.
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Im Jahr 2018 wurden 3059 Menschen durch Minen und andere explosive Kriegsüberreste getötet, 3837 weitere zogen sich dadurch Verletzungen zu, wie die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL) in einem Bericht mitteilte. Es handele sich überwiegend um Zivilisten, mehr als jeder zweite davon sei ein Kind. Bei einem Opfer sei unklar, ob es überlebt habe.
Im Jahr 1999 lag die Zahl der Gesamtopfer durch Landminen noch bei 9807 und nahm in den darauffolgenden Jahren ab. 2014 zählte die Organisation 3998 Tote und Verletzte. Erst wieder zwischen 2014 und 2016 stieg die Zahl der Opfer sehr stark an.
Trotz eines erneuten Rückgangs in den letzten zwei Jahren sei 2018 das vierte Jahr in Folge mit außergewöhnlich hohen Opferzahlen gewesen, hieß es in dem Bericht, den die Kampagne in der norwegischen Hauptstadt Oslo vorstellte. Dies hänge vor allem mit bewaffneten Konflikten und Gewaltherden in Ländern wie Afghanistan, Mali, Myanmar, Nigeria, Syrien und der Ukraine zusammen. Die Zahl der Opfer improvisierter Minen sei mit 3789 diesmal so hoch wie noch nie zuvor.
Dunkelziffer deutlich höher
Für ihren Beitrag zum Ottawa-Vertrag, der Herstellung, Lagerung, Einsatz und Weitergabe von Anti-Personen-Minen verbietet, war die Kampagne 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie setzt sich aus Hunderten Organisationen in Dutzenden Ländern zusammen.
Die Unterzeichnerstaaten des Ottawa-Vertrags treffen sich in der kommenden Woche in Oslo, um die Lage im Kampf gegen Landminen zu überprüfen. Die Organisation Handicap International (HI) forderte die beteiligten Staaten auf, das humanitäre Völkerrecht durchzusetzen und Kriegsparteien dazu zu drängen, den Einsatz dieser Waffen zu beenden.
Die Organisation verwies darauf, dass die Dunkelziffer der Opferzahlen deutlich höher sei. "Unsere Arbeit gegen Landminen ist noch nicht beendet", erklärte die Leiterin der politischen Abteilung von HI Deutschland, Eva Maria Fischer. Landminen müssten vollständig von der Erde verbannt werden.
pgr/qu (dpa, epd)
Das Vermächtnis der Landminen
Trotz vieler Versuche, Landminen international zu verbieten, liegen Millionen noch immer in mehr als 50 Ländern vergraben. Ein falscher Schritt kann tödliche Folgen haben. Wie können Minen am besten entschärft werden?
Bild: DW/Y. Castro
Über zehn Millionen Landminen weltweit
Es gibt keine genauen Informationen darüber, wie viele Landminen weltweit im Boden lagern. Doch es wird geschätzt, dass es Millionen sind. Sie liegen dort auch nach den Kriegen und gefährden das Leben der Menschen. Die sogenannte Ottawa-Konvention, die den Gebrauch, die Lagerung, die Produktion und den Handel mit Antipersonen-Minen verbieten will, hat 162 Mitglieder.
Bild: picture-alliance/dpa
Der "Mine Kafon": Minenräumung der Zukunft
Er sieht aus wie eine Pusteblume und wird auch vom Wind angetrieben: der "Mine Kafon". Er wurde von Massoud Hassani aus Afghanistan entwickelt und hat 175 kreisförmige Plastik-Teller, die an Bambus-Stangen befestigt sind. Er ist in etwa so groß und schwer wie ein durchschnittlicher Mann und bringt Minen zum explodieren, wenn er vom Wind über Landschaften geweht wird.
Bild: Massoud Hassani
"Mine Kafon": Minenbekämpfung mit dem Wind
Hassanis Inspiration für seinen "Mine Kafon" kam von einem Spielzeug aus seiner Kindheit, das ebenfalls von Wind angetrieben wurde. Dank des niederländischen Verteidigungsministeriums wird der Prototyp gerade getestet und weiterentwickelt. Ein Forschungs- und Entwicklungsteam verbessert momentan das Design, um es nicht nur sicherer, sondern auch tauglich für alle Gelände zu machen.
Bild: Massoud Hassani
Fliegende Minenzünder
Hassani (rechts) arbeitet zudem an einer "Mine Kafon Drohne", die Minen durch Sensoren aufspüren und mit einem ausfahrbaren Arm packen kann, um sie dann an einem sicheren Ort zu zünden. Laut Hassani ist die Erfindung, die noch optimiert wird, schneller und kostengünstiger als bereits existierende Technologien. Sie könnte dabei helfen, die Welt in Zukunft von Landminen zu befreien.
Bild: picture-alliance/dpa/R. de Waal
Ein Näschen für Minen
Die belgische NGO APODO züchtet Ratten, die Minen riechen können und schon in mehreren Ländern eingesetzt werden. Mit ihrem extrem guten Geruchssinn werden die Tiere trainiert, den Sprengstoff Trinitrotoluol aufzuspüren. Das macht das Beseitigen von Landminen schneller und hilft dabei, das Land wieder nutzbar zu machen. Laut der NGO sind bisher keine Ratten bei der Arbeit gestorben.
Bild: Getty Images/T. Weidman
Minenschnüffler bei der Arbeit
Nicht nur Ratten haben ein Näschen für Minen, sondern auch Hunde. Nach monatelangem Training können auch sie Sprengstoff aufspüren. Das Marshall Legacy Institute führte das Hunde-Programm 1999 erstmals ein. Seitdem haben Hunde fast 45 Quadratkilometer an verseuchtem Land durchforstet. Mittlerweile werden mehr als 900 Hunde in 24 Ländern weltweit eingesetzt, Minen aufzuspüren.
Bild: Getty Images/AFP/S. Loeb
Kriegsgerät gegen Minen
Es sieht aus wie eine Kombination aus einem Panzer und einem Mähdrescher und so funktioniert er auch. Dieses Aardvark-Gerät zur Landminen-Entfernung ist mit 72 Ketten ausgerüstet, die über den Boden rasseln und dabei Minen zum explodieren bringen, ohne dass das Fahrzeug oder der Fahrer zu Schaden kommen. Das Gerät kann pro Tag eine Fläche abdecken, die so groß ist wie vier Fußballfelder.
Bild: Aardvark
Lang währende Gefahren
Sobald sie einmal begraben sind, sind Landminen mehr als 50 Jahre lang aktiv. Dabei sind sie nicht nur eine Gefahr für Menschen, die mit ihnen in Berührung kommen. Sondern sie erschweren auch die Rückführung von Flüchtlingen und Vertriebenen und verlangsamen die Entwicklung und den Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren.
Bild: picture-alliance/dpa
Verletzungen ein Leben lang
Es gibt nur noch 11 Länder, unter anderem China und Russland, die weiterhin Landminen produzieren. Ein großer Schritt zur Minen-Bekämpfung wurde seit der Umsetzung der Ottowa-Konvention also schon getan. Doch es liegen noch Herausforderungen vor uns allen, solange Minen im Boden begraben liegen und Menschen töten, verstümmeln und entstellen.