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Lando Norris - der nette Formel-1-Weltmeister von nebenan

8. Dezember 2025

Man braucht keinen Killerinstinkt, um den WM-Titel zu holen, sagte Lando Norris Anfang 2025. Am Ende der Formel-1-Saison ist der Brite Weltmeister - und sich selbst treu geblieben.

Formel-1-Weltmeister Lando Norris lächelt nach seinem WM-Triumph auf dem Siegerpodest in Abu Dhabi
Weltmeister Lando Norris gehört nicht zu den Formel-1-Fahrern, die mit ihrem Verhalten auf und neben der Strecke aneckenBild: Nicolas Economou/SportPix UK/IMAGO

Lando Norris hat seine Kritiker Lügen gestraft. Der 26 Jahre alte Brite überstand beim letzten Saison-Rennen der Formel 1 in Abu Dhabi eiskalt die Nervenschlacht, wurde Dritter hinter Tagessieger Max Verstappen im Red Bull und McLaren-Teamkollege Oscar Piastri und sicherte sich damit erstmals den Weltmeistertitel.

Es war eine der knappsten Entscheidungen in der Geschichte der Königsklasse des Automobilsports. Am Ende rettete Norris zwei Punkte Vorsprung ins Ziel, vor Verstappen, der zuvor viermal in Serie den Titel geholt hatte.

Die Kritiker des Briten hatten ihm in den vergangenen Jahren vorgehalten, er sei zu weich und zu wenig abgebrüht, um Weltmeister zu werden. "Er war immer ein großes Talent, das war offensichtlich", sagte McLaren-Chef Zak Brown jetzt über seinen Fahrer Norris. "Aber die Art und Weise, wie er gereift ist! Vor allem in der zweiten Saisonhälfte hat er sich wirklich wie ein Champion verhalten." 

Norris: "Habe gewonnen, wie ich bin"

Norris bewies, dass man auch König der Formel 1 werden kann, wenn man als Fahrer nicht durch aggressive Manöver auffällt, als Person nett und höflich bleibt - und sich in der Macho-Szene des Motorsports auch seiner Emotionen nicht schämt. Nach der Zieldurchfahrt in Abu Dhabi brach der Rennfahrer in Tränen aus. "Ich dachte, ich würde nicht weinen, aber ich musste", sagte Norris. "Es ist ziemlich surreal. Ich habe so lange davon geträumt."

Norris bescherte McLaren den ersten WM-Fahrertitel seit 2008, als Lewis Hamilton Weltmeister wurdeBild: Nicolas Economou/SportPix UK/IMAGO

Es sei ihm wichtig, dass er sich auf dem Weg zum WM-Titel treu geblieben sei, so der 35. Champion der Formel 1: "Ich habe das Gefühl, dass ich genauso gewonnen habe, wie ich es wollte, nämlich ohne jemand zu sein, der ich nicht bin." 

Motorrad-Legende Valentino Rossi als Vorbild

In der Stunde des Triumphs bedankte er sich nicht nur bei seinem Team, sondern auch bei seinen Eltern. "Meine Mutter und mein Vater sind diejenigen, die mich von Anfang an unterstützt haben", sagte Norris.

Der Rennfahrer, der wegen seiner belgischen Mutter nicht nur einen britischen, sondern auch einen belgischen Pass hat, stammt aus einer wohlhabenden Familie. Sein Vater wurde als Manager von Pensionsfonds Multimillionär und setzte sich bereits mit 36 Jahren zur Ruhe.

Mutter Cisca (r.) und Vater Adam (2.v.r) freuen sich mit Lando Norris über dessen ersten WM-TitelBild: Annika Graf/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Eigentlich träumte Lando Norris als Kind davon, Motorrad-Rennfahrer zu werden - wie der neunmalige Weltmeister Valentino Rossi, der noch heute sein Vorbild ist. Doch nach einem schweren Sturz mit seinem Bike im Alter von sechs Jahren wechselte Norris zum Kartsport.

Mit 14 Jahren löste er seinen Landsmann Lewis Hamilton als jüngsten Kart-Weltmeister aller Zeiten ab. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten die Scouts der großen Rennteams das außergewöhnliche Talent Norris auf dem Zettel. 2017 wurde er Formel-3-Meister und Mitglied des Förderprogramms des Formel-1-Rennstalls McLaren. 

2024 noch hinter, jetzt vor Verstappen

2019 debütierte Norris in der Königsklasse. Seinen Durchbruch feierte er in der Saison 2023, als er sechsmal Zweiter wurde. 2024 lief es noch besser: Norris feierte in Miami seinen ersten Grand-Prix-Sieg und ließ drei weitere folgen. Insgesamt stand er 13-mal auf dem Podest, musste sich aber in der WM-Gesamtwertung noch Verstappen geschlagen geben, der zum vierten Mal in Folge triumphierte.

Das McLaren-Team lässt Lando Norris hochlebenBild: Antoine Lapeyre/ABACAPRESS/IMAGO

In der Saison 2025 konnte sich Norris erstmals gegen den Niederländer durchsetzen: mit 18 Podestplätzen in 24 Rennen, davon sieben Siegen. Verstappen gewann zwar einen Grand Prix mehr, fuhr aber nicht ganz so konstant wie Norris.  

Formel 1 vor Umbruch

Ob der Brite seinem ersten Weltmeistertitel weitere folgen lassen kann, ist allerdings ungewiss. In der kommenden Saison gibt es in der Formel 1 eine umfassende Regelreform mit neuen Motoren, neuer Aerodynamik und neuem Treibstoff. Damit starten alle Teams wieder quasi bei Null. Und ab sofort ist Norris nicht mehr der Jäger, sondern der Gejagte.

Dass ihm der Ruhm zu Kopf steigt und er sich charakterlich verändert, ist eher nicht zu erwarten. "Ich möchte einfach mein Leben genießen. Das ist eine Einstellung, die vielleicht nicht unbedingt mit Killerinstinkt gleichzusetzen ist", sagte Norris Anfang dieses Jahres dem "Guardian": "Ich glaube einfach nicht, dass man diesen haben muss, um Weltmeister zu werden." Das hat er 2025 bewiesen. 

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