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Politik

"Karamba, Karacho, ein Whisky"

26. März 2017

Die CDU feiert im Saarland einen unerwartet klaren Sieg. Und die SPD versucht, die Fassung zu wahren. Beobachtungen vom Wahlabend aus der Saarlandhalle von Jens Thurau.

Deutschland Landtagswahl im Saarland - Hochrechnungen CDU
Bild: picture-alliance/dpa/O. Dietze

Um zwei Minuten vor 18 Uhr hält es Petra Fretter eigentlich schon nicht mehr aus. Die CDU-Landtagsabgeordnete hat sich im Untergeschoss der altehrwürdigen Saarlandhalle in Saarbrücken so platziert, dass sie freien Blick hat auf die Monitore der ARD, auf denen gleich pünktlich die Prognose eingeblendet wird. Alle sind sie hier versammelt in der Saarlandhalle, die Politiker, die Bürger, die Journalisten. "Das hat schon was von Silvester", sagt die 58 Jahre alte Politikerin. Und dann, als der Balken ihrer Partei in die Höhe schießt und erst bei der 41-Prozent Marke endet, da bricht sie in Jubel aus. Und "Raus" entfährt es ihr, als der Balken der Grünen bei 4,5 Prozent stehen bleibt. Raus aus dem Landtag für die Konkurrenz, die eigene Ministerpräsidentin eindrucksvoll im Amt bestätigt: Das wird ein schöner Abend für die gelernte medizinisch-technische Assistentin.

Kramp-Karrenbauer: Signal an den Bund

02:05

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"Ich mache seit 20 Jahren Politik, aber so eine Mobilisierung haben wir noch nie gehabt. Und es ist toll für unsere Ministerpräsidentin Annegret Kamp-Karrenbauer, für die wir alle gekämpft haben", sagt sie dann zur DW. Da erscheint auf einem der Bildschirme ihr Fraktionschef, Tobias Hans, und geht gleich zum Angriff über: "Das ist doch eine klare Absage an alle rot-roten Flirts der SPD", ruft er. Petra Fretter strahlt. Und in der Gruppe, in der sie jetzt steht, ruft ein CDU-Anhänger laut die Parole des Abends für die Konservativen: "Karamba, Karacho, ein Whisky!" Feierstimmung pur.

"Keine Testwahl für Berlin"

Zeitgleich steht Heiko Maas in einem der Fernsehstudios. Der Bundesjustizminister von der SPD, der aus dem Saarland stammt, blickt sehr ernst und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. "Das war natürlich keine Testwahl für Berlin, wir standen noch Anfang des Jahres bei 24 Prozent", sagt er. Aber es stimmt eben auch, dass sie bei der SPD doch geliebäugelt haben mit einer möglichen Koalition mit den Linken, mit der Hoffnung, selbst die Ministerpräsidentin zu stellen an der Saar. Daraus wird nichts. Ganz klar nicht.

Die enttäuschten Gesichter der saarländischen SPD-Basis.Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Die, die gern Ministerpräsidentin geworden wäre, Anke Rehlinger, die forsche SPD-Spitzenkandidatin, geht jetzt mit ruhigem Schritt von einer Kamera zur nächsten. Gefasst nennt man das wohl. Sie sagt jedes Mal eigentlich das Gleiche: "Ich habe auf Sieg gesetzt, nicht auf Platz, und das hat nicht gereicht." Und dass sie allen Unterstützern dankt. Glücklich sieht sie nicht aus. Ab und an drücken ihr auf ihrem Weg Anhänger kurz die Hand. Dann lächelt sie kurz.

"Rot-Rot war keine gute Idee"

Schon um kurz nach 17 Uhr ist Nico Siegel, dem Chef des Meinungsforschungs- Instituts infratest-dimap, klar: "Rot-Rot war keine gute Idee." Er hat sein Büro im Kellergeschoss der Saarlandhalle aufgebaut, hat erste Auswertungen in der Hand, erste Zahlen, die er den Journalisten unter der Hand weitergeben darf. Bis 18 Uhr darf das nicht veröffentlicht werden, aber Siegel analysiert schon jetzt: "Annegret Kramp-Karrenbauer hat eine hohe Anerkennung im Land, die Saarländer sind sehr zufrieden, die Wirtschaftsdaten stimmen. Gewählt wurde eindeutig hier, im Saarland, nicht in Berlin", so Siegel zur DW.

Nur ein Drittel der Menschen hier hätten ein Bündnis von SPD Und Linken gewünscht. Und satte 85 Prozent der Saarländer sind mir ihrer persönlichen Situation zufrieden. Warum dann die Pferde wechseln? "Und es hat der SPD ganz klar nicht gut getan, mit einer solchen Möglichkeit zu spielen."

Eine nüchterne Siegerin

Es bleibt also alles, wie es ist. Annegret Kamp-Karrenbauer wird gefeiert auf den Gängen, sie steht derweil genauso nüchtern und sachlich vor den Kameras wie immer, auch am Tag ihres großen Sieges. Mit über fünf Prozent Punkten Zuwachs. "Ich habe das vor allem in den letzten Tagen gespürt, dass die Menschen möchten, dass ich weitermache", sagt sie. "Sie werden jetzt sicher schwer feiern", ruft ein Reporter. "Mal sehen", entgegnet die Regierungschefin. Und im Interview mit der Deutschen Welle erzählt sie dann, dass sie auch schon mehrmals mit der Kanzlerin Kontakt hatte an diesem Tag, und dass auch Angela Merkel sehr erleichtert ist.

Die Grünen sind raus ….

Im Foyer der Saarlandhalle versucht Simone Peter, die Parteichefin der Grünen, die aus dem Saarland stammt, das Ausscheiden ihre Partei aus dem Landtag zu erklären. "Wenn der Wahlkampf so auf die großen Parteien zugespitzt ist wie diesmal, leiden die kleinen Parteien immer darunter." Und in einem Land, in dem viele Industriearbeitsplätze bedroht seien, hätten die Grünen immer Schwierigkeiten.

..und Oskar Lafontaine kommt spät

Und dann, gegen 19 Uhr, ist die Spannung schon raus in der Saarlandhalle, eine Stunde nach Schließung der Wahllokale. Oskar Lafontaine trifft ein, der starke Mann der Linken im Saarland, die nun nicht mit der SPD werden regieren können. Viele Menschen, die von der Politik enttäuscht seien, hätten sich nicht an der Wahl beteiligt. Sagt der frühere SPD-Vorsitzende, der die Sozialdemokraten im Streit verlies. Und lässt die Journalisten stehen.

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