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Katastrophe

Lang ersehnter Regen in Australien

17. Januar 2020

Das Prasseln der Tropfen dürfte derzeit das schönste Geräusch für die Australier sein. Heftige Regenfälle geben Zeit zum Durchatmen. Noch eine gute Nachricht: Auch lebende Fossile konnten vor den Feuern gerettet werden.

Australien Regenfälle
Nahezu post-apokalyptisch - beginnende Regenfälle über verkohlten Wäldern nahe der Stadt Tamworth in New South WalesBild: Getty Images/B. Mitchell

"Gleich wieder da. Hüpfen draußen in den Pfützen", twitterte die Feuerwehr des Bundesstaats New South Wales (NSW). "Wir drücken die Daumen, dass das in den kommenden Tagen so weitergeht", hieß es in einem weiteren Beitrag. Tatsächlich sind die Vorhersagen günstig. Der Regen soll in den Bundesstaaten Victoria, NSW und Queensland, die zu den vom Feuer am stärksten betroffenen Gegenden zählen, noch das ganze Wochenende anhalten.

Wenngleich der Regen nicht alle Flammen löschen wird, hofft die Feuerwehr, die Brände unter Kontrolle bringen zu können. "Ich denke, es hat einen deutlichen Motivationsschub gegeben", sagte Einsatzleiter Rob Rogers dem Fernsehsender Channel Seven. Die Umweltbehörde erklärte, die Luftqualität in Victoria habe sich in weiten Teilen des Staates verbessert.

Schlitterpartie - Diese Personen lassen sich von einem Auto durch den Matsch ziehenBild: Reuters/Teonie Dwye

In einigen Fällen könnten die Regenfälle die Arbeit der Feuerwehr sogar erschweren, weil Löschfahrzeuge auf matschigen Waldwegen schwerer vorankommen. Auch Sturzfluten könnten drohen, weil die verkohlten Böden das Regenwasser nicht aufsaugen können.

Ein Mitarbeiter des Australischen Reptilienparks rettet zwei Koalas vor den extremen RegenfällenBild: Reuters/AAP Image/Australian Reptile Park

Im Osten von NSW gab es Sturmwarnungen. Ein Reptilienpark nördlich von Sydney musste sogar vorübergehend schließen. Ein Video auf der Facebook-Seite des Parks zeigt, wie sich Sturzfluten ihren Weg durch das Gelände der Anlage bahnen. Demnach mussten sogar Pfleger am Krokodilgehege Wache halten, da der Wasserstand sich der Höhe der Absperrungen näherte. Es seien die stärksten Fluten seit 15 Jahren, schreibt der Park.

Sondereinsatz für seltene Bäume

Allmählich werden die Folgen der monatelangen Feuer in Australien greifbarer. In der Nähe von Sydney richteten die Flammen in den UNESCO-geschützten Wäldern großen Schaden an. Um die 80 Prozent der Blue Mountains sei von den Feuern in unterschiedlicher Stärke getroffen worden, sagte ein Sprecher der zuständigen Umweltbehörde der Deutschen Presse-Agentur.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht aus der Region. Im Wollemi-Nationalpark sorgten Spezialkräfte dafür, dass die Wollemien überlebten. Die immergrüne Baumart galt bis 1994 als ausgestorben, bis Exemplare in einer Schlucht gefunden wurden. Die Art existierte schon vor den meisten Dinosauriern und ist daher ein lebendes Fossil. Der genaue Standort der knapp 200 Bäume wird geheim gehalten.

Eine Aufnahme von Mitte Januar zeigt die Schlucht mit den äußerst seltenen WollemienBild: Reuters/NSW NPWS

Feuerwehrleute hätten aus Löschflugzeugen Brandschutzmittel abgeworfen, um einen Schutzwall rund um die Schlucht zu errichten. Spezialisten seilten sich über dem Tal ab, um ein Bewässerungssystem anzulegen und genügend Feuchtigkeit für die Bäume zu liefern. Einige der Wollemien seien zwar durch die Flammen verkohlt, insgesamt sei der Bestand jedoch vor dem Feuer gerettet worden, sagte der Umweltschutzminister des Bundesstaats, Matt Kean.

Auch in Sydney kommt es stellenweise zu ÜberschwemmungenBild: Getty Images/J. Evans

Für eine Entwarnung ist es jedoch zu früh: Im australischen Sommer zwischen Januar und März herrschen üblicherweise die höchsten Temperaturen, die Brand-Krise ist bei weitem noch nicht vorüber. "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns", warnte Robyn Duell vom australischen Wetterdienst. Den gesamten Sommer und Frühherbst hindurch bleibe das Buschbrandrisiko weiterhin hoch.

Seit September wüten in Australien Buschfeuer, denen bisher 29 Menschen zum Opfer fielen. Mehr als 2500 Häuser und eine Fläche in der Größe von etwa einem Drittel der Bundesrepublik wurden zerstört.

Nicht überall kann der knochentrockene Boden den Regen sofort aufnehmenBild: Getty Images/L. M. Williams

Auch für die Tierwelt sind die Feuer eine Katastrophe. Laut Koala-Stifung lag die Population der Beuteltiere vor den Bränden bei geschätzt 80.000 Tieren in ganz Australien. Seitdem sind Schätzungen zufolge 33.000 Tiere verendet - fast 40 Prozent. Selbst wenn Tiere die Brände überlebt haben, müssen sie mit den Folgen kämpfen. Viele Eykalyptus-Wälder, die einzige Nahrung für Koalas, sind verbrannt. Vögel, Eidechsen und Nagetiere fallen Raubtieren wie Füchsen und Katzen leichter zur Beute. Sally Box, Australiens Beauftragte für bedrohte Arten, sagte dem Radiosender ABC, die Tiere hätten bei den Bränden viele Schutzräume verloren.

ust/rb (afp, dpa, rtr, Twitter, Australian Reptile Park)

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