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Politik

Lange Haft für Hintermänner im Mordfall Dink

26. März 2021

Mehr als 14 Jahre nach dem Mord an dem türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink sind weitere Urteile gesprochen worden. Doch ein bitterer Beigeschmack bleibt.

Schild mit Foto von Hrant Dink | ermordeter türkisch-armenischen Journalist
Ein Unterstützer hält ein Foto des ermordeten Journalisten hoch Bild: ANKA

Wegen ihrer Verstrickung in die Ermordung des türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink sind in Istanbul vier ehemalige ranghohe Sicherheitsbeamte zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Richter befanden den früheren Chef des türkischen Polizeigeheimdienstes, Ramazan Akyürek, dessen damaligen Stellvertreter Ali Fuat Yilmazer, sowie zwei ehemalige Top-Beamte im Innenministerium des vorsätzlichen Mordes schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte den Beamten vorgeworfen, vom Anschlag gegen Dink gewusst, ihn aber nicht verhindert zu haben.

Weitere Haftstrafen wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu wegen Verstoßes gegen die Verfassung, Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation, fahrlässiger Tötung oder Dokumentenfälschung verhängt. Insgesamt waren in dem Verfahren mehr als 70 Menschen angeklagt. Davon wurden zwei freigesprochen. Bei vielen Verdächtigen wurde die Anklage mit Verweis auf Verjährungsfristen fallengelassen.

Vor dem Gerichtsgebäude in Istanbul fordern Freunde "Gerechtigkeit für Hrant" Bild: Sebnem Coskun/AA/picture alliance

Unter den Angeklagten ist auch der in den USA lebende islamische Prediger Fethullah Gülen, den die türkische Regierung unter Staatschef Recep Tayyip Erdogan für den Putschversuch von 2016 verantwortlich macht. Gegen Gülen gab es noch kein Urteil. Sein Verfahren und das von zwölf weiteren Angeklagten solle getrennt verhandelt werden, berichtete Anadolu.

Schon früh nach dem Mord gab es zahlreiche Hinweise auf eine Verstrickung von Sicherheitskräften und Behörden in die Tat. Für die Anwälte und Unterstützer Dinks steht bereits lange fest, dass Polizei, Gendarmerie und Geheimdienst in der Türkei von den Mordplänen wussten, aber nichts zum Schutz des Journalisten unternommen hatten.

Nach dem Urteilsspruch kritisierten sie, der Mordfall sei auch jetzt nicht vollständig aufgeklärt. Erol Önderoglu von der Organisation Reporter ohne Grenzen sagte, es hätten mindestens noch 20 weitere Staatsbeamte in diesem Verfahren angeklagt werden müssen.

Auf offener Straße Schüsse in den Kopf 

Dink, Chefredakteur der auf Türkisch und Armenisch erscheinenden Zeitung "Agos", war am 19. Januar 2007 vor der Redaktion im Zentrum Istanbuls mit zwei Schüssen in den Kopf getötet worden. Der Journalist hatte sich für die Aussöhnung von Türken und Armeniern eingesetzt. Die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich bezeichnete er als Völkermord - für viele in der Türkei ein Tabubruch. So geriet er ins Visier türkischer Nationalisten.

Jedes Jahr - so auch am 19. Januar 2021 - kommen Bürger mit Blumen und Kerzen zu der Stelle, wo Dink erschossen wurde Bild: Arif Hudaverdi Yaman/AA/picture alliance

Der Täter, der damals 17-jährige Nationalist Ogün Samast, war 2011 zu fast 23 Jahren Haft verurteilt worden. Der arbeitslose Schulabbrecher hatte gestanden, Dink erschossen zu haben. Auch mehrere Hintermänner wurden in den vergangenen Jahren bereits zu langen Haftstrafen verurteilt.   

se/uh (dpa, afp, rtr)