1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Haftstrafe für ukrainischen Regisseur

25. August 2015

Ein russisches Gericht hat den ukrainischen Regisseur Oleg Senzow zu 20 Jahren Haft verurteilt. Kritiker sprechen von einem politischen Urteil.

Russland, Oleg Sentsov
Bild: picture-alliance/dpa/M. Pochuyev

Ungeachtet internationaler Proteste hat die russische Justiz den ukrainischen Regisseur Oleg Senzow zu 20 Jahren Straflager verurteilt. Die Richter im südrussischen Rostow am Don sprachen den 39-Jährigen wegen "Bildung einer terroristischen Vereinigung" und Waffenschmuggels schuldig. Gegen Senzows Mitangeklagten, den ukrainischen Aktivisten Alexander Koltschenko, verhängte das Militärgericht eine zehnjährige Freiheitsstrafe.

"Gipfel der Ungerechtigkeit"

Den beiden Männern wurde in dem international umstrittenen Prozess von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, im Mai 2014 das Büro einer prorussischen Partei auf der Krim in Brand gesetzt und geplant zu haben, eine Lenin-Statue in Simferopol in die Luft zu sprengen.

Bei der Urteilsverkündung zeigten die beiden Angeklagten das Victory-Zeichen und stimmten die ukrainische Nationalhymne an. Nach Angaben seines Verteidigers, Dmitri Dinse, will Senzow Berufung gegen das Urteil einlegen. Der Richterspruch sei "der Gipfel der Ungerechtigkeit und Rechtlosigkeit".

Poroschenko spricht Senzow Mut zu

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sprach dem Regisseur unmittelbar nach der Urteilsverkündung Mut zu. "Warte ab, Oleg! Es wird eine Zeit kommen, in der diejenigen, die diesen Prozess gegen dich organisiert haben, selbst auf der Anklagebank sitzen", schrieb er im Online-Dienst Twitter.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von einer "himmelschreienden Ungerechtigkeit" und einem "offenkundig unfairen Verfahren, das von glaubwürdigen Foltervorwürfen überschattet wurde". Den beiden Verurteilten wurde als Russen der Prozess gemacht, obwohl sie nie die russische Staatsbürgerschaft beantragt hatten.

Solidarität aus der Filmbranche

Neben namhaften Regisseuren, unter ihnen Wim Wenders, der Spanier Pedro Almodóvar und der britische Filmemacher Mike Leigh, hatten auch die EU und die USA die Freilassung der beiden Männer gefordert. Die Unterstützer der Angeklagten bezeichneten die Vorwürfe als politisch motiviert.

Die Regierung in Kiew betrachtet Senzow und Koltschenko als zwei von insgesamt elf politischen Häftlingen mit ukrainischem Pass, die derzeit in russischen Gefängnissen sitzen. Unter ihnen befindet sich auch die Kampfpilotin Nadja Sawtschenko, die sich wegen der mutmaßlichen Beteiligung an der Tötung zweier russischer Journalisten vor Gericht verantworten muss.

cr/uh (dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen