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Langjährige Haftstrafen im Prozess um Anschläge von Brüssel

16. September 2023

Im März 2016 rissen islamistische Attentäter in der belgischen Hauptstadt Dutzende Menschen in den Tod. Fast 700 Menschen erlitten Verletzungen. Nun wurde das vorerst letzte Urteil gesprochen.

Belgien Terror-Prozess
Zeichnungen der Angeklagten Mohamed Abrini, Osama Krayem und Salah Abdeslam am Tag der UrteilsverkündungBild: Jonathan De Cesare/Belga/dpa/picture alliance

Im Mammutprozess um die Brüsseler Terror-Anschläge vom Frühjahr 2016 ist einer der Hauptangeklagten zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden. Das Schwurgericht in der Hauptstadt Belgiens verhängte eine 30-jährige Freiheitsstrafe gegen den 38-jährigen Belgier Mohamed Abrini. Gegen den Franzosen Salah Abdeslam, der in Belgien bereits 2018 wegen Schüssen auf Polizisten zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war, sprach das Gericht keine zusätzliche Strafe aus. Drei Mitangeklagte wurden zu lebenslanger Haft verurteilt.

Bei den Selbstmord-Anschlägen in der Abfertigungshalle des Brüsseler Flughafens und in der U-Bahn-Station Maelbeek waren am 22. März 2016 32 Menschen getötet worden. Drei weitere starben später und wurden ebenfalls als Opfer anerkannt. Fast 700 weitere Menschen wurden verletzt. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich.

Die seit der Kindheit befreundeten Angeklagten, die beide marokkanische Wurzeln haben, waren 2022 bereits wegen ihrer Verwicklung in die Anschlagsserie vom 13. November 2015 in Paris zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden. In der französischen Hauptstadt hatten damals Extremisten 130 Menschen getötet und 350 weitere verletzt.

Gericht bestimmt Strafhöhe

Abrini und Abdeslam wurden Ende Juli in Brüssel des vielfachen Mordes, versuchten Mordes und der Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe für schuldig befunden. Die Staatsanwaltschaft forderte Anfang September lebenslange Haftstrafen für Abrini und Abdeslam.

Mehrere Angeklagte müssen sich in Brüssel vor Gericht verantworten (Archivbild vom Juli 2023)Bild: Jonas Roosens/Belga/dpa/picture alliance

Anders als bei der Entscheidung über Schuld und Unschuld im Juli entschieden nun nicht die zwölf Geschworenen allein, sondern gemeinsam mit dem Gericht. Seit Montag waren die Jury sowie die Vorsitzende des Gerichts und ihre beiden beisitzenden Richter für die Beratungen an einem unbekannten Ort untergebracht und von der Außenwelt abgeschottet.

Abrini hätte ebenfalls einen Sprengstoffgürtel am Brüsseler Flughafen zünden sollen. Damit sei er einer der "Pfeiler" der Terrorzelle, hatte Staatsanwalt Bernard Michel in seinem Plädoyer erklärt. Abrini hatte in dem Prozess ausgesagt, er habe im letzten Moment vor der Tat zurückgeschreckt, als er in der Warteschlange Frauen und Kinder gesehen habe.

Angeklagter Abdeslam bestreitet Beteiligung

Der 34-jährige Abdeslam ist das einzige noch lebende Mitglied des Pariser Terrorkommandos. Er war nach Ansicht der Richter ebenfalls Teil der Terrorzelle. Nachdem er bereits "Frankreich terrorisiert" habe, habe er seinen Glaubenskrieg in Belgien fortsetzen und Unschuldige töten wollen, hatte Staatsanwältin Paule Somers gesagt. Abdeslam bestritt seine Verwicklung in die Brüsseler Anschläge. Er war vier Tage vor den Anschlägen in Belgien verhaftet worden. Abdeslam verlangte während des Prozesses, seine Strafen in Belgien abzusitzen, und bezeichnete die Haftbedingungen in Frankreich als unmenschlich.

Das Großprozess in Brüssel war von scharfen Sicherheitsvorkehrungen begleitet (Archivbild)Bild: Kenzo Tribouillard/AFP

Drei Angeklagte wurden am Freitag zu lebenslanger Haft verurteilt. Einer von ihnen, Oussama Atar, der als Initiator der Pariser und Brüsseler Anschläge gilt, wurde in Abwesenheit verurteilt. Es wird vermutet, dass er in Syrien zu Tode gekommen ist. Zudem verhängte das Gericht Haftstrafen von zehn und 20 Jahren gegen zwei weitere Angeklagte.

Es war das größte Verfahren vor einem Schwurgericht, das jemals in Belgien stattgefunden hat. Das öffentliche Interesse an dem Prozess mit mehr als 900 Nebenklägerinnen und -klägern war riesig - deshalb wurde der Prozess in umgebauten Räumlichkeiten des früheren NATO-Hauptquartiers im Nordosten der Stadt geführt.

kle/mak (afp, rtr, dpa)