Wie reagiert der Körper auf Schlaflosigkeit im Weltraum oder wie schützt man Astronauten vor gefährlichen Bakterien? Viele Fragen zum Leben im All sollten bei Sirius-19 erforscht werden.
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"Wir haben alle Experimente zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt", freute sich Missionsleiter Jewgeni Tarelkin. Bei der simulierten Mondreise sollten die extremen Bedingungen für Menschen bei Langzeitmissionen im All untersucht werden. Dabei durchlebten die sechs Wissenschaftler aus den USA und Russland virtuell in rund 120 Tagen den Start, die Mondlandung und die Vorbereitungen zum Aufbau einer Forschungsstation auf dem Erdtrabanten.
Wie die Wissenschaft vom Experiment profitiert
An dem russisch-amerikanischen Projekt beteiligen sich auch Frankreich, Italien, Weißrussland und Deutschland. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist Kooperationspartner bei Sirius. Sechs Experimente aus Deutschland wurden jetzt erfolgreich ausgeführt.
"Der Fokus liegt auf dem Sozialen und Psychologischen. Aber auch auf anderen Sachen wie Mikrobiologie. Wie schaffen wir es zum Beispiel, die Oberflächen von Raumschiffen kontaminationsfrei zu halten?", erklärte Christian Rogon vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Gespräch mit der DW. Der Umgang mit Bakterien liegt übrigens nicht in weiter Ferne, sondern hat schon jetzt einen praktischen Nutzen für die Internationale Raumstation ISS. Ihre Wände sind mit Keimen verschmutzt, die im Weltall entstanden sind und gefährlich für die Gesundheit der Astronauten sein könnten.
Jedes beteiligte Land hat seine eigenen Interessenschwerpunkte. Die deutschen Wissenschaftler wollen zum Beispiel auch noch wissen, wie der Körper auf Schlaflosigkeit im Weltraum reagiert. Oder etwa, wie die Weltraumumgebung die Pilotenleistung von Astronauten beeinflusst, wenn sie irgendwo andocken. An einer russischen Mondorbitalstation zum Beispiel. Das kann auch die Autoindustrie interessieren. Ganz irdisch also. Schon jetzt.
"Kosmonauten" unter Beobachtung
Das Projekt umfasste Leben und Forschen in vier holzverkleideten Containern. Innendrin: Die Atmosphäre einer russischen Datscha oder eines deutschen Wohnwagens, Gelsenkirchener Barock. Doch was wie ein gemütliches Sommerhäuschen aussieht, ist in Wirklichkeit ein modernes Medizin- und Forschungslabor, in dem viele wissenschaftliche Experimente durchgeführt und sogar medizinische Notfälle hätten behandelt werden können. Betten, Küche, Waschraum, Gemeinschaftsecke, Sportbereich bilden den Lebensmittelpunkt während der simulierten Mondreise. Big-Brother-Container? Ein bisschen schon. Denn die "Kosmonauten" standen unter Beobachtung. 85 Kameras. In fast allen Räumen. Rund um die Uhr.
Weitere Experimente geplant
In den kommenden Jahren soll es weitere Sirius-Experimente geben. Das nächste Experiment im nächsten Jahr soll acht Monate dauern, und es soll auch mehr Besatzungsmitglieder geben.
50 Jahre nach der ersten Mondlandung laufen die Vorbereitungen für eine neue bemannte Mondmission nicht nur in Russland auf Hochtouren. Vor allem die USA und China planen eine Raumstation auf dem Mond. Von dort aus sollen Flüge tiefer ins All möglich sein.
Baikonur: vom sowjetischen Weltraumbahnhof zum Astronauten-Drehkreuz
Vom Weltraumbahnhof in Kasachstan starteten einst die ersten Sputnik-Satelliten und später alle Kosmonauten. Von Baikonur ging es zur Raumstation MIR. Heute fliegen alle Raumfahrer von hier zur ISS.
Bild: picture-alliance/dpa/AP/D. Lovetsky
Auf geht's!
Eine Sojus-Rakete ist auf dem Weg zu ihrer Start-Rampe in Baikonur. Mit solch einer Rakete ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst am 6. Juni 2018 zur Internationalen Raumstation abgeflogen, gemeinsam mit einem russischen und einem US-Kollegen.
Bild: picture-alliance/dpa/AP/D. Lovetsky
Berühmte Vorgänger
Die ersten Raumfahrer, die aus Baikonur starteten und auch heil in die kasachische Steppe zurückkehrten, waren die Hunde Belka und Strelka. Sie hoben mit einem Kaninchen, 40 Mäusen und zwei Ratten ab. Damit war erstmals bewiesen, dass Lebewesen einen Raumflug absolvieren können.
Bild: picture-alliance/dpa/ Heritage Images
Der erste Mensch im All
Am 12. April 1961 startete Juri Gagarin in Baikonur zu einem Raumflug und umrundete die ganze Erde in einem Orbit. Der gelernte Gießer befand sich noch in der Ausbildung zum Militärpiloten, als er für den Raumflug ausgewählt wurde.
Bild: picture alliance/dpa
Heil gelandet
Hier sieht man Gagarins Raumkapsel nach der geglückten Landung. Der Raumflug etablierte den Weltraumbahnhof in Kasachstan für die kommenden Jahrzehnte als das wichtigste Raumfahrtzentrum der Sowjetunion. Zur Ausbildung diente das Sternenstädtchen Swjosdny Gorodok bei Moskau.
Bild: picture alliance/dpa
Die erste Frau im All
Valentina Tereschkowa grüßt zum Abschied vor ihrem Flug am 16. Juni 1963 in Baikonur. Für die Sowjetunion galt ihre Wahl als bewusstes und starkes Zeichen der Emanzipation der Frau.
Bild: picture-alliance/Heritage Images
Sowjetisches Erbe
Am 14.11.2016 grüßt Lenin in Baikonur vor einem wolkenverhangenen Supermond. Das sowjetische Erbe ist im Stadtbild durchaus noch sichtbar. Nach dem Zerfall der Sowjetunion liegt Baikonur zwar in Kasachstan, der Weltraumbahnhof ist aber russisches Hoheitsgebiet geblieben: Bis 2050 hat Russland das Gebiet gepachtet.
Bild: picture-alliance/AP Photo/D. Lovetsky
Tummelplatz für Raumfahrer
Seit dem Ende des Space-Shuttle-Programms der NASA ist der Weltraumbahnhof Baikonur weltweit der einzige Ort, von dem Raumfahrer ins All fliegen. Denn nur dort gibt es Sojus-Raketen und -Raumkapseln, die Menschen transportieren können. Alle Besucher der ISS starten daher von Baikonur. Hier zu sehen: Randolph Bresnik (NASA), Paolo Nespoli (ESA) und Sergei Ryazansky (Roskosmos).
Bild: picture-alliance/TASS/Y. Smityuk
Kommerzielle Transporte
Bei nicht-bemannten Transporten gibt es Konkurrenz: Die ESA betreibt noch einen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana, die NASA hat gleich mehrere Startplätze für Raketen, die Satelliten transportieren oder Fracht zur ISS bringen. Trotzdem nutzen auch viele westliche Firmen Baikonur. Diese Proton-Rakete ist mit britischen Telekommunikationssatelliten bestückt.
Bild: Getty Images/AFP
Bewährtes Arbeitspferd
Doch Baikonur ist und bleibt einer der wichtigsten Weltraumbahnhöfe. So wie hier im Jahr 2014. Eine Sojus-Rakete wird startfertig gemacht.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Sitdikov
Neuer Weltraumbahnhof in Sibirien
Russland möchte sich trotzdem nicht komplett von Kasachstan abhängig machen: Letztes Jahr ging der neue Weltraumbahnhof Wostochny in der Amur-Region Sibiriens in Betrieb. Von dort dürfen aus Sicherheitsgründen zwar noch keine bemannten Raketen starten, aber zumindest schon Satelliten - so wie hier zu sehen.