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Laschet: Der ungeliebte Kandidat

26. August 2021

Armin Laschet galt als Favorit im Rennen um die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel. Doch vier Wochen vor der Wahl liegt der Unions-Kandidat im Abwärtstrend. Selbst die eigenen Anhänger wenden sich ab.

Wahlkampf | Armin Laschet im Wahlkampfbus
Steckt im Umfragetief: Unions-Kandidat Armin LaschetBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Das Postfach eines Kanzlerkandidaten ist in Wahlkampfzeiten stets gut gefüllt. Unterstützungs-Schreiben aus der eigenen Anhängerschaft gehen ein und vom politischen Gegner gibt es Post, die entmutigen soll. 

CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet allerdings muss nun erleben, dass auch eigene Anhänger ihn zum Aufgeben drängen. Etwa in einem Brief, der den Kanzlerkandidaten der Konservativen in dieser Woche aus Nürnberg erreichte. "Sie haben in diesem Wahlkampf keine Fortune", heißt es darin. Kraftlos und bieder sei der, die Aussicht auf Erfolg werde "von Umfrage zu Umfrage mäßiger und mauer". 

"Ein Negativ-Strudel" 

Abgeschickt hat den Brief André Freud. Freud ist Ortsvorsitzender der CSU, der bayerischen Schwesterpartei der CDU, im Westen Nürnbergs. Er sei ja nur ein kleiner Funktionär an der Basis, sagt Freud der DW am Telefon. Aber: "Es muss etwas passieren. Denn es läuft nicht gut für uns und es gibt keinen Anlass zu glauben, dass es besser laufen wird. Das ist ein Negativ-Strudel, ein erlahmender, ermüdender." Denn Laschet werde als Mensch wahrgenommen, "dem es an Empathie fehlt, der einfach seine Termine abnudelt. Ich sage nicht, dass Armin Laschet so ist. Aber dass die Menschen ihn so wahrnehmen." 

Will den Kandidatentausch: André FreudBild: privat

Seit Januar ist der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Laschet Vorsitzender der CDU, seit April Kanzlerkandidat der Unionsparteien CDU und CSU. Und seitdem ist die Union in Umfragen abgestürzt, von deutlich über 30 Prozent auf nur noch knapp über 20 Prozent der Stimmen. Laschets Lachen im Flut-Katastrophengebiet, ein Aussetzer bei der Frage nach seinen Zukunftsplänen: Fehltritte, die seinen Wahlkampf belasten. Hinzu kommen hohe Corona-Infektionszahlen in seinem Bundesland Nordrhein-Westfalen. Laut Umfragen wünscht sich zur Zeit nur jeder zehnte in Deutschland Laschet als Nachfolger Merkels im Kanzleramt.

Warten auf den Ruck 

Deshalb fordert CSU-Mann Freud Laschet in seinem Brief auf: "Machen Sie dem ein Ende. Machen Sie Platz für den, der die Lage vielleicht noch meistern kann." Freud meint damit den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der im April nach hartem Kampf um die Kanzlerkandidatur Laschet den Vortritt lassen musste. Und Freud ist damit nicht allein: sieben von zehn Anhängern der Union wollen Laschet durch Söder ersetzen, hat die Agentur Civey im Auftrag der "Augsburger Allgemeinen" herausgefunden. 

Im Wahlkampf: Angela Merkel, Armin Laschet (Mitte) und Markus Söder Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

"Mit Markus Söder würde ein Ruck durch die eigene Wählerschaft gehen aber eben auch darüber hinaus", meint Freud. Er habe den Eindruck, dass in 20 Minuten Söder "mehr Politik drin steckt als im gesamten bisherigen Bundestagswahlkampf" Laschets. "Der offizielle Wahlkampfauftakt vergangenes Wochenende war jetzt auch nicht gerade der Brüller", sagt er.

Absage aus München 

Ob es nun, gut vier Wochen vor der Wahl, nicht zu spät sei für einen Wechsel? "Vielleicht bin ich etwas naiv, aber ich bin der Meinung: das geht noch." Schließlich sei "Kanzlerkandidat" nur ein Wahlkampfschlagwort. Mit ihm signalisieren die großen Parteien, wen sie mit einer Mehrheit im Bundestag zum Bundeskanzler wählen würden. Rechtlich bindend ist das nicht.  

Kanzlerkandidat Armin Laschet

02:53

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Doch Söder, wie Freud ein Nürnberger, erteilt solchen Avancen eine Abfuhr. "Die Wahlzettel sind gedruckt und die Wahlplakate geklebt, da macht es keinen Sinn, über einen Kandidatentausch zu reden", sagte Söder der "Passauer Neuen Presse" und dem "Donaukurier " vom Donnerstag. Die Verantwortung für die Umfragen liege nicht in Bayern, fügte Söder hinzu - also nicht bei ihm. "Klar ist: Es wird jetzt richtig knapp. Deshalb müssen wir endlich anfangen zu kämpfen."

Hoffen auf die Trendwende 

Das sieht auch Christoph Jansen so. Jansen geht zur Zeit in Bonn im Westen Deutschlands von Haustür zu Haustür. Als Kandidat der CDU will er den Wahlkreis gewinnen. "Ich bin von morgens bis abends unterwegs, um Überzeugungsarbeit zu leisten", sagt er der DW. "Ich spüre natürlich, dass die Leute im Moment kritisch auf den CDU-Wahlkampf schauen. Aber ich spüre auch, dass viele Leute im Moment noch unentschlossen sind." 

Will für die CDU den Wahlkreis Bonn gewinnen: Christoph Jansen Bild: Peter Hille/DW

Armin Laschet bringe "exzellente Qualitäten fürs Kanzleramt mit", sagt Jansen und betont Laschets Erfahrung als Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und Europapolitiker. "Er ist der Richtige. Und das wird in den nächsten Wochen noch deutlich werden, davon bin ich überzeugt." Jansen hofft, dass Laschet sich im direkten Aufeinandertreffen beim Fernsehduell mit Annalena Baerbock von den Grünen und Olaf Scholz von der SPD hervortun wird. "Armin Laschet ist ein Kämpfer, das hat er immer bewiesen", sagt er. "Ich bin überzeugt davon, dass die Situation in vier Wochen, wenn die Wahl ist, eine andere sein wird."

Augen zu und durch

Trotz mieser Stimmung an der Basis und schlechter Umfragewerte: Der CDU-Vorstand wird einen Kandidatenwechsel kurz vor der Wahl wohl nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Der harte Zweikampf zwischen Söder und Laschet im Frühjahr dürfte vielen noch in schlechter Erinnerung sein - die Union wirkte gespalten. Entscheidend für Laschet hatte sich schließlich Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble eingesetzt. Der Strippenzieher von damals stärkt dem Kandidaten nun erneut den Rücken. "Jetzt müssen wir in der Union uns um unseren Kanzlerkandidaten scharen, ihn unterstützen und ihn nicht durch Sticheleien schwächen", sagte Schäuble der "Rheinischen Post" vom Donnerstag.

Und der CDU-Kandidat selbst? Zeigte sich am Mittwoch im Bundestag kämpferisch, attackierte die rechtspopulistische AfD und die Grünen. Häufiger als seine Rede im Bundestag wird in den Sozialen Medien allerdings ein Clip geteilt, der zeigt, wie Laschet beim Betreten eines Geschäftes vergisst, die obligatorische Schutzmaske anzuziehen. Noch scheint die Fortune nicht zurückgekehrt zu sein in Laschets Wahlkampf.

Soziale Not und politische Teilhabe

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