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Politik

Laschet räumt Fehler in seinem Buch ein

30. Juli 2021

Jetzt also auch Armin Laschet. Nach der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sieht sich nun der Unions-Kanzlerkandidat mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert.

Armin Laschet Buch | Die Aufsteiger-Republik
Der Stein des Anstoßes: das Laschet-Buch "Die Aufsteiger-Republik"Bild: Roberto Pfeil/dpa/picture alliance

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet hat sich in einer Erklärung dafür entschuldigt, dass er in seinem Buch "Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance" aus dem Jahr 2009 Fehler gemacht habe. "Mindestens ein Urheber des im Buch verwendeten Materials wird weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannt. Dafür möchte ich ausdrücklich um Entschuldigung bitten, denn sorgfältiges Arbeiten beim Verfassen von Werken und die Achtung des Urheberrechts sind für mich auch eine Frage des Respekts vor anderen Autoren", teilte der CDU-Chef mit. Er habe sofort eine Prüfung des Buches veranlasst.

Die Vorwürfe stammen von dem sogenannten Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder. Der Autor Karsten Weitzenegger, der als Berater in der Entwicklungshilfe tätig ist, wies auf Twitter auf dessen Vorwürfe hin und veröffentlichte eine Gegenüberstellung Heidingsfelders, die auf auffallende Ähnlichkeiten zwischen einer Passage des Laschet-Buchs und einem anderen Text hinweist. Heidingsfelder bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass die Gegenüberstellung von ihm stammt.

Auffällige Übereinstimmungen

Bei Weitzenegger heißt es: "Brain Gain ist für Herkunftsländer vor allem dann möglich, wenn qualifizierte Arbeitskräfte nicht dauerhaft abwandern, sondern temporär in einem anderen Land Erfahrungen sammeln, die dann bei der Rückkehr eingesetzt werden können."

Hier wirkte er noch zufrieden mit seinem Buch: Armin Laschet im Jahr 2009Bild: Sepp Spiegl/imago images

Laschet schreibt in seinem Buch: "Brain-Gain durch Migration ist auch für die Herkunftsländer möglich, dann nämlich, wenn qualifizierte Arbeitskräfte nicht dauerhaft abwandern, sondern in einem anderen Land Erfahrungen sammeln und danach in ihr Heimatland zurückkehren." Auch ein kurz danach folgender Satz liest sich in der Gegenüberstellung ähnlich.

Weitzenegger zeigte sich angesichts der Enthüllung gelassen. Er habe sich nicht vorstellen können, dass der CDU-Vorsitzende bei seiner heutigen Einstellung bei ihm abgeschrieben habe, sagte der Autor. "Aber es ist begrüßenswert, wenn die Politik auf die Wissenschaft schaut, das ist ja auch bei Herrn Laschet nicht unbedingt immer der Fall."

Zu viel Aufregung?

Weitzenegger hob zudem hervor, ihm sei die Aufregung um Plagiate von Politikern zu groß. Das gelte für den Fall von Laschet, aber auch für die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Der Grünen-Vorsitzenden war vorgeworfen worden, in ihrem jüngst veröffentlichten Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" diverse Passagen aus anderen Quellen übernommen zu haben, ohne dies zu kennzeichnen. In ihrem Fall machte der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber in einer Reihe von Fällen sprachliche Ähnlichkeiten zu anderen Texten publik.

Geriet durch die Plagiatsvorwürfe unter Druck: Annalena BaerbockBild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Um das Buch von Laschet hatte es schon zweimal Wirbel gegeben. Bereits kurz nach dessen Erscheinen hatte sich der damalige Integrationsminister Laschet fragen lassen müssen, in welchem Umfang er Mitarbeiter seines Ministeriums mit dem Buch beschäftigt habe. Am Freitag erklärte er: "Es ist ein Debattenbeitrag und er diente dazu, die Arbeit des ersten Integrationsministeriums Deutschlands darzustellen und für eine neue Integrationspolitik bundesweit zu werben. Dementsprechend wurde für das Buch auch auf Ausarbeitungen des Ministeriums Rückgriff genommen." Dies gehe aus dem Literaturverzeichnis und der Danksagung hervor.

2015 geriet Laschet in steuerlicher Hinsicht unter Druck. Er hatte 4000 Euro Honorar für den Titel erhalten, die er dem Integrationsprojekt "Coach e.V." spendete. 2015 wurde bekannt, dass er die Spende steuerlich geltend gemacht hatte, den Bucherlös aber nicht als Einnahme angegeben und versteuert hatte. In einer schriftlichen Erklärung räumte Laschet sein Versäumnis im Sommer 2015 ein.

"Dritte deutsche Einheit"

In seinem etwa 300 Seiten starken Buch forderte der heutige nordrhein-westfälische Ministerpräsident und damalige Integrationsminister Laschet 2009 eine "dritte deutsche Einheit": Nach der Eingliederung der Vertriebenen und der Wiedervereinigung stehe jetzt die Integration der Zuwanderer an. Laschet selbst verbreitete am Freitag auf Twitter einen Link zu einer Online-Version seines derzeit vergriffenen Werks.

Kanzlerkandidat Armin Laschet

02:53

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Gefundenes Fressen für Wahlkämpfer

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagte dem Magazin "Der Spiegel" zu dem aktuellen Fall, er sei gespannt, "was da bei Laschet nach seiner Entschuldigung noch alles kommt". Mit Blick auf kritische Äußerungen von CSU-Chef Markus Söder über den bisherigen Wahlkampf der Union fügte er hinzu: "Markus Söder distanziert sich immer deutlicher von seinem eigenen Kandidaten und hat offensichtlich keine Lust mehr, Verantwortung für Laschets Fehler zu übernehmen." Söder hatte von der Union eine stärkere Profilierung im Wahlkampf gefordert und damit auch Laschet unter Zugzwang gesetzt.

Unterstützung bekam Laschet dagegen vom CDU-Politiker Friedrich Merz. "Wir alle machen in unserem Leben Fehler", schrieb Merz auf Twitter. Entscheidend sei der Umgang damit. Laschet habe sich sofort entschuldigt und sorge für Transparenz - "das verdient Respekt".

kle/wa (afp, rtr, dpa)

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