1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Laser-Etikett statt unnötigen Plastikmülls

Anabela Linke
5. Juni 2018

Gerade Bio-Produkte werden oftmals verschweißt angeboten. Diese unnötigen Verpackungen und Klebeetiketten könnten durch eine innovative Laser-Etikettierung "Natürliches Labeling" ersetzt werden. Aber kommt es an?

Pressebilder eosta, Niederlande - Natürliches Labeling
Bild: eosta

Tomaten in Plastikeimern, in Kunststoff abgepackte Käse- und Wurstscheiben, in Plastikfolie eingeschweißte Bio-Gurken – da landet eine Menge Plastikmüll bei einem normalen Einkauf in unserem Einkaufswagen. Doch es geht auch anders: die niederländische Firma Eosta brennt Bio-Obst und -Gemüse sein Etikett direkt auf die Schale. Dadurch fällt die Plastikverpackung weg, mit der Bio-Ware laut EU Verordnung besonders gekennzeichnet werden muss, damit die Kunden Bio von konventionellen Produkten unterscheiden können.

Dabei ist genau das ein Widerspruch: Kunden, die auf Bio Qualität Wert legen, bekommen ihre Ware mit zusätzlichem Plastik umhüllt, obwohl diese Konsumenten eher daran interessiert sind überflüssiges Plastik zu vermeiden.

Ingwer mit Laser-BiosiegelBild: eosta

Schnell mal einkaufen - viel wegwerfen

Aus den Untersuchungen des Umweltbundesamts geht hervor, dass die Menge an Verpackungen, die in Deutschland jährlich auf den Müll landet, zuletzt auf 18,2 Millionen Tonnen gestiegen ist. Zurückzuführen sei dieser Anstieg auf veränderte Lebensbedingungen und die damit verbundenen Konsumgewohnheiten. Dazu zählt beispielsweise der boomende Versandhandel und der Trend zum 'To-Go', also das Mitnehmen von Speisen und Getränken für unterwegs. 

Mehr dazu: Das Geschäft mit dem Müll

Doch auch in Supermärkten steigt der Anteil frischer Lebensmittel, die vorverpackt in den Regalen liegen. Der Kunde hat kaum mehr die Wahl, ob er die Ware verpackt oder lose kaufen möchte. Die Händler begründen die Plastikverpackungen unter anderem mit dem Schutz der Produkte und der Haltbarkeit. 

Auch wenn man mit Biowaren umweltfreundlich sein will, muss man Verpackung in Kauf nehmenBild: imago stock&people

'Natürliches Labeling'

Die Firma Eosta präsentiert mit ihrer Laser-Methode 'Natürliches Labeling' eine marktreife Alternative. Dafür bekam sie im März 2018 den niederländischen 'Packing Award' in der Kategorie Nachhaltigkeit.

Bereits 2016 brachte Eosta gemeinsam mit der schwedischen Supermarktkette ICA Bio-Obst und -Gemüse mit 'Natürlichem Labeling' auf den Markt. So konnte sie millionenfach Kunststoffverpackungen vermeiden helfen. Laut der niederländischen Firma verdirbt das Lasern weder den Geschmack noch die Haltbarkeit des Produkts. Und schlecht sieht es auch nicht aus. Geeignet sei das Verfahren besonders für Obst und Gemüse mit festerer Schale, wie z.B. Kiwis, Avocados und Gurken. 

Nichts für weiche Früchte

Doch einen kleinen Haken gibt es: bei kleinen Lebensmitteln, wie Trauben oder Physalis kann diese Methode nicht angewendet werden. Auch bei Zitrusfrüchten ist das 'Natürliche Labeling' vorerst nicht anwendbar, da dieses Obst in kurzer Zeit Schalenpigmente nachbilden kann und das Logo damit verblasst.

Für Kunden ist das gelaserte Label natürlich neu und erzeugt auch hier und da Skepsis. Dennoch hat die Supermarktkette REWE einen Versuch gestartet und zumindest Bio Avocados und Bio-Süßkartoffeln von ihrer Verpackung befreit. Statt der aufgeklebten Etiketten, wurde das Logo in die äußere Schicht der Schale per Laser eingebrannt.

Da sich mit der Technik bisher noch nicht große Mengen Ware kennzeichnen lassen, ist das entsprechend gelabelte Obst nur sehr begrenzt verfügbar. REWE Pressesprecher Thomas Bonrath hält die Methode des Natural Labelings für eine interessante Zukunftstechnologie, aber noch mit begrenztem Einsatzbereich. Sie müsse noch zur vollkommenen Praxisreife weiterentwickelt werden.

Nur Obst und Gemüse mit harter Schale kann gelasert werdenBild: eosta

Doch worauf würde der Kunde zurückgreifen, wenn er die Wahl hätte – auf das mit Laser Etikett gekennzeichnete Obst und Gemüse oder doch auf das eingeschweißte? Die DW hat eine Kundin in einem Supermarkt in Bonn gefragt. Sie würde sich zwar vorher erkundigen wollen, ob das Laser Logo eine nachteilige Auswirkung auf Geschmack oder Haltbarkeit hätte, würde sich aber zwecks Plastikvermeidung für das Gemüse mit gelasertem Logo entscheiden, sagte sie: "Ich würde lieber die Gurke ohne Plastik bevorzugen, denn Plastik vermeiden wäre mein größtes Ziel."

Doch es gibt auch Meinungen, die den Produktpreis über den Umweltschutz stellen, so ein Kunde der DW gegenüber: "Ich würde auf den Preis achten und nicht auf die Verpackung."

Mehr dazu: Wohin mit Deutschlands Verpackungsmüll?

BUND-Umweltexperte Rolf Buschmann hält die Methode des Laserbrandings von Lebensmitteln für hervorragend, um andere Stoffe zu vermeiden, wie Klebeetiketten oder Plastikverpackungen.

Naturliches Labeling, auch für Produkte aus Spanien - ist das eine Lösung?Bild: eosta

Für die Gesundheit sei das Laser-Etikett unbedenklich: "Viele dieser Lebensmittel haben eine Außenschale, die gegebenenfalls entfernt werden kann. Ich gehe davon aus, dass in den meisten Fällen die kurzfristige Erhitzung das Lebensmittel nicht verändert, weil es nur eine rein oberflächliche Kennzeichnung ist und tiefere Schichten in der Regel nicht beeinträchtigt werden", sagte er der DW.

Umweltbewusstsein hat seinen Preis?

Umweltbewusst einkaufen muss man sich jedoch auch leisten können und so ist für viele Kunden der Preis eines Produkts wichtiger als beispielsweise die Verpackung. Und ist das Laserverfahren nun teurer oder günstiger? Rolf Buschmann sieht in der Laser-Methode keinen wesentlich höheren Kostenaufwand im Vergleich zur Produktion von Klebeetiketten oder zum kompletten Einschweißen.

Abgesehen von der Reduzierung bzw. Vermeidung von Verpackungsmaterial, könnte das 'natürliche Labeling' auch der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken, denn dank des gelaserten Logos, könnten Bio Produkte nun lose angeboten werden und würden trotzdem als Bio Ware erkennbar sein. So können Supermarktkunden künftig nur so viel kaufen wie sie wirklich benötigen und müssen nicht mehr zu größeren Verpackungseinheiten greifen, deren Reste später im Müll landen.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen