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Laufen in extrem dünner Luft

Stefan Nestler4. November 2005

Für Marathon-Strecken gibt es keine Tabus. Läufer quälten sich schon im Urwald, in der Wüste, der Antarktis und Arktis über die 42 Kilometer - und auch am höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest.

Der Mount Everest: Höher geht's nichtBild: dpa - Report

Briten organisierten 1953 die erste Besteigung des höchsten Bergs der Erde, Briten veranstalteten auch den ersten Marathon zu seinen Füßen. 45 Starter aus fünf Ländern machten sich 1987 erstmals auf den Weg, damals durch eine tief verschneite Hochgebirgslandschaft in Nepal. Das Guinness-Buch der Rekorde führte das Rennen als "höchsten Marathon der Welt".

Und dann wird es bitterkalt

Die Mannschaft aus Europa hat sich jetzt auf den Weg nach Nepal gemacht. Ausgetragen wird der Everest-Marathon alle zwei Jahre, jeweils im Herbst. Am 21. November erfolgt der Startschuss zur elften Auflage. Der Startort Gorak Shep liegt auf dem Khumbu-Gletscher in 5184 Meter Höhe. Dort, wenige Kilometer vom Basislager der Mount-Everest-Bergsteiger entfernt, findet man das letzte feste Dach über dem Kopf. Wenn sich die Sonne aus dem engen Talkassel verabschiedet, wird es bitterkalt. Das Heulen des Sturms und das dumpfe Grollen der Lawinen sorgen für die Musik der Nacht. Die Strecke führt talwärts, vorbei am weltberühmten Kloster Tengboche, wo sich die Expeditionen den Segen der Lamas holen. Das Ziel ist Namche Bazaar, der Hauptort des Everest-Gebiets auf 3446 Meter Höhe.

Wer glaubt, er müsse auf gut ausgetretenen Pfaden nur bergab laufen, wird sein blaues Wunder erleben. Geröll liegt im Weg, Hängebrücken müssen überquert werden, kurze giftige Anstiege warten. Dazu wirbelt der fast ständig wehende Wind Unmengen von Staub durch die Täler. Ein Marathon der besonderen Art.

Drei Wochen Zeit fürs Ankommen

Das Feld ist auf 75 Läufer begrenzt. Die Teilnehmer müssen sich vorher bei einem knapp dreiwöchigen Trekking hinauf nach Gorek Shep ausreichend akklimatisieren. Schließlich wird die Luft am Startort nur noch mit der Hälfte des Drucks in die Lungen gepresst wie auf Meereshöhe. Laufen darf nur, wer am Tag vor dem Rennen das Okay der Ärzte erhalten hat.

Wer hat die besseren Lungen?

Das Outfit der Starter am höchsten Berg der Erde ist übrigens nicht außergewöhnlich: Laufschuhe, Shorts, Shirts und Sonnenbrillen - wie bei einem Marathon in New York oder Berlin. Der Rekord für die Strecke am Everest liegt bei 3 Stunden 50 Minuten - zum Vergleich die Bestmarke in der Ebene bei knapp über zwei Stunden. In den vergangenen Jahren triumphierten stets Läufer aus Nepal - kein Wunder, sind sie doch wesentlich besser an die extremen Höhen gewöhnt als die Marathon-Touristen aus aller Welt.

Das Rennen hat inzwischen Konkurrenz bekommen hat: Anlässlich des 50. Jahrestags der Erstbesteigung im Jahr 2003 wurde der Tenzing-Hillary-Everest-Marathon ins Leben gerufen - auf fast identischer Strecke. Der Startort liegt allerdings noch höher: im Basislager der Bergsteiger auf 5356 Metern.

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