Ex-Biathlon-Star Laura Dahlmeier bei Bergunfall gestorben
30. Juli 2025
Die ehemalige Biathletin und Olympiasiegerin Laura Dahlmeier ist bei einem Bergunfall im pakistanischen Karakorum-Gebirge ums Leben gekommen. Die 31-Jährige wurde bereits am Montag von einem Steinschlag am Laila Peak auf rund 5700 Metern Höhe getroffen und überlebte den Vorfall nicht. Das teilte ihr Management am Mittwoch mit.
Die Suche nach der Verunglückten war am Dienstagabend wegen Einbruchs der Dunkelheit abgebrochen worden. "Die Bergung des Leichnams ist für die Rettungskräfte unter den aktuell vorherrschenden schwierigen Bedingungen mit Steinschlag und einem Wetterumschwung am Laila Peak mit einem zu hohen Risiko verbunden und nicht realisierbar."
Es sei Dahlmeiers "ausdrücklicher und niedergeschriebener Wille, dass in einem Fall wie diesem, niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen. Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen", teilte das Management zudem mit. Das sei auch im Sinne ihrer Angehörigen, "die außerdem ausdrücklich darum bitten, Lauras letzten Wunsch zu respektieren."
Dahlmeiers Familie verabschiedete sich auf dem Instagram-Account der ehemaligen Wintersportlerin mit einer bewegenden Botschaft "von einem großartigen Menschen. Laura hat mit ihrer herzlichen und gradlinigen Art unser Leben und das Leben vieler bereichert", heißt es dort: "Sie hat uns vorgelebt, dass es sich lohnt, für die eigenen Träume und Ziele einzustehen und sich dabei immer treu zu bleiben."
Seilpartnerin setzte Notruf ab
"Laura Dahlmeier war am 28. Juli mit ihrer Seilpartnerin Marina Krauss im alpinen Stil unterwegs, als sie von Steinschlag erfasst wurde. Der Unfall geschah gegen Mittag Ortszeit auf rund 5700 Metern", hatte das Management nach dem Unfall mitgeteilt: "Die Seilpartnerin setzte sofort einen Notruf ab, der Rettungseinsatz wurde umgehend eingeleitet."
"Ich habe beobachtet, wie die Laura ein riesengroßer Stein getroffen hat und wie sie dann gegen die Wand geschleudert wurde", schildert Krauss den Unfall am Mittwoch im Interview mit einem deutschen Fernsehsender. Sie habe gesehen, dass Dahlmeier am Kopf getroffen worden sei.
"Von dem Moment an hat sie sich auch nicht mehr bewegt. Und für mich war es auch nicht möglich, irgendwie da sicher hinzukommen", berichtet Krauss. "Ich habe (nach) ihr gerufen und es kam keine Reaktion."
Sie habe stundenlang versucht, Dahlmeier zu bergen, habe aber aufgrund des schwierigen Terrains und des weiter anhaltenden Steinschlags nicht zu ihr vordringen können. Nachdem sie keine Lebenzeichen Dahlmeiers mehr habe erkennen können, habe sie sich in der folgenden Nacht auf den Weg hinunter Richtung Basislager gemacht.
Aufgrund der "Abgeschiedenheit des Gebiets" ist erst am Dienstagmorgen ein Rettungshubschrauber über der Unglücksstelle gewesen. "Beim Hubschrauber-Überflug wurde festgestellt, dass die erfahrene Bergsteigerin mindestens schwerst verletzt ist", hieß es in einer ersten Mitteilung ihres Managements am Dienstag. "Lebenszeichen waren nicht zu erkennen."
Wegen des Dauerkonflikts mit Indien um die Region Kaschmir dürfen im Norden Pakistans nur Militärhubschrauber Rettungseinsätze fliegen. Das ist nicht mit der professionellen Bergrettung etwa in den Alpen oder auch an den Himalaya-Riesen in Nepal vergleichbar.
Hohe Steinschlaggefahr im Karakorum
Dahlmeier war mit ihrer Seilpartnerin auf Expedition am 6069 Meter hohen Laila Peak, einer formschönen, aber auch extrem steilen Pyramide aus Fels und Stein im Karakorum. Laut ihrem Management hielt sich die frühere Biathletin bereits seit Ende Juni mit Freunden in der Region auf und hatte mit ihnen am 8. Juli den technisch anspruchsvollen Granitriesen Great Trango Tower (6287 Meter) bestiegen.
Im Karakorum läuft aktuell noch die Klettersaison. Expeditionen, die sich an den fünf Achttausendern Pakistans in diesem Sommer versuchten, berichteten über extrem trockenes und ungewöhnlich warmes Wetter in der Region - was zu einer erhöhten Steinschlaggefahr führte.
Ein deutscher Bergsteiger, der vor einer Woche am Laila Peak, vorbeiwanderte, berichtete der DW, dass es bis auf über 5500 Meter geregnet habe. Es habe nur eine dünne Schneeauflage auf dem Berg gegeben. "Es hat vor Steinschlag nur so gekracht", so der Bergsteiger.
Doppelolympiasieg in Pyeongchang
Mit zwei olympischen Goldmedaillen bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang in Südkorea und insgesamt sieben WM-Titeln war Dahlmeier die erfolgreichste deutsche Biathletin des vergangenen Jahrzehnts.
Bei der WM 2017 in Hochfilzen in Österreich gewann sie bei sechs Starts fünfmal Gold und einmal Silber. Im selben Jahr sicherte sie sich auch den Gesamtweltcup im Biathlon und wurde später zu Deutschlands "Sportlerin des Jahres" gewählt.
Im Mai 2019 beendete Dahlmeier im Alter von 25 Jahren überraschend ihre Karriere als Leistungssportlerin.
Staatlich geprüfte Bergführerin mit Expeditionserfahrung
Anschließend ließ sie sich zur Berg- und Skiführerin ausbilden. 2023 schloss sie die Ausbildung ab. Sie arbeitete auch als Bergretterin rund um ihren Heimatort Garmisch-Partenkirchen in Bayern. In den vergangenen Jahren war sie bereits mehrfach auf Expeditionen unterwegs gewesen.
So bestieg sie im Herbst 2024 in Nepal im Eiltempo den formschönen Sechstausender Ama Dablam. Für den Aufstieg vom Basislager zum Gipfel auf 6814 Metern und zurück benötigte sie nur knapp über zwölf Stunden - so schnell war vor ihr keine Frau an diesem Berg gewesen. 2023 hatte sie mit dem Pik Korschenewskaja in Tadschikistan ihren ersten Siebentausender bestiegen.
Der Artikel wurde zuletzt am 1. August aktualisiert.