Mit einem Hattrick hat Stürmerin Laura Freigang entscheidenden Anteil am souveränen Erfolg der DFB-Fußball-Frauen im EM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland. Die 22-Jährige will sich einen Stammplatz erarbeiten.
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Laura Freigang weiß, wo das Tor steht. Damit erfüllt sie auch das Profil ihrer Stellenbeschreibung, denn die 22-Jährige ist eine waschechte Angreiferin. Im Verein läuft sie für Eintracht Frankfurt auf - und mit zehn Toren nach zehn Spielen führt sie die die Torjägerliste souverän an. So ist es eine fast zwangsläufige Entwicklung, dass Martina Voss-Tecklenburg Freigang auch in die Nationalmannschaft berufen hat. An diesem Freitagnachmittag hat sich die gebürtige Kielerin im EM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland in Ingolstadt eindrucksvoll bewährt.
Beim souverän herausgespielten 6:0 (4:0) gegen die Helenen erzielte Freigang gleich drei Treffer in der ersten Hälfte und damit einen Hattrick (21., 39., 45. Minute) - in ihrem erst dritten Länderspiel. Es war der Tag der Laura Freigang. "Ich bin natürlich immer froh, wenn ich ein Tor schießen darf und mit so tollen Spielerinnen auflaufen kann", sagte die Torjägerin. "Heute können wir nicht viel meckern. Ein bisschen konsequenter in der Chancenverwertung hätten wir sein können, aber sonst war es sehr zufriedenstellend."
Die Führung für die deutsche Elf hatte Marina Hegering nach 17 Minuten erzielt. Nach der Pause trafen auch noch Linda Dallmann (73.) und Paula Krumbiegel (90.+3). Es war der siebte Sieg ohne Gegentreffer in Folge, die gelungene EM-Qualifikation stand schon vor dieser Partie fest.
Zweite Reihe nutzt ihre Chance
Voss-Tecklenburg hatte gegen die Griechinnen vorwiegend der zweiten Reihe im deutschen Team den Vorzug gegeben. Zum einen, um die von der Champions League beanspruchten Spielerinnen des VfL Wolfsburg und des FC Bayern ein wenig zu schonen. Zum anderen aber auch, weil sich die Bundestrainerin einen Eindruck über die Leistungsstärke der aufstrebenden Spielerinnen machen wollte.
Und vor allem Freigang nutzte ihre Chance. "Das ist das, was wir brauchen, wo sich die jungen Spielerinnen weiterentwickeln können. Deshalb werfen wir sie in diese Spiele rein. Wir brauchen mehr als elf Spielerinnen bei der EM. Laura hat das gut gemacht", lobte Voss-Tecklenburg.
Bei ihren Treffern zeigte Freigang ihren ausgeprägten Torriecher, stand stets an der richtigen Stelle und musste in allen drei Fällen nur noch verwandeln. Aber sie war auch stets anspielbar, machte in der Spitze Bälle fest, scheute zudem keinen Weg in die Tiefe, um Räume für sich selbst, aber auch für ihre Kolleginnen zu schaffen.
Dass die selbstbewusste Studentin der Sportwissenschaften über diese besonderen Torjäger-Qualitäten verfügt, hatte sie nicht zuletzt in ihrem zweiten Länderspiel beim 3:0 in der EM-Qualifikationsspiel in Montenegro gezeigt. Dort erzielte sie bereits ihren ersten Länderspieltreffer. In der Vorsaison war Freigang mit 16 Saisontreffern gemeinsam mit Nationalstürmerin Lea Schüller (FC Bayern) treffsicherste deutsche Spielerin in der Bundesliga.
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Internationale Erfahrung
Freigang hat trotz ihres jugendlichen Alters auch schon über den (deutschen) Tellerrand geschaut und internationale Erfahrung gesammelt. Sie ging mit 18 Jahren an die Universität von Pennsylvania und spielte dort am College vor mehreren tausend Zuschauern. Völlig anders als der Liga-Alltag in Deutschland, bei dem meist nur wenige Hundert den Weg zu den Liga-Spielen finden.
Freigang versucht in allen Details das Bestmögliche herauszuholen - nach dem Spiel gegen die Griechinnen zeigte sie sich selbstkritisch: "Ich tue mich manchmal noch schwer mit der Positionierung vorne. Ich will immer zum Ball, das ist vielleicht nicht immer richtig. Aber eigentlich hätte es ganz gut geklappt." Während der Corona-Pause hatte sie sogar ihre Ernährung umgestellt, sie analysiert regelmäßig ihre Spiele via Videostudium, um sich in den entscheidenden Situationen optimal zu verhalten. Laura Freigang will mit aller Macht bei der EM 2022 in England dabei sein. An diesem Freitagnachmittag hat sie ihren Willen noch einmal eindrucksvoll bekräftigt.
Über 50 Jahre Fußball der Frauen in Deutschland
Ende Oktober 1970 kippt der DFB sein Verbot von Frauenfußball-Teams und ebnet damit spät den Weg des deutschen Frauenfußballs. Der gehört heute zur Weltspitze. Eine Erfolgsgeschichte in Bildern.
Bild: Daniel Ulmer/Pressefoto ULMER/picture-alliance
Rückständiger DFB
1955 verbietet der DFB den Klubs, Frauenabteilungen zu gründen. Fußball sei "der Natur des Weibes im Wesentlichen fremd", heißt es: "Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand." Die Frauen scheren sich nicht um den DFB. Sie spielen - wie hier in Minden - Fußball.
Bild: Leonie Albig-Treffers/picture-alliance
Frauenfußball in der DDR nicht verboten
Während Frauenfußball im Westen untersagt ist, darf in der DDR gespielt werden. Aber: Das SED-Politbüro gibt im April 1969 eine Vorgabe heraus: Männerfußball ist Leistungssport, Frauenfußball nicht. Damit darf Frauenfußball weiter ausgeführt werden, gehört aber nicht zu den förderungswürdigen Sportarten. Es gibt nur ein Frauen-Länderspiel: Am 9. Mai 1990 unterliegt die DDR in Potsdam der CSFR 0:3.
Bild: FSU-Fotozentrum/picture-alliance
Die Wende im Jahr 1970
15 Jahre später bröckelt im DFB der Widerstand gegen den Frauenfußball. Für einen guten Zweck - wie im Juli 1970 bei einem Benefizspiel für die Deutsche Sporthilfe - zeigt man sich gerne mit den Fußballerinnen. Und kein Geringerer als Torjäger Gerd Müller (2.v.r.), der "Bomber der Nation", pfeift das Spiel. Am 31. Oktober 1970 kippt der DFB endlich seinen diskriminierenden Beschluss von 1955.
Bild: Parschauer/dpa/picture-alliance
Premiere auf großer Bühne
Wo sonst nur die Männer gespielt haben, treten jetzt auch die Frauen gegen den Ball - wie bei der Frauenfußball-Premiere im Stuttgarter Neckarstadion Ende November 1970 (Bild). Der TSV Öschelbronn besiegt die Spielvereinigung Weil im Schönbuch mit 3:1.
Bild: Michael Dick/picture-alliance
Erste "Tor des Monats"- Schützin
Ein Frauen-Nationalteam lehnt der DFB weiter ab. "Das war ein klarer Rückschritt", sagt Frauenfußball-Ikone Bärbel Wohlleben (Bild). "Außerdem durften wir nur zweimal dreißig Minuten spielen." Ihr Klub TuS Wörrstadt wird 1974 erster offizieller deutscher Frauenfußball-Meister. Die ARD-Zuschauer wählen Wohllebens Tor zum 3:0 im Finale gegen DJK Eintracht Erle zum "Tor des Monats". Ein Meilenstein.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Roessler
Die Weltmeisterinnen aus Bergisch-Gladbach
Die SSG Bergisch Gladbach 09 entwickelt sich zum dominierenden Frauenteam Deutschlands. Zwischen 1977 und 1989 gewinnt der Verein neun deutsche Meistertitel und dreimal den DFB-Pokal. Hinzu kommen 1981 und 1984 zwei Triumphe beim internationalen Einladungsturnier in Taiwans Hauptstadt Taipeh, der inoffiziellen Weltmeisterschaft, wo Deutschland durch das Team aus Bergisch Gladbach vertreten wird.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Witschel
Klarer Sieg im ersten offiziellen Länderspiel
1982 ringt sich der DFB schließlich doch zu einer Frauen-Nationalmannschaft durch. Die deutsche Auswahl gewinnt ihr erstes Länderspiel am 10. Oktober 1982 in Koblenz gegen die Schweiz mit 5:1. Silvia Neid von der SSG Bergisch Gladbach 09 - später Erfolgstrainerin des DFB-Teams - gelingt in der historischen Partie ein Doppelpack.
Bild: Sven Simon/picture-alliance
Der erste internationale Titel
1989 findet die EM in Deutschland statt. Das Halbfinale gegen Italien - das DFB-Team gewinnt im Elfmeterschießen - ist das erste Frauen-Fußballspiel, das im deutschen Fernsehen live übertragen wird. Im Finale folgt ein 4:1 gegen Norwegen. Als Prämie für den ersten Titel spendiert der DFB den Spielerinnen jeweils ein Kaffeeservice. Bis heute folgten sieben weitere EM-Triumphe für die DFB-Frauen.
Bild: Sven Simon/picture-alliance
Siegen triumphiert in der neuen Bundesliga
1990 gründet der DFB die Frauen-Bundesliga. Gespielt wird in einer Nord- und einer Südstaffel. Die jeweiligen Tabellenersten und -zweiten spielen beim Finalturnier um den Titel. Die Spielerinnen des TSV Siegen holen sich 1991 nach der ersten Saison die Meisterschaft. Seit 1997 ist die Bundesliga eingleisig. Meister wird wie bei den Männern, wer am Ende der Spielzeit die meisten Punkte hat.
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Europas bestes Vereinsteam kommt aus Frankfurt
2002 wird erstmals die beste Frauen-Vereinsmannschaft Europas gekürt. Der 1. FFC Frankfurt - hier Nia Künzer (Mitte) im Finale gegen Umea IK - siegt beim "UEFA Women's Cup". Drei weitere Titel folgen: 2006, 2008 und 2015 - da heißt der Wettbewerb schon Champions League. Siebenmal wird der 1. FFC Deutscher Meister und ist das erfolgreichste deutsche Team im Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende.
Bild: Frank May/dpaweb/dpa/picture-alliance
Deutschlands erste Fußball-Weltmeisterinnen
2003 holen sich die deutschen Fußballerinnen erstmals den WM-Titel. In den USA besiegen sie im Finale Schweden mit 2:1. Nia Künzers Golden Goal per Kopf in der 98. Minute entscheidet das Spiel und wird später in Deutschland zum "Tor des Jahres" gewählt. Bei der Rückkehr präsentieren sich die Weltmeisterinnen vom Balkon des Frankfurter Rathauses aus mehreren tausend begeisterten Fans.
Bild: Michael Probst/AP Photo/picture-alliance
Birgit Prinz - dreimal Weltfußballerin
Mit sieben Treffern in sechs Spielen wird Birgit Prinz, die seit 1994 für die DFB-Auswahl aufläuft, Torschützenkönigin der WM. Bis 2011 geht der Superstar für die Nationalmannschaft auf Torejagd und ist mit 128 Treffern Rekordtorschützin. Dreimal in Serie (2003 bis 2005) wird Prinz zur Weltfußballerin gekürt, achtmal zu Deutschlands Fußballerin des Jahres. Heute arbeitet sie als Sportpsychologin.
Bild: picture alliance/dpa
Novum Titelverteidigung
Als erster Nation gelingt es Deutschland, den Frauen-WM-Titel zu verteidigen. Und wie! Die Bilanz des DFB-Teams bei der WM 2007 in China ist kaum zu überbieten: Sechs Siege und ein Unentschieden, 21:0 Tore. Im Finale in der Metropole Shanghai besiegt die Mannschaft um Spielführerin Prinz Brasilien mit 2:0. Seitdem hat das DFB-Team allerdings kein WM-Endspiel mehr erreicht.
Bild: picture alliance / Pressefoto Ulmer
Die ersten Champions-League-Gewinnerinnen
Zu Beginn der Saison 2009/2010 wird aus dem UEFA Women's Cup die UEFA Women's Champions League. Am Ende der Spielzeit triumphiert erneut eine deutsche Mannschaft. Der 1. FFC Turbine Potsdam setzt sich beim Finale in Getafe in Spanien im Elfmeterschießen gegen Olympique Lyon durch - und ist damit zum zweiten Mal nach 2005 Europas beste Vereinsmannschaft.
Bild: Alberto Martin/dpa/picture-alliance
Olympia-Gold in Rio
Zwei Jahre nach dem WM-Sieg des DFB-Männerteams holt erneut eine deutsche Mannschaft einen Titel im legendären Maracana-Stadion von Rio de Janeiro: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft gewinnt im Finale der Olympischen Spiele 2016 gegen Schweden mit 2:1 und sichert sich damit Gold. Nach drei Bronzemedaillen (2000, 2004, 2008) steht erstmals ein DFB-Frauenteam ganz oben auf dem Olympia-Podest.
Bild: Reuters/U. Marcelino
Silvia Neid - alles gewonnen
Für Bundestrainerin Silvia Neid ist das Olympia-Gold von Rio krönender Abschluss ihrer Karriere. Nachdem sie als Spielerin dreimal Europameisterin und einmal Vizeweltmeisterin geworden war, löst Neid 2005 Bundestrainerin Tina Theune-Meyer ab. Sie führt das Team zum WM-Titel 2007, den EM-Triumphen 2009 und 2013 und schließlich zum Olympiasieg 2016. Dreimal wird Neid als Welttrainerin geehrt.
Bild: Getty Images/F.Coffrini
Durststrecke bei großen Turnieren
Seit Neid ihr Amt als Bundestrainerin aufgegeben hat, ist die Titelsammlung der DFB-Frauen nicht mehr gewachsen. Bei der EM 2017 ist im Viertelfinale Schluss, ebenso bei der WM 2019. Bei der wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobenen EURO 2021 in England kommt das deutsche Team mit Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ins Endspiel, verliert aber unglücklich gegen die Gastgeberinnen.
Bild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa/picture alliance
Duell zweier Top-Mannschaften
In den vergangenen Jahren dominieren mit dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern zwei Spitzenteams die Frauen-Bundesliga, wobei Wolfsburg meist die Oberhand behält und mehr Titel sammelt als die Münchenerinnen. Die "Wölfinnen" erreichen als einzige deutsche Mannschaft auch das Endspiel der Champions League, kassieren aber 2016, 2018, 2020 und 2023 jeweils eine Final-Niederlage.
Bild: Michael Memmler/Eibner-Pressefoto/picture alliance
Kaum noch reine Frauen-Vereine
Trend der neueren Zeit ist die Fusion von Frauen-Fußballklubs mit Vereinen, die bei den Männern erfolgreich sind. So spielt der 1. FFC Frankfurt seit 2020 als Frauenabteilung von Eintracht Frankfurt (Foto). Die Frauen profitieren so von besserer Infrastruktur und professionelleren Bedingungen. Reine Frauen-Fußballvereine gibt es in der Bundesliga kaum noch - einzige Ausnahme ist die SGS Essen..
Bild: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/picture alliance