Als letzte Deutsche scheidet Laura Siegemund beim bedeutendsten Tennis-Turnier der Welt aus. Lange Zeit hat sie die Nummer eins, Aryna Sabalenka, am Rande einer Niederlage.
Außenseiterin Laura Siegemund macht Wimbledon-Favoritin Aryna Sabalenka lange Zeit das Leben schwerBild: Daisuke Urakami/The Yomiuri Shimbun/AP/picture alliance
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Enttäuscht, aber auch stolz verließ Laura Siegemund den Centre Court in Wimbledon und winkte ins Publikum, das sich erhob und der Deutschen applaudierte. Bei ihrer 6:4, 2:6, 4:6-Niederlage hatte die krasse Außenseiterin gegen Aryna Sabalenka, die Nummer eins der Tennis-Weltrangliste, ein enges und spannendes Match geliefert, das auch in ihre Richtung hätte kippen können.
"Ihre Art und Weise zu spielen ist nervig, aber auch sehr clever. Sie zwingt jede Gegnerin, hart zu arbeiten", sagte Sabalenka im Siegerinterview auf dem Platz. "Sie hat mich so sehr gepusht und hat ein unglaubliches Turnier und Match gespielt."
Am Ende zu viele leichte Fehler
Siegemund, die für ihren ersten Viertelfinaleinzug in London 400.000 Pfund (rund 464.000 Euro) kassierte, zeigte eine taktische Meisterleistung. Mit vielen Stopps und und stark unterschnittenen Slices brachte die 104. der Weltrangliste die kraftvolle Belarussin Sabalenka immer wieder aus dem Rhythmus - sehr zur Freude der Zuschauer.
Doch gegen Ende des 2:54 Stunden langen Matches spielten auch die Kondition und die Erfahrung in engen Partien eine Rolle. Die 27-jährige Sabalenka fand immer bessere Antworten und machte weniger vermeidbare Fehler, während bei der zehn Jahre älteren Siegemund die Fehlerquote zunahm. Im entscheidenden Satz gelang Siegemund noch ein Break zum 4:3, doch sie konnte den Vorsprung nicht halten.
"Ich nehme mit aus dem Turnier, dass ich nach wie vor brandgefährlich bin, nicht nur für große Namen", zeigte sich die 37 Jahre alte Deutsche nach der Niederlage alles andere als enttäuscht. "Wenn dann irgendwann mal ein bisschen Entspannung eingekehrt ist, werde ich sicher stolz drauf sein."
Nur Aussem, Graf und Kerber erfolgreich
Siegemund wäre die erst die siebte Deutsche im Wimbledon-Halbfinale gewesen. Die letzte deutsche Spielerin, die das Halbfinale von Wimbledon erreichte, war Angelique Kerber im Jahr 2021. Sie verlor damals gegen Ashleigh Barty. Zuvor hatte sie Wimbledon 2018 gewonnen.
Die einzigen anderen beiden Wimbledon-Siegerinnen sind Cilly Aussem (1931) und Steffi Graf, die siebenmal an der Londoner Church Road gewinnen konnte (1988, 1989, 1991, 1992, 1993, 1995, 1996).
Boris Becker - Tennis-Legende und gefallener Held
Vor 40 Jahren verändert Boris Beckers erster Wimbledonsieg Deutschlands Sport und spült den Teenager ins Rampenlicht. Danach lässt Becker in seinem Leben nicht viel aus - er sitzt sogar im Gefängnis.
Bild: Christoph Hardt/Panama Pictures/picture alliance
"Bobbele" erobert die Welt
Mehr als elf Millionen Deutsche fiebern am 7. Juli 1985 vor den Bildschirmen mit, als mit einem Schlag aus einem 17-jährigen Tennisspieler die Sport-Ikone Boris Becker wird. Durch seinen Wimbledon-Erfolg löst "Bobbele" in Deutschland einen unglaublichen Tennis-Boom aus. 1986 und 1989 gewinnt er erneut in seinem "Wohnzimmer".
Bild: Getty Images
Eine neue Ära
Noch nie gewann Deutschland die prestigeträchtige Mannschaftstrophäe. Bis Boris Becker kommt. Im legendären Davis-Cup-Finale 1988 siegen Becker und Carl-Uwe Steeb im Doppel gegen die damals besten Tennisspieler der Welt: den Weltranglistenersten Mats Wilander und Wimbledon-Sieger Stefan Edberg. 1989 wiederholt er den Triumph erneut gegen die Skandinavier.
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Der Becker-Hecht
1990 wird Becker zum vierten Mal zum "Sportler des Jahres" gewählt. Sein druckvolles und variables Spiel kann Becker vor allem auf schnellen Platzbelägen - insbesondere in der Halle und auf Rasen - entwickeln. Seine Stärke: das Serve-and-Volley-Spiel. Die Sportfans lieben ihn für seinen Becker-Hecht - ein im Sprung geschlagener Volley. 1991 erobert er die Spitze der Weltrangliste.
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Olympisches Gold
Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona scheiden die beiden deutschen Rivalen Michael Stich (l.) und Boris Becker in ihren Einzeln jeweils früh raus. Im Doppel bietet sich die Chance auf Edelmetall - und sie holen sogar Gold: "Zwischen den Ballwechseln haben wir eigentlich gar nicht miteinander gesprochen, denn wir mochten uns nicht wirklich", so Becker später.
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Die erste Hochzeit
Ende des Jahres 1993 heiratet Becker die deutsch-amerikanische Schauspielerin und Designerin Barbara Feltus. 1999, hochschwanger mit dem zweiten Kind, erfahren sie und die Öffentlichkeit von der Besenkammer-Affäre ihres Mannes mit dem russischen Model Angela Ermakowa. Die Folge: Mit Anna bekommt Becker sein drittes Kind - und 2001 die Scheidung von Barbara.
Bild: picture-alliance/dpa
Sein letztes Match
Nach seiner Achtelfinal-Niederlage in Wimbledon gegen den Australier Patrick Rafter im Juni 1999 beendet Boris Becker seine Profikarriere. Später sagt Becker, er habe gesundheitlich einen hohen Preis gezahlt: "Ich habe zwei neue Hüften, ich habe eine zehn Zentimeter lange Eisenplatte im rechten Sprunggelenk, ich hinke leicht."
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Vor Gericht
2002 wird Becker wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 1,7 Millionen Euro zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Nach Auffassung des Gerichts hatte Becker in den Jahren 1991 bis 1993 zwar offiziell seinen Wohnsitz im Steuerparadies Monaco. Tatsächlich habe er aber seinen Lebensmittelpunkt in München gehabt.
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Das nächste Urteil
Glück im Unglück: Boris Becker haftet für die Insolvenz des Internetportals Sportgate, an dem er 60 Prozent der Anteile hielt - aber mit einer viel geringeren Summe, als ursprünglich gefordert. Das Gericht verurteilt ihn im Jahr 2007 zu einer Zahlung von 114.000 Euro.
Bild: picture-alliance/dpa
Hochzeit Nummer zwei
2009 steuert Becker mit der Niederländerin Sharlely "Lilly" Kerssenberg zum zweiten Mal in den Hafen der Ehe ein. Der gemeinsame Sohn Amadeus Benedict Edley Luis ist das vierte Kind von Boris Becker. Die beiden leben in London und in Zürich. 2018 trennt sich das Paar.
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Neue Aufgabe
Zum Jahresende 2013 verblüfft eine Nachricht die Sportwelt: Boris Becker wird Chefcoach von Novak Djokovic. Der Serbe ist dankbar, vor allem in "psychologischer Hinsicht" helfe Becker ihm sehr, weil er viele Situationen bereits erlebt habe. Auch Becker profitiert enorm von der neuen Aufgabe, endlich kommt er aus den negativen Schlagzeilen raus.
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Nicht mehr gebraucht
Das Duo Djokovic/Becker feiert zahlreiche Erfolge. Der Serbe sammelt unter Beckers Anleitung insgesamt sechs Grand-Slam-Titel. Aber im Dezember 2016 folgt die überraschende Trennung. Djokovic schiebt Becker ab. Dahinter steckt offenbar auch der spanische Mentaltrainer Djokovics, Pepe Imaz, der auf ein Konzept von "Liebe und Frieden", Spiritualität und Meditation setzt.
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Finanzieller Bankrott
Ein Londoner Konkursgericht erklärt Becker im Juni 2017 für zahlungsunfähig. Ein Gläubiger macht Forderungen im zweistelligen Millionenbereich geltend. "Es ist irrsinnig zu glauben, ich sei pleite", sagt Becker. Das Insolvenzverfahren zieht sich über Jahre hin. Trophäen und andere Erinnerungsstücke des einstigen Tennis-Superstars kommen unter den Hammer. Die Auktion bringt über 750.000 Euro ein.
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Möchtegern-Diplomat
Um der Zwangsvollstreckung zu entgehen, behauptet Becker, er sei Sonderattaché der Zentralafrikanischen Republik und genieße deshalb Immunität. Von einer offiziellen Ernennung zum Diplomaten könne keine Rede sein, widerspricht Präsident Faustin Archange Touadera (l.). Man habe sich lediglich getroffen. Der von Becker vorgelegte Diplomatenpass sei eine Fälschung, teilt die Regierung mit.
Mitte 2017 wird Becker als starker Mann im deutschen Tennis vorgestellt: Er bekleidet den neuen Posten des "Männer-Chefs" im Deutschen Tennis Bund (DTB). "Ich liebe diesen Sport und ich liebe dieses Land. Es freut mich, wieder eine wichtige Aufgabe im deutschen Tennis übernehmen zu dürfen", verkündet Becker. 2020 gibt er den Posten ab - aus Zeitmangel, wie er zu Protokoll gibt.
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Acht Monate im Gefängnis
Im Frühjahr 2022 wird Becker in Großbritannien wegen Insolvenzvergehen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach acht Monaten kommt er frei und wird nach Deutschland ausgeliefert. In seinem ersten Interview gibt sich Becker geläutert. Im Gefängnis sei er nur eine Nummer gewesen, sagt der Ex-Tennisstar. "Ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war."
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Mit sich im Reinen
Wenige Monate nach seiner Entlassung nimmt Becker seine Tätigkeit als TV-Experte wieder auf. Neuer Heimatort ist Mailand in Italien - weil er nicht nach Großbritannien einreisen darf und weil Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro (r.) in Italien aufgewachsen ist. Die beiden sind seit 2020 ein Paar und haben 2024 geheiratet. Kürzlich gab Carvalho bekannt, dass sie und Becker ein Kind erwarten.