DW-Programme im Slum
10. September 2009Etwas blechern klingt es noch aus dem Laptop, aber für die Schüler der Gentiana-Schule im Kawangare-Slum in Kenais Hauptstadt Nairobi ist die Tonqualität Nebensache. Alle Köpfe strecken sich in Richtung des Lautsprechers. Es läuft die neue "Learning by Ear"-Folge über Studien- und Berufswahl. Die Bildungsprogramme der Deutschen Welle kommen gut an bei den 13-jährigen. Vom nächsten Schuljahr an steht "Learning by Ear" hier sogar auf dem Lehrplan. Dank einiger gestifteter Laptops können die Lehrer die Radiobeiträge dann im Unterricht vorspielen. "Learning by Ear" konfrontiert die jungen Hörer und Hörerinnen auch mit komplexen Themen wie HIV, Menschenrechte oder Demokratie. Gerade deswegen verwendet Schulleiter Michael Mwendwa die Programme gerne im Unterricht. Solche Themen sind hier Teil der Lebensrealität. Im Kawangare-Slum kennt fast jeder jemanden, der an Aids gestorben ist.
Gute Bildung für wenig Geld
Die Bildungsprogramme im Radio entlasten die klammen Kassen der Gentiana-Schule, die auf Spenden angewiesen ist. "Materialen wie Karten, Schaubilder oder Bücher sind extrem teuer", sagt Mwendwa. "Die Skripte von 'Learning by Ear' können wir dagegen ausdrucken, oder die Sendungen mit dem Computer abspielen." Fehlende Schulen, fehlende Lehrer, fehlende Ausstattung – das waren einige der Gründe, warum die Deutsche Welle "Learning by Ear" gestartet hat. In erster Linie ist es ein journalistisches Projekt. "Aber es kann bestimmte Unterrichtsinhalte erweitern oder verstärken und um Alltagsdimensionen bereichern", sagt Ute Schaeffer, Leiterin der Afrikaprogramme der Deutschen Welle. Sie freut sich, dass "Learning by Ear" als nützlich und lehrreich betrachtet wird.
Produktion vor Ort
Einige Kilometer von der Gentiana-Grundschule in Nairobi entfernt, entstehen derzeit neue Folgen der Bildungsreihe. Sechs Tage die Woche, drei Wochen lang, sind Techniker Götz Bürki und Projektmitarbeiterin Susanne Fuchs in Nairobi im Einsatz. 60 neue Folgen in Englisch nehmen sie als Rohfassung anschließend mit nach Deutschland. Die übrigen Sprachen werden in anderen afrikanischen Ländern aufgenommen. Auch den Schauspielern hilft die Produktion vor Ort. Amy Ongesa sagt, sie lerne durch die Produktion, wie sie dem Publikum ohne Blickkontakt eine Botschaft vermitteln kann.
Neue Sprachen, neue Regionen
Bald werden nicht nur Afrikaner von den "Learning by Ear" Programmen profitieren können. Nach dem großen Erfolg in sechs afrikanischen Sprachen hat die Deutsche Welle beschlossen, die Bildungsprogramme auszuweiten. Regelmäßige Sendungen in Dari und Paschtu sind geplant - für Afghanistan.
Autor: Daniel Pelz
Redaktion: Katrin Ogunsade