Das Oktoberfest ist ein Exportschlager. In Leavenworth in den USA wird es besonders stilecht gefeiert: Der Ort ist die perfekte Kopie eines bayerischen Dorfs. Ein Klischee, das jährlich eine Million Besucher anzieht.
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Rustikale Architektur, Lüftlmalerei und deutschsprachige Wegweiser lassen in Leavenworth echtes Bayern-Flair aufkommen. Touristen fahren in der Hauptstraße mit der Kutsche, trinken in den Wirtshäusern und Biergärten bayerisches Bier. Vor vielen Häusern wehen Fahnen mit weiß-blauem Rautenmuster. "Eine Million Besucher kommen deshalb jedes Jahr in unsere Stadt", schätzt Bürgermeisterin Cheri Farivar.
Die Stadt im äußersten Nordwesten der USA lebt vom weiß-blauen Brauchtum. Tatsächlich ist die bayerische Kultur ein Exportschlager. In Nord- und Südamerika gibt es Dörfer im Bayern-Stil. In China steht ein Nachbau von Schloss Neuschwanstein. Und das Münchner Hofbräuhaus hat mehr als ein Dutzend Kopien in den USA, China und Brasilien.
Auch in Leavenworth schenken Wirtshäuser Bier aus Bayern aus und bieten auf ihren Speisekarten Schnitzel und Sauerbraten, Roulade und Leberkäse an.
10 Dinge, die Bayern vom Rest Deutschlands unterscheiden
Von der Weißwurst bis zum Dirndl, von BMW bis zum FC Bayern München - unsere Bildergalerie zeigt: Bayern, das ist eine außergewöhnliche Mischung aus Tradition und Innovation.
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Zum Träumen: die Märchenschlösser
Viele Menschen auf der Welt denken, Deutschland sehe überall so aus wie auf diesem Bild. Kein Wunder: Schloss Neuschwanstein ist eines der meistfotografierten Motive Deutschlands. Die romantischen Schlösser von Bayernkönig Ludwig II. ziehen jedes Jahr Massen von Touristen aus aller Welt an - und sollen auch Walt Disney inspiriert haben.
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Riesen-Wies'n: das Oktoberfest
Seit 1810 feiern die Münchner ihr Oktoberfest. Paradoxerweise findet der Hauptteil des Festes schon lange im September statt. Der Grund: das berüchtigte Münchner "Sauwetter". Mit rund 6 Millionen Besuchern jährlich gilt es als das größte Volksfest der Welt - und findet rund um den Globus Nachahmer. Das größte Oktoberfest-Imitat gibt's in China: Nach Quingdao pilgern etwa drei Millionen Besucher.
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Bayerischer Chic: die Trachten
Die "feschen" (hübschen) Dirndl hängen mittlerweile auch bei vielen Nicht-Bayern im Schrank - dem Oktoberfest sei Dank. Keine andere deutsche Tracht hat es überregional - nein, weltweit! - zu einem solchen Erfolg gebracht wie Dirndl und Lederhosen. Verkaufsschlager sind dabei häufig die günstigen Massenanfertigungen - echte Trachten dagegen kosten ein kleines Vermögen und werden vererbt.
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Drei Streifen und eine Raubkatze: die Wiege des Sneaker-Booms
Und noch mehr Mode kommt aus Bayern: Zwei Schuhmacher aus Herzogenaurach gründen 1924 die "Gebrüder Dassler Schuhfabrik". 1936 überzeugen sie den US-Athleten Jesse Owens, ihre Laufschuhe bei den Olympischen Spielen in Berlin zu tragen. Ein voller Erfolg. Später trennen sich die Brüder im Streit: Der eine gründet Adidas, der andere Puma. Sie sind die ersten global players der Sneakerbranche.
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Weiß-blau auf dem Kühler: BMW
Ein weiterer Weltkonzern trägt den Freistaat sogar in seinem Namen: BMW steht für Bayerische Motoren Werke. Diese haben in München ihren Hauptsitz; verkauft werden die Autos auf der ganzen Welt. Das Weiß-Blau der Bayernflagge prägt das Logo, das auf jeder Motorhaube prangt - gleich über der charakteristischen BMW-Niere am Kühlergrill.
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Teil der Weltspitze: Der FC Bayern München
Weiß-blau steht auch im Zentrum eines weiteren weltbekannten Logos: dem des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München. "Mia san mia" - wir sind wir - sagen die Bayern und meinen damit: Wir sind die Besten. Im Fußball (hier: Robert Lewandowski) scheint das derzeit auch zu stimmen - zumindest national. Der letzte Champions-League-Titel ist allerdings schon fünf Jahre her.
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"Zuzeln" oder schneiden: die Weißwurst
Böse (preußische) Zungen behaupten, die Bayern würden mit Vorliebe Fleischabfälle zu traditionellen Gerichten verarbeiten, aber das gilt eindeutig nicht für die Weißwurst. Diese Brühwurst wird nach strengen Vorgaben hergestellt. Kenner "zuzeln" (saugen) sie aus dem Darm, andere schneiden sie der Länge nach auf. Dann genießen sie ihr zweites Frühstück mit süßem Senf, Brezen und Weißbier.
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Gesellig: der Biergarten
Im 19. Jahrhundert trank man in München vor allem untergäriges Bier, das kühl hergestellt und gelagert werden musste. Das ging am besten im Keller. Das Bier durfte von dort nur im Sommer direkt ausgeschenkt werden; man stellte dazu ein paar Bänke unter die Bäume - willkommen im Biergarten. Aus dieser Zeit stammt auch die noch immer verbreitete Regel, dass Gäste ihr Essen selbst mitbringen dürfen.
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Radikal natürlich: Nationalpark Bayerischer Wald
Sieht gewöhnungsbedürftig aus, ist aber genau so gewollt: Im Nationalpark Bayerischer Wald darf die Natur so sein, wie sie eben ist. Wild und ungeschönt. Sturmschäden oder Schädlingsbefall werden nicht von Menschenhand reguliert. Das Resultat: ein echter Urwald. Der Nationalpark Bayerischer Wald wurde 1970 als erster Nationalpark Deutschlands gegründet. Er umfasst heute ca. 24.000 Hektar Land.
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Regionalpartei mit nationalem Gewicht: die CSU
"Bayern ist die CSU, und die CSU ist Bayern." Das sieht aktuellen Umfragen zufolge zwar nur noch eine Minderheit der bayerischen Wähler so, dennoch: Die CSU stellt seit 1957 ununterbrochen den Ministerpräsidenten des Freistaats (hier Markus Söder mit Vorgänger Horst Seehofer). Bei Bundestagswahlen tritt sie in Bayern als "Schwesterpartei" der CDU an. CDU/CSU bilden im Bundestag eine Fraktion.
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Warum ist gerade weiß-blauer Lebensstil gefragt?
"Die Bayern inszenieren sich gut. Das kommt an", fasst es Julia Lichtl, Volkskundlerin im Haus der Bayerischen Geschichte in München, zusammen. Was viele Menschen mit Bayern verbinden - Oktoberfest, Dirndl, Neuschwanstein - würde oft mit ganz Deutschland gleichgesetzt.
Das heutige Bayern-Bild ist im 19. Jahrhundert entstanden. Die Natur, Almhütten und Menschen in Trachten wurden wichtige Motive der romantischen Landschaftsmalerei. Oft haben auch Auswanderer solche Bilder gekauft und in ihre neue Heimat mitgenommen.
Hohenschwangau in Öl: Seen, Berge, weiß-blauer Himmel und ein fesches PaarBild: picture-alliance/akg-images
Die Landschaft ist einer der Gründe, warum Leavenworth zum bayerischen Dorf wurde. Anfang der 1960er-Jahre sei der Ort am Aussterben gewesen, erzählt Bürgermeisterin Farivar. Die Holzindustrie am Boden, Häuser mit Brettern vernagelt und Familien, die ihr berufliches Glück anderswo suchten. Eine Gruppe von Geschäftsleuten und Bürgern habe nach einem neuen Wirtschaftszweig gesucht.
Die Menschen fanden, die Region ähnele Bayern. Nach etlichen Diskussionen über den Ort und die Schönheit der Berge und des Tales habe festgestanden: "Das neue Motto für Leavenworth soll 'Das bayerische Dorf' werden." Einige Deutsche, die in der Stadt lebten, hätten maßgeblich am Design und der Umgestaltung der Häuser mitgewirkt. Heute lebt der 2000-Einwohner-Ort vom Tourismus.
Leavenworth erfand sich in den 1960ern neu - als "Das bayerische Dorf"Bild: picture-alliance/dpa/U. Wessels
Bayerisches Bier: Getränk und Gefühl
Wirtshaus in Manhattan, New York: Bayerische Kultur ist in den USA beliebtBild: picture-alliance/imageBROKER
Gemütlichkeit, Geselligkeit und Gastfreundschaft sind Aspekte, die Menschen aus dem Ausland am Bayern-Bild immer wieder aufs Neue begeistern. Der Ausschank von bayerischem Bier gehört untrennbar dazu. Mit Schuhplattler und Geranien an den Balkonen befeuerten die Bayern das Bild zusätzlich.
Der Export der bayerischen Kultur - nach Leavenworth hat er funktioniert. Bürgermeisterin Farivar hat vor Jahren selbst Deutschland besucht. Was sie besonders beeindruckte? "Die schöne Natur und wie sauber die Städte waren."
uw/ fm, ks (dpa)
Zehn Gründe für Bayern
Bayern ist Deutschlands beliebtestes Reiseziel. 2022 besuchten rund 7 Millionen ausländische Gäste den Freistaat. Und diese Sehenswürdigkeiten stehen auf ihrer Rangliste ganz oben.
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Zugspitze
Bayern ist wirklich der Gipfel! Hier steht der höchste Berg Deutschlands: 2962 Meter misst die Zugspitze in den Bayerischen Alpen. Doch die Besucher müssen nicht unbedingt viel Kraft aufbringen, um die Aussicht vom Gipfel zu genießen: Die Zugspitze ist auch über zwei Seilbahnen und eine Zahnradbahn zu erreichen.
Das größte Volksfest der Welt zieht jährlich Millionen von Besuchern an und hat mittlerweile Ableger in aller Welt. Bier aus Literkrügen, Frauen im Dirndl, Männer in Lederhosen und dazu Musik und Tanz in den Festzelten - das Original gibt's nur in München. Und zwar seit 1810.
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Landeshauptstadt München
Die bayerische Metropole ist eine der schönsten Städte Deutschlands. Erster Anlaufpunkt für Besucher: der Marienplatz mit Frauenkirche und Neuem Rathaus samt historischem Glockenspiel. Darüber hinaus locken das Hofbräuhaus, Schloss Nymphenburg, der Englische Garten und die vielen Museen; etwa das Deutsche Museum - das größte Technikmuseum der Welt.
Bild: Christian Offenberg/Zoonar/picture alliance
FC Bayern München
München ist zudem die Heimat der erfolgreichsten deutschen Fußballmannschaft. Die Heimspiele des FC Bayern werden in der Allianz Arena ausgetragen. Und wer keine Karten fürs Spiel ergattern kann - sich den Bayern-Stars dennoch ganz nah fühlen will - dem bleibt immer noch eine Führung durchs Stadion.
Bild: ActionPictures/IMAGO
Schloss Neuschwanstein
Dieses Märchenschloss besichtigten 2022 rund 700.000 Menschen. Und vor Corona waren es doppelt so viele. Seinem Erbauer, dem menschenscheuen Bayernkönig Ludwig II., hätte das wohl gar nicht gefallen. Er ließ Neuschwanstein 1869 vor allem als Rückzugsort erbauen, um sich in eine Märchen- und Sagenwelt zu flüchten. Heute verkörpert es für Touristen aus aller Welt Romantik pur.
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Königssee
Er gilt als der König unter den rund 200 bayerischen Seen: Tief eingeschnitten in die Berchtesgadener Alpen verbreitet das kristallklare Wasser eine fast märchenhafte Stimmung. Die Wallfahrtskirche St. Bartholomä ist nur mit umweltfreundlichen Elektrobooten erreichbar. Und das schon seit 1909.
Diese Kleinstadt in Franken ist Mittelalter pur! Vor allem asiatische Touristen lieben die Fachwerkhäuser samt Stadtmauer und Verteidigungstürmen. Dabei war es einfach Geldmangel, der die Stadt nach dem Dreißigjährigen Krieg im Dornröschenschlaf versinken ließ. So ist Rothenburg ob der Tauber heute ein Juwel, das an Deutschlands bekanntester Touristikroute, der Romantischen Straße, liegt.
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Markgräfliches Opernhaus in Bayreuth
Nicht das Festspielhaus von Richard Wagner in Bayreuth, sondern das Opernhaus der Markgräfin Wilhelmine hat es 2012 in die UNESCO-Liste geschafft. Es gilt als eines der schönsten noch erhaltenen Barocktheater in Europa. Insgesamt gibt es zehn Welterbestätten in Bayern, dazu gehören unter anderem die Altstädte von Regensburg und Bamberg, die Würzburger Residenz und die Wieskirche in Steingaden.
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Nürnberger Christkindlesmarkt
Jedes Jahr Ende November eröffnet das Christkind vom Balkon des mittelalterlichen Rathauses den Christkindlesmarkt in Nürnberg, einen der berühmtesten Weihnachtsmärkte der Welt. Glühwein und Lebkuchen gibt es in vielen Städten, aber wo begegnet man schon dem Christkind?
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Bayerische Gastlichkeit
Es hat seinen Grund, warum gerade die Bayern den Biergarten erfunden haben. Ursprünglich sollte das Bier im Schatten großer Bäume nur kühl gelagert werden, aber dann wurde es auch gleich vor Ort ausgeschenkt. Denn im Grünen schmeckt das Bier gleich nochmal so gut. Ein Prosit der Gemütlichkeit!
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