Leben mit dem Tod
19. April 2025
An Ostern feiern Christen die Auferstehung Jesu und den Sieg des Lebens über den Tod. Auch orthodoxe Juden und Muslime glauben an die Auferstehung. Für Hindus und Buddhisten steht die Erlösung von der Wiedergeburt im Vordergrund.
In die Trauer über den Verlust eines Menschen durch Krankheit, Alter, Gewalt oder Unfälle mischt sich bei gläubigen Menschen die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist.
Trost finden sie in Jenseitsvorstellungen, die es nicht nur bei den heutigen Weltreligionen gibt. Auch bei den frühen Sammlern und Jägern, den Ägyptern, Wikingern und bei vielen anderen Kulturen nahmen Hinterbliebene oftmals mit Bestattungsritualen und Grabbeigaben Abschied von Verstorbenen und ebneten ihnen den Weg ins Jenseits.
Wie definiert man den Tod?
Biologisch funktioniert der Körper maximal etwa 120 Jahre. Entscheidend ist aber die tatsächliche Lebenserwartung, die sich durch verbesserte Lebens- und Hygienebedingungen im Laufe der Zeit deutlich verlängert hat - in Deutschland zum Beispiel nimmt die Lebenserwartung jährlich um rund 3 Monate zu.
Für die meisten Menschen gilt: Nicht der Tod selber macht uns Angst, sondern das Unwissen, was beim Sterben und danach mit uns passiert. Medizinisch betrachtet gibt es unterschiedliche Todesarten: Beim "klinischen Tod" versagt das Herz-Kreislauf-System, Puls und Atmung setzen aus, die Organe werden nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Beim "klinischen Tod" ist allerdings noch eine Reanimation durch Beatmung und Herzdruckmassage möglich und nicht selten auch erfolgreich.
Das ist beim "Hirntod" nicht der Fall, denn dabei sind dann Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm ausgefallen. Zwar können auch beim Hirntod noch bestimmte Gehirnzellen in tieferen Schichten aktiv sein, aber das "Bewusstsein" ist bereits verloren gegangen.
Trotzdem können "Hirntote" noch lange künstlich am Leben gehalten werden. Manche hirntoten Patienten reagieren auch auf äußere Reize, etwa bei Operationen. Allerdings sind dies aus medizinischer Sicht nur Rückenmarks-Reflexe und kein Schmerzempfinden.
Was geschieht mit dem toten Köper?
Unsere Organe können zunächst noch eine Weile ohne Sauerstoff und Nährstoffe auskommen. Erst allmählich stoppt die Zellteilung vollständig, dann sterben die Zellen ab. Sind zu viele Zellen abgestorben, können sich die Organe nicht mehr regenerieren. Am schnellsten reagiert das Gehirn, wo die Zellen bereits nach drei bis fünf Minuten absterben. Das Herz kann bis zu einer halben Stunde durchhalten. Sobald das Blut nicht mehr zirkuliert, sinkt es ab, es bilden sich "Totenflecken", die Gerichtsmedizinern Hinweise auf die Todesursache und den Todesort geben können.
Nach zwei Stunden setzt die Leichenstarre ein, weil kein Adenosintriphosphat mehr gebildet wird. Ohne diesen Energieträger in den Zellen versteifen die Muskeln. Nach einigen Tagen löst sich diese Leichenstarre wieder.
Der Magen-Darm-Trakt stirbt erst nach zwei bis drei Tagen ab, die darin befindlichen Bakterien beschleunigen die Zersetzung des Körpers. Krankheitserreger im Körper bleiben aber zum Teil noch lange gefährlich. Hepatitis-Erreger leben zum Beispiel noch mehrere Tage weiter, Tuberkulose-Bakterien sogar jahrelang. Insgesamt dauert der Zersetzungsprozess des menschlichen Körpers rund 30 Jahre.
Was lehren uns Nahtoderfahrungen?
Wissenschaftlich gesehen treten Nahtoderfahrungen in der Zeit zwischen dem klinischen Tod und der Reanimation ein. Intensiv beschäftigt sich nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Religionen und die Esoterik mit den geschilderten Erlebnissen, die je nach kultureller oder regionaler Prägung stark variieren können.
Viele Betroffene haben keinerlei Erinnerungen an diese Phase. Andere berichten von einströmenden Erinnerungen, von einer Loslösung vom Körper, von Landschaften oder von einem hellen Licht (am Ende eines Tunnels). Einige berichteten von einem großen Glücksgefühl, Andere erlebten Angst- oder Panikzustände.
Offenbar treten Nahtoderfahrungen häufiger auf, wenn die Reanimation besonders lang gedauert hat und die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff länger beeinträchtigt ist. Diese Unterversorgung des Gehirns hat vor allem Auswirkungen auf die Schläfen- und Scheitellappen des Gehirns sowie auf die dazwischen liegende Schaltstelle Gyrus Angularis. Ob die Nahtoderfahrungen auch dort entstehen, ist indes unklar.
Haben wir eine Seele?
Obwohl der Tod zum Leben dazu gehört, wollen wir ihn nicht als unvermeidbares Ende akzeptieren. "Seele" meist meistens den nicht-materiellen, vom Körper getrennten, unsterblichen Wesenskern einer Person. In vielen Religionen ist die Seele dasjenige, was einen Menschen ausmacht.
Der Glaube an eine unsterbliche Seele wurzelt tief in unserem dualistischen Denken, das die Welt in zwei gegensätzliche Kategorien einteilt: gut vs. schlecht, richtig vs. falsch, Körper vs. Seele. Philosophen wie Platon, Sokrates oder Descartes sahen Körper und Seele als getrennten Einheiten.
Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften legen nahe, dass alle mentalen Prozesse mit der Gehirnfunktion zusammenhängen. Demnach lässt sich unser gesamtes "Seelenleben" mit Neuronen, chemischen Botenstoffen und Netzwerken erklären.
Aber machen wirklich nur messbare Gehirnaktivitäten, biochemische Prozesse und soziokulturelle Einflüsse das Wesen, die Seele eines Menschen aus? Oder prägt ein sehr komplexes Wechselspiel aus Körper, Geist und Umwelt unser "Seelenleben"?
Wissenschaftlich lässt sich die Existenz einer Seele oder ein solches Wechselspiel nicht belegen. Und jenseits der empirischen Wissenschaften beginnt der Glaube.