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Politik

Schwere Jobsuche

10. Juni 2017

Eine Arbeit zu haben, ist für Asylsuchende und Geflüchtete nicht nur wegen des Einkommens wichtig. Es ist auch ein Zeichen dafür, in der Gesellschaft angekommen zu sein. Doch der Weg in den Jobmarkt bleibt steinig.

Pakistanischer Flüchtling als Lehrling in Chemnitz
Bild: picture alliance/dpa/J. Woitas

Die syrische Psychologin Mary Atfeh hat Glück gehabt: Obwohl sie erst 2015 nach Deutschland kam, fand sie kaum ein Jahr später eine Stelle. Atfeh macht in Berlin eine Ausbildung zur medizinischen Beraterin. Schon jetzt kann sie für den Verein KommRum andere Geflüchtete beraten, vor allem Menschen, die mit dem Erlebten auf der Flucht oder in ihrem Heimatland nicht zurecht kommen. Auch wenn sie viel Schreckliches von ihnen hört - Angst, von den eigenen Gefühlen übermannt zu werden, hat sie keine. "Solche Geschichten höre ich sowieso jeden Tag in den Nachrichten. Als Psychologin kann ich helfen, all das zu verarbeiten", sagt sie


Atfeh ist eine Ausnahme: Denn von den vielen Menschen, die seit der großen Flüchtlingsbewegung 2015 nach Deutschland gekommen sind, hat lediglich ein Zehntel eine Arbeit gefunden. Das fand das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bei einer Umfrage unter 4.8000 Geflüchteten heraus. Von denen, die erst 2016  in die Bundesrepublik kamen, gehen bislang lediglich 6 Prozent einem Job nach. Zieht man bezahlte Praktika ab, sehen die Zahlen noch etwas schlechter aus. Lediglich zwei Prozent der Menschen, die 2016 nach Deutschland flüchteten, haben demnach eine Arbeit. Bei den 2015 eingereisten Flüchtlingen sind es 6 Prozent. 


Es gibt viele Schwierigkeiten, die Geflüchtete überwinden müssen. Sie können in den allermeisten Fällen kein Deutsch und kennen den hiesigen Arbeitsmarkt nicht. Umgekehrt können Arbeitgeber die mitgebrachten Qualifikationen schlecht einschätzen. Ein komplizierter Verwaltungs-Apparat verlangsamt die Jobsuche ebenso. Denn um arbeiten zu können, braucht man eine Arbeitserlaubnis - und das kann unter Umständen dauern. Geflüchtete im Asylverfahren sind außerdem oft an ihren Wohnort gebunden, sie können für einen neuen Job nicht schnell umziehen. Hinzu kommt fehlende Planungssicherheit für den Arbeitgeber: Was ist, wenn der Asylantrag abgelehnt und der neue Angestellte zurückgeschickt wird? Auch die Anerkennung von Abschlüssen oder Ausbildungen kann sich hinziehen. 


Doch die Experten machen auch Hoffnung: Je länger ein Flüchtling in Deutschland lebt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er eine Arbeit findet. Das IAB hält es für möglich, dass die Hälfte der Menschen fünf Jahre nach ihrer Einreise einen Job haben wird. Nach 15 Jahren soll es kaum noch Unterschiede zur allgemeinen Beschäftigungsquote geben. Dies deckt sich auch mit den Zahlen: Denn von den Menschen, die bereits 2013 gekommen sind, hat bereits fast jeder Dritte eine Arbeit. 

Die Beschäftigung bei Syrern ist im Vergleich zu Menschen aus Afghanistan, Irak oder Iran vergleichsweise gering. Lediglich 6,8 Prozent hatten laut BAMF einen Job – Tendenz jedoch steigend. Ein Grund: Die Mehrheit der syrischen Flüchtlinge kam erst in den vergangenen zwei Jahren nach Deutschland. 


Was ist besonders wichtig bei der Jobsuche? Laut dem IAB spielen persönliche Netzwerke eine besonders große Rolle. Das Institut befragte 5.000 Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Demnach hat über die Hälfte ihre Stelle über Familie, Freunde oder Bekannte gefunden. Auch gute Deutschkenntnisse und die Anerkennung beruflicher Qualifikationen sind Schlüssel auf dem Weg in den Arbeitsmarkt. Wer schon in seiner Heimat eine Stelle hatte, findet oft auch in Deutschland einen Job.

Mittlerweile gibt es viele Initiativen, die Flüchtlingen bei der Arbeitssuche helfen  sollen - mit wechselhaftem Erfolg. So wurde das Ein-Euro-Job-Programm für Flüchtlinge wegen mangelnder Nachfrage drastisch zusammen gestrichen. Kritiker sagen, der Verwaltungsaufwand sei zu groß gewesen. Mit dem Programm sollen Geflüchtete auch ohne Asylbescheid einfache Jobs bekommen. 


Manchmal gehen Asylsuchende aber auch ganz informelle Wege, wie zum Beispiel Abdur Zahar Basir aus Bangladesch. Er lebt seit 2015 in Bonn und sammelt Pfandflaschen. "Im Sommer kann man an guten Tagen auf diese Weise bis zu 25 Euro verdienen“, sagt er. Mit dem Geld unterstützt er seine Familie in Bangladesch, die er schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat.  

Lesen Sie hier Teil 1: Angekommen
Lesen Sie hier Teil 2: Deutsche Sprache
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