1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Gesellschaft

Leben ohne Zuhause

28:31

This browser does not support the video element.

31. Januar 2022

Sie leben in Autos, Garagen, Kellern oder auf der Straße. Bis zu eine Million Menschen in Deutschland gelten als wohnungslos. Trotz Arbeit oder Rente können sich viele keine eigene Wohnung mehr leisten.

Nach Schätzungen steigt die Wohnungslosigkeit seit 2008 stetig an. Zu lange hat die Politik das Problem verdrängt - bundesweite offizielle Zahlen gab es bislang nicht. Dabei ist längst die Mitte der Gesellschaft betroffen. Erst jetzt, 2022, werden Daten für die neue Wohnungslosenstatistik erhoben. Weil nur Menschen gezählt werden können, die wegen ihrer Wohnungslosigkeit von Kommunen untergebracht werden, wird diese Untersuchung durch die sogenannte Wohnungslosenberichterstattung flankiert. Sie soll auch offenlegen, wie hoch die Zahl derjenigen Menschen ist, die ohne jede Unterkunft auf der Straße leben. Ein überlastetes kommunales Hilfssystem, fehlende Koordination, der angespannte Wohnungsmarkt und Immobilienspekulationen verschärfen das Problem.

Für Expertinnen wie Sozialanthropologin Luisa Schneider liegt das vor allem an einer fehlenden Strategie: "Im Moment befinden wir uns in einer Situation, in der wir Wohnungslosigkeit managen und nicht lösen. Wenn wir unsere Sozialstruktur nicht ändern, werden diese Zahlen explodieren, und sie sind auch mit unserem aktuellen Hilfssystem nicht zu lösen." Reporter Max Neidlinger hat wohnungslose Menschen zu ihren versteckten Rückzugsorten begleiten können. Ihre Geschichten stehen exemplarisch für ein immer gewaltiger werdendes Problem: Immer mehr Menschen sind ohne Obdach oder - weniger sichtbar - in notdürftigen Behausungen untergebracht. Bezahlbarer Wohnraum und eine Strategie, um die Betroffenen nachhaltig zu unterstützen, fehlt. Dabei hat sich auch Deutschland in einer gemeinsamen Erklärung der EU-Staaten verpflichtet: Bis 2030 soll niemand mehr auf der Straße leben müssen. Bisher liegt in Deutschland die Last auf den Wohnungslosen selbst. Viele sind nicht mehr in der Lage, sich Hilfe zu suchen, oder kennen die Hilfsmöglichkeiten nicht. Dazu kommt Scham. Betroffene leben oft versteckt und schlagen sich irgendwie durch. Wie kann es sein, dass sich in einem der reichsten Länder Welt immer mehr Menschen trotz Job oder Rente kein eigenes Zuhause mehr leisten können, und warum wurde so lange nicht gehandelt?