In Russland geboren, mit Schweizer Wurzeln, in Hollywood zum großen Star empor gestiegen: Der Schauspieler Yul Brynner triumphierte mit Charisma und Stärke.
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Mann mit vielen Gesichtern: Yul Brynner
Vielleicht werden ihn manche gar nicht als wandlungsfähigen Darsteller mit vielen Gesichtern in Erinnerung haben. Daran ist vermutlich seine Glatze schuld. Die wurde früh zu seinem Markenzeichen und überdeckte manchmal sein schauspielerisches Können. Brunner, am 11. Juli 1920 in Wladiwostok geboren und 1985 in New York gestorben, stand so auch 1973 in seinem Erfolg "Westworld" vor den Kameras.
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Durchbruch 1956: "Der König und ich"
Nach ein paar Fernsehauftritten und einem ersten frühen Engagement vor den Kameras für einen Kinospielfilm 1949 wurde Brynners zweiter Film für die große Leinwand direkt zu einem Riesenerfolg. In der Verfilmung des gleichnamigen Musicals "Der König und ich" (1956) spielte Brynner die Titelrolle. Schon am Broadway hatte der Schauspieler den König in dem märchenhaften Stoff zuvor gespielt.
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Dafür gab's den Oscar: Yul Brynner triumphiert
Yul Brynner durfte sich freuen. Für seine schauspielerische Leistung in "Der König und ich" bekam er direkt einen Oscar - als bester männlicher Hauptdarsteller: Was für ein Karriere-Beginn! Hier freut sich Brynner bei der Oscar-Verleihung mit den anderen Preisträgern des Abends: Anthony Quinn, Dorothy Malone und Gary Grant (von l.)
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Kahlköpfig auch als Pharao: "Die Zehn Gebote"
Für "Der König und ich" hatte sich Brynner den Schädel rasieren lassen. Da der Film und der Auftritt des Mimen ein großer Erfolg wurden, war die Sache klar: Zunächst sollte es ohne Haare weitergehen. Und es ging gut weiter: Im Monumentalfilm "Die zehn Gebote" spielte Brynner den Pharao Ramses (r.). Bibel- und historische Monumentalfilme waren in den 1950er Jahren ungeheuer populär.
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Ein Russe in Hollywood: "Anastasia"
Unmittelbar danach schlüpfte Brynner in seine nächste Erfolgsrolle. Auch das wieder eine Figur, die ihm auf den Leib geschrieben schien. "Anastasia", mit Ingrid Bergman als Film-Partnerin, erzählt die Geschichte einer geheimnisvollen Frau, die in den 1920er Jahren in Paris als einzige überlebende Tochter des ermordeten Zaren vorgestellt werden soll. Brynner spielt einen russischen Offizier.
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Mit deutschsprachiger Partnerin: "Die Brüder Karamasow"
Und weiter ging's mit Yul Brynners russischer Hollywood-Erfolgsstory. Als nächstes stand die Romanverfilmung von Fjodor Dostojewskis "Die Brüder Karamasow" auf dem Programm. Naheliegend, dass die Produzenten des aufwendig produzierten Hollywood-Films an den damals ungemein populären Brynner dachten, als es um die Besetzung der Hauptrolle ging. An seiner Seite: die junge Maria Schell.
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Noch einmal biblisch: "Salomon und die Königin von Saba"
Das Erfolgsjahrzehnt des Yul Brynner - die 1950er Jahre - ging dann mit "Salomon und die Königin von Saba" zu Ende. Dort spielte der beliebte Star ausnahmsweise einmal wieder mit Haarschopf, den König Salomon. An seiner Seite Italiens Hollywood-Import Gina Lollobrigida.
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Meist mit Hut: "Die glorreichen Sieben"
Das folgende Jahrzehnt wurde nicht ganz so erfolgreich für den Schauspieler. Doch 1960 hatte Brynner noch einen legendären Auftritt. Als einer von sieben Pistoleros (hier in der Mitte) in John Sturges "Die glorreichen Sieben" überzeugt der Star als Anführer einer Gang, die für Recht und Ordnung sorgt. Sein Markenzeichen verschwand in diesem Film übrigens meist unter einem dunklen Cowboy-Hut.
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Ein aufrechter Deutscher: "Morituri"
Die 60er Jahren waren geprägt von einigen mittelmäßigen Filmen. Bemerkenswert allerdings war Brynners Auftritt als Kapitän eines deutschen Frachters, der während des Zweiten Weltkriegs im Einsatz ist, in Bernhard Wickis "Morituri". Im dem amerikanischen Film des österreichischen Regisseurs überzeugt Brynner in der Rolle eines knurrigen Deutschen, der dem Hitler-Regime kritisch gegenüber steht.
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Später Karriere-Erfolg 1973: "Westworld" und Co.
Einen großen Erfolg sollte Brynner noch feiern: die Hauptrolle in Michael Crichtons Film "Westworld", in dem er einen Cowboy-Androiden spielt. "Westworld" faszinierte das Publikum, der Nachfolgefilm "Futurworld" (unser Foto) entstand 1976: Das Thema - hochgerüstete Freizeitparks, in der die Menschen in fremde Rollen schlüpfen -, erwies sich als Dauerbrenner - bis ins heutige Serien-Zeitalter.
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Seine Filmkarriere begann in den Tiefen der Geschichte, im Königreich Siam, an biblischen Orten und im alten Europa. Sie endete in der Zukunft, Yul Brynner war da schon längst ein Androide. Doch der Reihe nach, was gar nicht so einfach ist. Denn Brynners Herkunft ist nebelumhüllt. Das fängt beim Namen an. Eigentlich wurde er als Juli Borissowitsch Briner geboren, später wurde daraus Yul Brynner.
Auch sein Geburtstort, Wladiwostok in Russland, war erst später verbürgt. In der teilweise vom Schauspieler selbst mitgestrickten legendenhaften Biografie, war es zuvor lange die Insel Sachalin. Und die Eltern? Der Vater hatte Schweizer, aber auch mongolische Wurzeln, war Konsul der Schweiz in Russland. Brynners Mutter war eine russische Arzttochter. Doch auch zur Herkunft von Mutter und Vater gibt es viele Geschichten, Mythen und Anekdoten.
Yul Brynner eroberte 1956 Hollywood mit aller Macht
Fest steht: Der spätere Hollywood-Superstar Yul Brynner betrat die Bühne des US-amerikanischen Kinos mit einem Sack voller Legenden - was ja nicht schlecht zum Hollywoods Filmdrama "Stadt der Illusionen" passt. Und wie er diese Bühne betrat! 1956 wurde zu seinem Zauberjahr, zuvor hatte er als Musicaldarsteller und Schauspieler in kleineren Rollen, zumeist beim Fernsehen, schon Bekanntheit erlangt. Doch dann kam das Jahr 1956.
Als "König von Siam" war er im Sommer des Jahres in den US-Kinos zu sehen, im Herbst als ägyptischer Herrscher Ramses und kurz vor Weihnachten als russischer General, der der vermeintlichen Zarentochter Anastasia begegnet. Drei Filme, die Geschichte schrieben, drei monumentale Rollen. Für den "König von Siam" gab's direkt den Oscar als bester Hauptdarsteller. Das Markenzeichen der Rolle, der kahlrasierte Schädel, wurde fortan zum Erkennungsmerkmal Brynners.
Im Western "Die glorreichen Sieben" hatte Brynner noch einmal einen großen Auftritt
Die zweite Hälfte der 1950er Jahre waren Brynners Jahre, stark und kernig, oft mit freiem Oberkörper, durchsetzungsstark aber auch mit einem Hang zur Romantik und Melancholie, das war Yul Brynner in jenen Jahren. Die Erfolgsserie riss eigentlich erst nach dem großen Western "Die glorreichen Sieben"(1960) ab. Auch danach blieb Brynner ein Star im Filmgeschäft, aber eben nicht mehr ganz so strahlend wie in den ersten Karrierejahren.
Später folgten dann noch die zwei Science-Fiction-Streifen "Westworld" (1973) und "Futureworld" (1976), in denen der immer noch kahlköpfige Mime zum Androiden mutierte. Ein künstlicher Mensch in Cowboy-Gestalt, der dem vergnügungssüchtigen Publikum in den Freizeitparks der Vereinigten Staaten Nervenkitzel und jede Menge Aufregung versprach. Vom König zum Androiden, vom Herrscher untergegangener Reiche zum Kunstprodukt späterer Jahrhunderte - eine Film-Karriere wie im Märchen.
Yul Brynner prägte einen Kinotypus, der noch Jahre später Bestand haben sollte
Irgendwann wird wohl auch ein Produzent und ein Drehbuchautor in Hollywood auf die Idee kommen, dass das Leben Yul Brynners doch eine hervorragende Biografie für einen großen, aufregenden Film hergeben müsste.
Also: Yul Brynner, am 11. Juli 1920 in Wladiwostok geboren, zum großen Hollywood-Star geworden, verstorben 1985 in New York an Krebs, wurde zur Legende der Leinwand. Und vielleicht auch ein wenig zur Inspirationsquelle späterer Darsteller mit kahlem Schädel. Telly Savallas erinnerte als "Kojak" in den 1970er Jahren nicht selten an Brynner, die erfolgreichen Hollywood-Glatzen unseres Jahrtausends, von Vin Diesel bis zu Dwayne Johnson - sie alle sonnten sich noch ein wenig im Ruhm des ersten kahlgeschorenen Hollywood-Helden.
Als kahlköpfiger Leinwandheld setzte Brynner Maßstäbe
Doch mit Yul Brynner können sie es nicht aufnehmen. Mag sein, die Zeit hat diesem charismatischen Darsteller geholfen, und Könige und Pharaonen, Westernhelden und Androiden sind vielleicht auch ein wenig beeindruckender als die Actioneskapaden eines Vin Diesel und Dwayne Johnson.
"Yul: The Man Who Would Be King", hieß die bekannteste Brynner-Biografie, geschrieben hat sie sein Sohn. Vier Jahre nach dem Tod Yul Brynners erschien sie. Das war 1989, die Welt wurde mit dem Fall der Mauer zu einer anderen. Yul Brynner schien da schon aus einer entfernten Kino-Galaxie zu entstammen.
In dem Buch des Sohnes über den berühmten Vater wurden einige Mythen und manche Legenden, die der Schauspieler selbst in Umlauf gebracht hatte, gerade gerückt. Doch was konnte das einem Helden wie Yul Brynner schon anhaben? In Erinnerung bleibt er als sagenhafter König auf der Leinwand, als Welteneroberer, als Reiter in der Steppe und als androider Cowboy.