Blaise Compaoré hat mehr als ein Vierteljahrhundert über den westafrikanischen Krisenstaat geherrscht. Seine Regentschaft begann mit einem Mord, stellte ein Militärgericht in Ouagadougou fest.
Anzeige
Der sozialistische Revolutionär Thomas Sankara, auch "Afrikas Che Guevara" genannt, war als Präsident von Burkina Faso im Oktober 1987 bei einem Putsch getötet worden. Der Staatsstreich brachte Blaise Compaoré an die Macht. 27 Jahre lang regierte er mit eiserner Faust. Nun sprach ein Militärgericht in der Hauptstadt Ougadougou den 71-Jährigen schuldig, an der Ermordung seines Vorgängers beteiligt gewesen zu sein.
Die Richter verurteilten den Ex-Präsidenten wegen Angriffs auf die Staatssicherheit, Verbergen einer Leiche und Mittäterschaft. Während seiner Amtszeit, die bis zu einem Volksaufstand 2014 dauerte, hatte Compaoré alle Untersuchungen zum Tod seines Vorgängers unterbunden. Der Prozess wurde erst im vergangenen Oktober eröffnet, nach fast dreieinhalb Jahrzehnten.
Das Urteil erging nun in Abwesenheit des ehemaligen Staatschefs: Compaoré lebt heute im Nachbarland Elfenbeinküste im Exil - und wird wahrscheinlich nicht ausgeliefert. Die Anklage hatte 30 Jahre Haft beantragt. Mit Compaoré standen 13 weitere Angeklagte vor Gericht. Sein ehemaliger Sicherheitschef Hyacinthe Kafando sowie Armeeführer Gilbert Diendéré erhielten ebenfalls lebenslange Haftstrafen.
In den vergangenen zwei Jahren wurde Burkina Faso von dschihadistischen Anschlägen heimgesucht, bei denen Tausende von Menschen getötet und fast zwei Millionen vertrieben wurden, und es gibt keine Anzeichen für ein Abklingen der Gewalt.
rb/uh (AFP, AP, dpa)
Leben am Abgrund: Der Steinbruch von Ouagadougou
Seit 40 Jahren schuften Bewohnerinnen und Bewohner von Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou in einer alten Granit-Mine. Die Arbeit ist lebensgefährlich, die Bezahlung schlecht - doch die Bergleute haben keine Wahl.
Bild: John Wessels/AFP/Getty Images
Apokalyptischer Ausblick
Staub und giftige Dämpfe steigen aus dem höhlenartigen Granitsteinbruch im Zentrum von Ouagadougou empor. Vor über 40 Jahren wurde der riesige Krater, der sich mitten im Stadviertel Pissy befindet, zwischen Häusern und Straßen von Hand gegraben. Tausende Menschen arbeiten hier unter gefährlichen Bedingungen für ein paar Euro.
Bild: John Wessels/AFP
No man's land
Jeden Tag steigen Männer, Frauen und auch Kinder in das etwa zehn Meter tiefe Loch hinab. Unten hat jeder seine eigene kleine Ecke, wo die Granitblöcke abgeschlagen werden. Es gibt hier keine Bergbaugesellschaft, keine Verwaltung, unter deren Riege das Abbaugebiet steht. "Die Mine gehört niemandem", sagte ein Granitverkäufer der Nachrichtenagentur AFP.
Bild: John Wessels/AFP/Getty Images
Gefährlicher Balanceakt
Mit den Jahren hat sich jedoch eine Art Organisation entwickelt: Parzellenbesitzer verkaufen Granitblöcke, andere werden dafür bezahlt, sie an die Oberfläche zu bringen. Diese Frauen tragen nur Flipflops an den Füßen, während sie den Granit in kiloschweren Pfannen auf dem Kopf die steilen Minenwände hinaufschleppen. Es passiert immer wieder, dass jemand ausrutscht und den Hang hinabschlittert.
Bild: John Wessels/AFP
Auch Kinder arbeiten mit
Am Rande der Mine werden die Brocken zu Kieselsteinen zerkleinert, wie hier zu sehen ist. Häufig übernehmen Frauen und Teenager diesen Teil der Arbeit. Der Granit wird direkt in oder am Rand der Mine von Pissy verkauft und für den Bau von Gebäuden, Pflastersteinen oder Straßen verwendet.
Bild: John Wessels/AFP
Schuften für einen Hungerlohn
Frauen stehen in einer Schlange, um ihre Bezahlung in Empfang zu nehmen. Sie verdienen nur einen Hungerlohn: "Wenn ich von morgens bis abends arbeite, kann ich etwa tausend CFA-Francs verdienen", erzählt die Arbeiterin Abarat Nikiema der AFP. Das sind umgerechnet nicht einmal zwei Euro. Mit dem Geld muss sie ihre Kinder ernähren und deren Schule bezahlen. "Das ist wirklich hart", sagt Nikiema.
Bild: John Wessels/AFP
Schutzlos
Die Arbeit in der Mine ist nicht nur hart, sondern auch gefährlich: Immer wieder kommt es zu schweren Verletzungen, weil Menschen von herumfliegenden Steinsplittern getroffen werden oder sich beim Hämmern verletzen. Krankheiten - auch COVID-19 - verbreiten sich rasch unter den vielen Menschen. Die Beschäftigten berichten auch von Stürzen in den Krater der Mine. Schutzausrüstungen haben sie nicht.
Bild: John Wessels/AFP/Getty Images
Giftiges Gummi
Hinzu kommt die Gefahr durch giftige Dämpfe: Ein Mann trägt Benzinkanister, mit dem die Feuer aus Autoreifen und Metallschrott angefacht werden, die hier unten ständig brennen. Die Bergleute atmen den ganzen Tag über den Rauch ein, sie tragen weder Helme noch Atemschutzmasken. Doch die Bergleute haben keine Alternative: Für die meisten ist die Arbeit in der Mine die einzige Einkommensmöglichkeit.
Bild: John Wessels/AFP
Abwärts
Nachschub fürs Feuer: Ein Arbeiter wirft einen Autoreifen in den Krater der Mine, unten wird er ihn verbrennen. Mit den Feuern werden die gewaltigen Granitplatten erhitzt, bis sie bersten; so lassen sie sich für den Abtransport leichter zerkleinern.
Bild: John Wessels/AFP/Getty Images
"Wir haben keine Wahl"
Zwei Arbeiter ruhen sich in einer hart verdienten Pause aus. Ein seltener Anblick: Nicht einmal der Militärputsch in Burkina Faso Ende Januar hielt die Bergleute von der Arbeit ab, obwohl sie die Schüsse im benachbarten Militärlager Lamizana hörten. "Wir hatten Angst, aber wir haben weitergemacht - wir haben keine andere Wahl", sagt der Granitverkäufer Marcel Koala.