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Kriminalität

Terror: Lebenslang für Hauptangeklagten

29. Juni 2022

Salah Abdeslam ist der einzige Überlebende der Terrorkommandos, die für den Tod von 130 Menschen verantwortlich sind. Mit den Urteilen geht eines der spektakulärsten Verfahren der französischen Rechtsgeschichte zu Ende.

Die Angeklagten in Paris auf einer Skizze des Gerichtszeichners. Vorne rechts Salah Abdeslam
Die Angeklagten in Paris auf einer Skizze des Gerichtszeichners. Vorne rechts Salah Abdeslam Bild: BENOIT PEYRUCQ/AFP

Im Prozess um die islamistischen Terroranschläge von 2015 in Paris ist der Hauptangeklagte Salah Abdeslam zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das verkündete das zuständige Schwurgericht im Pariser Justizpalast. Abdeslam - der wohl einzige überlebende Attentäter - müsse wegen Mordes und Terrorismus lebenslang ohne Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung ins Gefängnis, erklärte Richter Jean-Louis Peries.

In dem historischen Prozess waren zudem 19 Helfer angeklagt, denen Vorbereitungen der Angriffe mit Waffen und Bomben vorgeworfen wurden. Sie wurden zu Strafen von zwei Jahren bis lebenslänglich verurteilt. Der Angeklagte Mohammed Abrini, der nach eigener Aussage auch für einen Anschlag vorgesehen war, wurde zu lebenslänglicher Haft mit 22 Jahren Sicherungsverwahrung verurteilt. Mit den Urteilen endete nach knapp zehn Monaten der größte Terrorprozess, den Frankreich je erlebt hat.

Der IS reklamierte die Anschläge für sich

Bei den Anschlägen im Konzertsaal Bataclan, am Stade de France und in Pariser Straßencafés hatten die dschihadistischen Angreifer am 13. November 2015 insgesamt 130 Menschen getötet. Zwei stark traumatisierte Opfer nahmen sich später das Leben. Etwa 350 Menschen wurden verletzt. Insgesamt drei Terrorkommandos hatten teils Sprengstoffgürtel gezündet und teils wahllos auf Menschen in dem Konzertsaal und vor den Cafés gefeuert. Die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Anschläge für sich.

Schon Stunden vor der Urteilsverkündung warteten die Nebenkläger auf Einlass in den Gerichtssaal Bild: BENOIT TESSIER/REUTERS

Der Prozess hatte seit dem Herbst die Anschlagsserie vom 13. November 2015 aufgerollt. Es war ein Verfahren der Superlative mit knapp 150 Verhandlungstagen und mehr als 2500 Zivilparteien. Es war eigens ein Audienzsaal mit mehr als 500 Plätzen gebaut worden

Der Franko-Marokkaner Abdeslam hatte sich zu Beginn des Prozesses als dschihadistischer Kämpfer vorgestellt. Später bat er unter Tränen die Angehörigen um Verzeihung. Der inzwischen 32-Jährige hatte vor Gericht behauptet, er habe "aus Menschlichkeit" darauf verzichtet, seinen Sprengstoffgürtel zu zünden. Es stellte sich aber heraus, dass Abdeslams Sprengstoffgürtel nicht funktionsfähig war, weshalb die Richter seine Aussage in Zweifel zogen. Bei seiner letzten Stellungnahme vor Gericht am Montag appellierte er an die Richter: "Es stimmt, dass ich Fehler gemacht habe, aber ich bin kein Mörder, niemand, der tötet", sagte Abdeslam.

Der Prozess zu den Terroranschlägen von 2015 fand im Pariser Justizpalast stattBild: EMMANUEL DUNAND/AFP

Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, seine Beteiligung an den Anschlägen herunterzuspielen. "Salah Abdeslam ist bis zum Schluss seiner Ideologie treu geblieben und ist unfähig, auch nur die geringsten Gewissensbisse zu zeigen", hatte Staatsanwältin Camille Hennetier betont. Abdeslam wurde bereits in Belgien wegen Schüssen auf die Polizei zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.

Von den weiteren 19 Angeklagten wurde sechs der Prozess in Abwesenheit gemacht. Ein Beschuldigter sitzt in der Türkei in Haft, fünf sollen in Syrien gestorben sein. Die Angeklagten sollen unter anderem Papiere besorgt haben, Abdeslam außer Landes gefahren haben oder verhinderte Attentäter sein. Manchen wird auch vorgeworfen, nur eine weniger wichtige Rolle gespielt und gelegentlich Aufträge erledigt zu haben.

sti/bru/AR (afp, dpa, rtr)