1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteÄthiopien

Lebensmittelhilfe für Äthiopien nach Unterschlagung gestoppt

9. Juni 2023

Das UN-Welternährungsprogramm stellt seine Nahrungsmittelverteilung in ganz Äthiopien ein. Zuvor war bekannt geworden, dass Hilfsgüter vielfach verkauft worden waren, anstatt kostenlos an Bedürftige verteilt zu werden.

Symbolbild Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen
Hilfsgüter des Welternährungsprogramms, gelagert in Semara, ÄthiopienBild: AP Photo/picture alliance

Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hat wegen unterschlagener Hilfsgüter in Äthiopien vorübergehend seine Lebensmittelhilfen für das ostafrikanische Land bis auf wenige Ausnahmen komplett ausgesetzt. Die Abzweigung von Nahrungsmittelspenden sei absolut inakzeptabel, sagte WFP-Chefin Cindy McCain. Das WFP bemühe sich, die Arbeit so schnell wie möglich wieder aufzunehmen und sicherzustellen, dass die Nahrungsmittel die Menschen erreichen, die sie am dringendsten brauchen. Ausgenommen von dem Lieferstopp sind laut der UN-Organisation Hilfen für mangelernährte Kinder, schwangere und stillende Frauen, sowie Schulspeisungen.

WFP setzt auf mehr Kontrolle

Laut McCain wird daran gearbeitet, die Verteilung von Lebensmitteln in Zukunft besser nachzuverfolgen und zu kontrollieren. So soll zum Beispiel direkter mit den betroffenen Gemeinschaften zusammengearbeitet werden. Dabei soll Technik eingesetzt werden, um die Identität der Bedürftigen festzustellen und die Auslieferung bis in die Familien nachverfolgen zu können. "Wir müssen zusammenarbeiten, um daraus zu lernen und zu verhindern, dass so etwas in Zukunft wieder passiert", sagte die WFP-Chefin mit Blick auf die Unterschlagungen. Das UN-Welternährungsprogramm begrüße die Zusage der äthiopischen Regierung, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Für WFP-Chefin Cindy McCain (Archivbild von einem Besuch in Berlin) ist der illegale Verkauf von Hilfsgütern "absolut inakzeptabel"Bild: Janine Schmitz/photothek/picture alliance

In den vergangenen Monaten hatten sich Hinweise verdichtet, dass in Äthiopien Lebensmittellieferungen abgezweigt und weiterverkauft worden waren. Der Entscheidung des WFP ging eine gemeinsame Erklärung der US-amerikanischen Hilfsorganisation USAID und der Regierung in Addis Abeba voraus, die gemeinsam die Vorfälle aufklären wollen, bevor USAID wieder Essen verteilt.

Anfang Mai hatten WFP und USAID deshalb bereits ihre Hilfen für die nach einem Bürgerkrieg zerstörte Region Tigray im Norden Äthiopiens eingestellt und Untersuchungen eingeleitet.

Nach Angaben des WFP benötigen mehr als 20 Millionen der rund 120 Millionen Menschen in Äthiopien dringend Nahrungsmittelhilfe, weil sie zum Beispiel von Dürren oder Konflikten betroffen sind.

Das WFP erhielt 2020 für seine Arbeit den Friedensnobelpreis. In den vergangenen Jahrzehnten gab es zugleich immer wieder Missbrauchs- und Korruptionsvorwürfe bei der Verteilung der lebenswichtigen Nahrungsmittelhilfen.

qu/hf (dpa, epd, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen