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Lech Kaczynski - Ein Porträt

10. April 2010

Er war einer der berühmtesten Zwillingsbrüder der Welt: Als Kind ein Kinostar und als Erwachsener Inhaber der höchsten Ämter seines Landes. Bekannt war Lech Kaczynski außerdem für seine sehr konservativen Einstellungen.

Lech Kaczynski und seine Ehefrau Maria beim Gebet (Archivfoto: AP)
Lech Kaczynski und seine Ehefrau Maria hinterlassen eine Tochter und zwei EnkelinnenBild: AP

Kompromisslosigkeit, ein straffer Antikommunismus und eine sehr kritische Haltung gegenüber den Nachbarländern Deutschland und Russland kennzeichneten Lech Kaczynski und führten ihn in bis ins höchste Staatsamt. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Jaroslaw bestimmte er viele Jahre lang die Tagesordnung in der polnischen Politik.

Berühmter Kinderstar

Geboren wurde Lech Kaczynski am 18. Juni 1949 in Warschau, knapp eine Stunde nach seinem Bruder. Mit ihm war seine Karriere stets eng verknüpft. Zu einiger Berühmtheit gelangten die Brüder Kaczynski 1962, als beide die Hauptrollen in dem Kinderfilm "Die zwei Monddiebe" spielten und zu Kinderstars wurden. Später studierten die berühmtesten Zwillinge Polens Jura und engagierten sich in der polnischen Bürgerrechtsbewegung.

2005 wurde Lech Kaczynski zum Präsidenten Polens gewähltBild: AP

Lech Kaczynski war während der Streiks auf der Danziger Lenin-Werft im Sommer 1980 einer der Rechtsberater von Arbeiterführer Lech Walesa. Beide Brüder wirkten zusammen mit Walesa bei der Gründung der Solidarnosc mit. Während des Kriegsrechts von 1981 bis 1982 war Lech Kaczynski in Haft. Bis zum Ende des Kommunismus in Polen 1989 und die ersten Jahre danach gehörten die Brüder zum engen Kreis um Walesa.

Für die Todesstrafe, gegen Homosexuelle

Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems in Polen war Lech Kaczynski zunächst Sicherheitsminister. Im Jahr 2000 machte er als Justizminister Schlagzeilen mit seinem Plädoyer für die Wiedereinführung der Todesstrafe. Außerdem sprach er sich für die Verfolgung von Homosexuellen aus. Nach dem Zerfall der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc einte Lech Kaczynski zusammen mit seinem Bruder das Mitte-Rechts-Spektrum Polens, indem sie 2001 die nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) gründeten.

Lech Kaczynski (r) wurde am 18. Juni 1949 in Warschau geboren - eine Stunde nach Jaroslaw (l)Bild: picture-alliance/dpa

Seine Karriere als stramm konservativer Politiker bekam 2002 einen großen Schub, als er zum Oberbürgermeister von Warschau gewählt wurde. Drei Jahre später setzte er sich bei der Präsidentenwahl in der zweiten Runde gegen den heutigen Ministerpräsidenten Donald Tusk durch. Kaczynskis Bruder war von 2006 bis 2007 Ministerpräsident des Landes. Somit waren die Kaczynski-Zwillinge im Alter von 57 Jahren dann die mächtigsten Männer Polens: Lech Staatsoberhaupt, Jaroslaw Regierungschef.

Ende der Zwillingsherrschaft

Zunächst wurden die mächtigsten Zwillinge Europas wegen mangelnder internationaler Erfahrung und fehlender Sprachkenntnisse belächelt, später als kompromisslose Bremsklötze auf EU-Gipfeln gefürchtet. Im Verhältnis zu Deutschland wie zu Russland kriselte es - ob es um das umstrittene Zentrum gegen Vertreibungen ging oder um die Stimmengewichtung Polens in der EU. Kritiker innerhalb und außerhalb Polens warfen den Kaczynskis vor, im Schatten der Vergangenheit zu stehen und damit den Weg einer europäischen Zukunft zu blockieren.

Als Jaroslaw Kaczynski 2007 bei der Parlamentswahl ausgerechnet Lech Kaczynskis ehemaligem Rivalen Tusk unterlag, war die Zeit der polnischen Zwillingsherrschaft vorbei. Heute ist Jaroslaw Oppositionsführer.

Der gläubige Katholik Lech Kaczynski besuchte 2009 den PapstBild: AP

Äußerlich waren die Brüder nur an einem Muttermal auf Lechs Nase und der mitunter etwas störrischen Frisur von Jaroslaw auseinanderzuhalten. Nur im Privatleben schieden sich ihre Wege: Lech heiratete, Jaroslaw lebte mit seiner Katze noch lange bei der Mutter. Lech Kaczynski galt als der umgänglichere der beiden Brüder. Er starb am Samstag (10.04.2010) im Alter von 60 Jahren bei einem Flugzeugabsturz im russischen Smolensk - zusammen mit seiner Ehefrau Maria, die Wirtschaftswissenschaftlerin war. Das Paar hinterlässt seine Tochter Marta und zwei Enkelinnen.

Autorin: Pia Gram (dpa, apn, rtr)
Redaktion: Ursula Kissel

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