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Reise

Lecker Deutschland: Semmelknödel

Anne Termèche | Elisabeth Yorck von Wartenburg
5. April 2020

Wenn Sie nicht nach Deutschland reisen können, kommt Deutschland zu Ihnen: Mit einem Gruß aus der Küche! Diesmal eine Spezialität aus Bayern.

Deutschland Bayerische Knödel in Pilzsoße
Bild: picture-alliance/dpa/B. Juergens

Lecker Deutschland: Semmelknödel

02:25

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Regionale Spezialitäten zu kosten, gehört zu den Verheißungen einer jeden Reise. Die Corona-Krise hat das Reisen unmöglich gemacht. Wir bringen Ihnen die deutsche Küche nach Hause.

Bayerisches Kulturgut

Wenn es ums Urlauben in Deutschland geht, führen die Bayern jede Statistik an. 40 Millionen Besucher jährlich - das macht ihnen so schnell keiner nach. Touristen aus der ganzen Welt reisen in Deutschlands Süden, besuchen Schloss Neuschwanstein, die Alpen von Oberammergau bis Berchtesgaden, schwelgen in zünftigem  Brauchtum und deftigem bayerischen Essen.

Was ist typisch bayerisches Essen? Sieht man mal vom Bier ab. Und der Weißwurst. Wir empfehlen: Knödel. Sie sind beliebte Begleiter deftiger Fleischgerichte oder übernehmen sogar die Hauptrolle, wenn sie mit Rahmschwammerln daher kommen. Schwammerln - das ist das bayerische Dialektwort für Pilze aller Art. Kein Bayer käme auf die Idee "Mischpilze in Sahnesoße" zu sagen. Für den bayerischen Starkoch Alfons Schubeck sind Semmelknödel sogar DAS bayerische Gericht schlechthin. Bayerisches Kulturgut.

70er Jahre Werbeaktion: Der Käfer rollt für die ersten Convenience-Knödel von Pfanni.Bild: picture-alliance/dpa

Knödel - das ist für die Bayern so etwas wie der Geschmack von Heimat. Sie werden in jedem Brauhaus, jeder Gaststätte, jedem Biergarten serviert. Zu jeder Jahreszeit. Natürlich machen Oma oder Mutti die besten. Für alle, denen die Knödelzubereitung zu lange dauert - denn es braucht Zeit - , gibt es seit den 70er Jahren Semmelknödel im Kochbeutel, die man einfach nur noch in heißem Wasser gar ziehen lässt. Damals eine Revolution in der Küche, heute Standard im Supermarktregal. Aber wer jemals einen selbstgemachten Semmelknödel gegessen hat, für den kann der Beutel-Knödel nur eine Notlösung bleiben. 

Rund, nachhhaltig und lecker

Semmelknödel sind ein klassisches Arme-Leute-Essen, das es zu nationaler Beliebtheit gebracht hat und ein Vorbild an Nachhaltigkeit. Rund, nachhaltig und lecker. Anstatt altbackene Brötchen dem Vieh zu verfüttern, kam irgendwann jemand auf die Idee, sie weiter zu verwerten. Altbackene Brötchen plus Milch, Ei und Butter. Viel mehr Zutaten braucht es nicht. Für die Zubereitung muss man weder den Thermomix anwerfen noch andere Küchengeräte bemühen - die eigenen Hände genügen. Sie formen den Teig liebevoll zu geschmeidigen Kugeln.

Knödel to go - ein Beispiel für intelligente ResteverwertungBild: picture-alliance/Knödelkult

Sein nachhaltiges Wesen macht den Knödel zu einem höchst modernen Lebensmittel.  Die Macher der Firma Knödelkult in Konstanz setzen genau da an. Sie stellen Knödel aus nicht verkauftem Brot her, packen sie dann in Einmachgläser und verkaufen sie online und bei Filialisten. Die Gründer wurden dafür mit dem Bundespreis für Engagement gegen Lebensmittelverschwendung ausgezeichnet. Eine runde Sache!

Diese kluge Art der Resteverwertung hat seit Jahrhunderten ihre Fans. Sogar die Römer kannten Knödel - wobei nicht überliefert ist, welche Sorte ganz genau. Belegt ist, dass in Europa seit dem Mittelalter Knödel - ob aus Brot, Kartoffeln oder Fleisch - auf den Tisch kommen.

Kein Brauhaus ohne: Semmelknödel sind bayerisches KulturgutBild: picture-alliance/Arco Images

Der Geschmack von Heimat

Zugegeben, die Zubereitung ist zeitaufwändig und mühsam.  Alleine einen Haufen altbackene Brötchen in 1x1 cm Würfel zu schneiden dauert. Die Bayern haben es an dieser Stelle einfach - sie können in fast jeder Bäckerei fertig geschnittenes Knödelbrot kaufen. Woanders kann man davon nur träumen.

Wer sich also in die Küche stellt und die Semmelknödelproduktion aufnimmt, bereitet am besten gleich 10 oder noch besser 20 Stück zu. Dann lohnt sich der Aufwand. Man kann Knödel prima einfrieren. Und freut sich dann beim nächsten Sonntagsbraten, dass man sie als Beilage griffbereit aus dem Tiefkühlfach fischen kann.

Bleiben Knödel übrig, lassen sie sich am nächsten Tag noch wunderbar weiterverarbeiten. In Scheiben geschnitten und kross gebraten auf Sauerkraut, oder mit Spiegelei und Speck serviert. Oder als Einlage in einer Suppe. Oder als Auflauf... Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Woher der Semmelknödel kommt, weiß keiner so genau. Denn auch in Tschechien oder Österreich verkörpert er den Geschmack von Heimat.  Die Zubereitung dagegen ist überall gleich und hat sich über die Jahrhunderte kaum verändert.

Unten geht’s zum Rezept (als download).

Elisabeth Yorck von Wartenburg Autorin, Redakteurin, Planerin, Social Media Managerin
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