Lederhosen waren nicht immer populär. Früher galten sie als altmodische Trachtenmode für gestandene bayrische Mannsbilder. Inzwischen sind sie als Modetrend total angesagt - nicht nur auf dem Münchner Oktoberfest.
Bild: picture-alliance/JOKER
Anzeige
Lederhosen-Check: Kuriose Fakten zum Oktoberfest
Von spießiger Tracht zum globalen Modephänomen: Es gibt viel zu wissen über die traditionelle Oktoberfest-Buxe. Die DW deckt ihre aufregende Vergangenheit auf und zeigt, wo die zünftigen Trends 2017 hingehen.
Irrtum eins: Lederhosen kommen aus Bayern. Sie gehören zwar auf dem Oktoberfest in München zum Dresscode der Besucher, aber eigentlich gibt es Lederhosen nicht nur in Bayern, sondern auch in anderen Alpenländern wie der Schweiz, Österreich und Süd-Tirol.
Irrtum zwei: Lederhose ist nicht gleich Lederhose. Jede Region hat ihre eigene. Ein Beispiel: Der Latz (im Bild in der Mitte), gehalten von Hirschhorn-Knöpfen, gilt als typisch bayerisch. Stickereien dagegen finden sich in der Nähe von Salzburg in Österreich. Jungs tragen sie immer mit Hosenträgern. Nice to Have: die Tasche an der rechten Seite, um dort ein Messer unterzubringen.
Bild: Fotolia/Stihl024
Perfekte Arbeiterhose
Irrtum drei: Lederhosen sind unbequem. Sie sind für die harte Arbeit gemacht. Das Material - gegerbtes Schafleder, Ziegenhaut für die Ärmeren oder Hirschhaut für die wohlhabenderen Männer - machten die Hosen leicht, weich und haltbar. Sie schützten bei rauem Wetter, hielten trocken, kühl bei Hitze und warm in der Kälte.
Bild: picture alliance/dpa
Ein Mann, ein paar Biere und ein Plan
Irrtum vier: Lederhosen waren immer populär. Im 19. Jahrhundert wurden Lederhosen plötzlich unbeliebt. Lange Hosen kamen in Mode. Die Lederbuxen galten auf einmal als unkultiviert und waren vom Aussterben bedroht. Aber im August 1883 hatte ein bayerischer Lehrer, Josef Vogl, eine Idee. Gemeinsam mit seinen Zechbrüdern gründete er einen Verein zur Erhaltung der Lederhosen.
Kleidungsstück für Monarchen
Irrtum fünf: Könige tragen keine Lederhosen. Vogls Initiative fand schnell Anhänger. Am Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Lederhose einen sozialen Aufstieg: von der Bauerntracht zum Freizeitlook von Bürgern und Königen. Der bayerische König Ludwig II. unterstützte Vogl und machte die Hose über Bayern hinaus bekannt. Franz Josef von Österreich trug sie beim Jagen mit Kronprinz Rudolf (Bild).
Bild: picture-alliance/IMAGNO
Lederhosen im Nationalsozialismus
Irrtum sechs: Lederhosen sind unpolitisch. Die Nazis nutzten sie aus und verwandelten sie in ein Symbol des Nationalsozialismus. Sie idealisierten sie und überhöhten sie zum Fetisch der heilen Bergwelt. Ab 1938 verboten die Nazis allen Juden genauso wie allen anderen Menschen, die nicht "arisch" waren, Lederhosen zu tragen.
Bild: picture-alliance/dpa/Heritage Images
Lederhosen und die Kirche
Irrtum sieben: Lederhosen sind was für Kirchgänger. Die Katholische Kirche war nicht erfreut über die Renaissance der Lederhosen. Sie halten die kniefreien Hosenbeine für respektlos. Deshalb sind sie im Gottesdienst tabu. 1913 erklärte sie der Erzbischof von München für unmoralisch. In Berlin darf trotzdem in Lederhosen geheiratet werden - diesen beiden Herren scheint es zu gefallen.
Bild: picture-alliance/dpa
Lederhosen und die Globalisierung
Irrtum acht: Mit Lederhosen kann man keine Geschäfte machen. Die Produktion boomt weltweit. Viele Lederhosen-Fabriken stehen in Indien, Ungarn, Sri Lanka. Das Leder kommt aus Pakistan oder Neuseeland. Vor allem für die Hosenproduktion für das Oktoberfest kommen die Ziegen, Schweine und Kühe von dort. Lederhosen gibt es nicht nur für Männer und Frauen... sondern auch für Hunde.
Bild: dpa
Lederhosen für alle
Irrtum neun: Lederhosen sind teuer. Wer sich eine Lederhose kaufen will, kann aus einer Vielzahl von Modellen auswählen. Die billige gibt es aus Kuhleder, sie kostet unter 100 Euro. Die teuren Modelle aus Hirschleder klettern auf über 1000 Euro. Ein Tipp: Beachten Sie, dass sich die Hose durch Körperwärme ausdehnt. Nichts sieht unmöglicher aus als eine ausgeleierte Lederhose.
Bild: almliebe
Gretchenfrage: mit oder ohne?
Irrtum zehn: Alle Fragen zur Lederhose sind beantwortet. Auf dem Oktoberfest (16.09.-03.10.2017) hat sie Hochsaison - in allen Variationen: kurz, lang, lila, braun. Fans aus aller Welt tragen sie stolz in den Bierzelten. Die Lederhose hat eine lange und wechselvolle Geschichte - doch über eine Frage zerbricht man sich immer noch den Kopf: Trägt man sie denn nun mit oder ohne Unterhose?
Bild: picture alliance/dpa
10 Bilder1 | 10
Für die meisten Besucher des Münchner Oktoberfests sind Lederhosen ein Muss. Und das nicht nur für Männer. Auch weibliche Trachtenfans trauen sich, die traditionellen Ledershorts als "Hot Pants" zu handgestrickten Kniestrümpfen und hochhackigen Gamaschenschuhen zu tragen. Naturfarbenes Leder ist bei den Damen eher nicht angesagt, sie bevorzugen schrille, starke Farben wie Pink und Lila (s.o.). In jedem Bierzelt auf der "Wiesn" kann man von diesem Samstag (16.09.2017) an bis zum 3. Oktober die trendigsten Modelle bewundern.
Knielang, Halblang oder als knappe Minishorts – alles ist möglich, nur Kunstleder ist verpönt. Sogar für Hunde gibt es jetzt maßgeschneiderte Lederhosen in Miniformat. Der Style bei den Zweibeinern ändert sich jedes Jahr, auch die Farben unterliegen dem Modediktat. Mit den ehemaligen Arbeiter- und Wildhüterhosen, die zum Schutz aus handfestem, dickem Leder gefertigt waren, haben moderne Lederhosen wenig zu tun.
Deutsches Kulturgut: Beim Christopher Street Day tanzt eine schwule Schuhplattler-Truppe in LederhosenmonturBild: picture-alliance/dpa
Trachtenmode als globaler Exportschlager
Man unterscheidet vor allem nach der Länge der Lederhosen: Die ganz kurzen werden eher von jungen Männern getragen, die älteren Jahrgänge bevorzugen die klassische Kniebundhose in Kombination mit beinbedeckten wollenen Strümpfen. Modisches Accessoire bei den Männern sind üppige Schmuckketten mit Wildschweinzähnen, Fuchsschwanzecken und in Silber eingefassten Geweihstückchen. Lederhosen sind längst Bestandteil einer globalen Modeindustrie "Made in Germany".
Mir san mir: Auch die ausländischen Fussballer vom FC Bayern tragen LederhosenBild: picture-alliance/dpa/S.Hoppe
Zurückzuführen ist die Tradition der Lederhose auf die Tracht der bayrischen und österreichischen Gebirgsjäger. Es gab sie aber auch in anderen Alpenländern. Seit dem 18. Jahrhundert wurden die krachledernen Beinkleider zur Jagd und bei der Handwerksarbeit getragen. Heute gehören Lederhosen und bei den Frauen das Dirndl in Bayern und Österreich nach wie vor zur traditionellen Sonntagstracht. Zum Start des Oktoberfestes in München werden Lederhosen inzwischen in ganz Deutschland getragen – bei regionalen Oktoberfesten, Partys und in der Disco.