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Legendärer US-Filmregisseur Roger Corman gestorben

12. Mai 2024

Die US-Filmgemeinde trauert um einen Oscarpreisträger. Roger Corman hat in seiner langen Karriere mehr als 500 Filme realisiert. Jetzt ist er im Alter von 98 Jahren in Kalifornien verstorben.

Roger Corman bei einer Preisverleihung im Mai 2023 in Cannes
Roger Corman bei einer Preisverleihung im Mai 2023 in CannesBild: Valery Hache/AFP

Der Regisseur und Produzent sei bereits am Donnerstag in seinem Zuhause in Santa Monica im US-Bundesstaat gestorben, bestätigte seine Familie den amerikanischen Branchenblättern "Variety" und "Hollywood Reporter". Die Filme von Roger Corman seien "revolutionär" gewesen, hätten den Geist einer ganzen Ära verkörpert und die Filmbranche verändert, zitierte "Variety" in der Nacht zu Sonntag aus der Stellungnahme der Familie.

Corman machte sich einen Namen als Spezialist für Filme, die meist mit wenig Aufwand und kleinem Budget gedreht wurden. Der "König der Billigfilme" produzierte und inszenierte laut der Filmdatenbank IMDB seit den 1950er-Jahren mehr als 400 Filme für Kino und Fernsehen, darunter Kultklassiker wie "Die letzten Sieben", "Die Verfluchten", "Kleiner Laden voller Schrecken" und "Die wilden Engel". Auch Action-Filme wie "The Fast and the Furious" oder "Grand Theft Auto" gehen auf sein Konto.

Spezialist für Low-Budget-Produktionen

Corman wurde 1926 in Detroit geboren und begann seine Karriere in Hollywood als Bote für das Studio Twentieth Century-Fox, bevor er begann, Drehbücher zu analysieren. Der B-Movie-Regisseur war als extrem sparsamer Filmemacher für schnelle Dreharbeiten mit einem kleinen Budget bekannt. Für seinen ersten Film "Monster From The Ocean Floor" (1954) kratzte er Geld von Freunden zusammen, das Debüt spielte prompt das Doppelte der Herstellungskosten herein. Von den großen Hollywoodstudios hielt der Independent-Filmer meist Abstand.

1957 inszenierte Roger Corman den Science-Fiction-Horror-Film "Not of this Earth" (Gesandter des Grauens) mit Paul Birch und Beverly GarlandBild: imago images/Everett Collection

"Ich habe ein paar Filme für die großen Studios gemacht und das war auch alles okay", erzählte er 2011 am Rande des Filmfests München der Nachrichtenagentur dpa. "Das Problem ist nur, dass so viele Leute mitreden wollen, wenn es um das große Geld geht. Und da ich absolut antiautoritär veranlagt bin, lag mir das nicht. Wenn ich meine eigenen Filme mache, kann ich meine eigenen Entscheidungen treffen. Und da ich nicht so viel Geld habe, mache ich billige Filme."

Den Gruselstreifen "Little Shop of Horrors" ("Der kleine Horrorladen") drehte er 1960 in nur zwei Tagen und einer Nacht – mit dem damals noch unbekannten Jungschauspieler Jack Nicholson. Er habe seinerzeit selbst eine Schauspielschule besucht, um als Regisseur etwas über Darsteller zu lernen. "Im Unterricht habe ich Jack zum ersten Mal getroffen. Er war mit Abstand der talentierteste Schauspieler in der Klasse", erzählte Corman, der Nicholson dessen erste Rolle gab.

Bei Corman sind viele spätere Kinogrößen in die Lehre gegangen, darunter Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, James Cameron, Peter Bogdanovich und Darsteller wie Bruce Dern und Peter Fonda.

Würdigungen aus dem Kollegenkreis

"Roger Corman war mein allererster Chef, mein lebenslanger Mentor und mein Held", schrieb "Terminator"-Produzentin Gale Anne Hurd auf der Social-Media-Plattform X und nannte ihn "einen der größten Visionäre in der Geschichte des Kinos".

Der Regisseur Ron Howard sagte, Corman habe ihm seine erste Chance auf den Job gegeben, als er gerade 23 Jahre alt war.  "Er hat viele Karrieren ins Rollen gebracht und unsere Branche auf wichtige Weise angeführt", schrieb Howard auf X.

Rentnerdasein? Nicht für Corman!

Ein ruhiges Rentnerdasein kam für Corman nicht infrage. Kurz vor seinem 90. Geburtstag begeisterte er sich für ein neues Projekt als Produzent des Remakes von "Death Race 2000". Er freue sich auf "spektakuläre Fahrzeuge und Action zum Totlachen, im wahrsten Sinne des Wortes", sagte Corman im Februar 2016 dem Filmblatt "Hollywood Reporter". 1975 hatte er das Original mit David Carradine und Sylvester Stallone (deutscher Titel: "Frankensteins Todesrennen") als Produzent ins Kino gebracht.

Filmpreise gewann er selten, doch am Ende erkannte auch die Oscar-Akademie seine Leistungen an. 2009 wurde Corman mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk geehrt. "Seine legendäre Fähigkeit, einen Dollar zu strecken, ermöglichte es ihm, in kürzester Zeit historische Filme und Science-Fiction-Epen mit Budgets zu konzipieren und zu realisieren, die bei einem modernen Studiodreh nicht einmal die Lebensmittelkosten decken würden", heißt es in seiner Biografie auf der Website der Academy Awards in Los Angeles. "Durch seinen Einfallsreichtum, seine grenzenlose Energie und seine tiefe Liebe zum Film hat Roger Corman mehr Filme gemacht als jeder andere", heißt es weiter.

2011 schaffte es Cormans Leben auf die Leinwand. In der Dokumentation "Corman"s World" (Deutscher Titel: Ufos, Sex und Monster - Das wilde Kino des Roger Corman) würdigten prominente Fans wie die Regisseure Robert de Niro und Ron Howard seine Verdienste.

kle/pg (dpa, afpe, ape)