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Lehmhütten mit Solarenergie

Michael Netzhammer31. Mai 2004

Solarfirmen fordern von der Bundesregierung Förderprogramme für Sonnenenergie in Afrika. Eine Million Hütten wollen sie so mit Strom versorgen. Auch die afrikanischen Techniker werden jetzt in Deutschland ausgebildet.

In Marokko hat die Elektrifizierung mit Solarenergie schon begonnenBild: TEMASOL

"Dann haben wir 34 Volt. Ja? Und der ganze Apparat hat 150 Volt?" Kingsley Akom aus Ghana hat jede Menge Fragen, während er das Solarmodul an den Laderegler anschließt. In der Solarschule "artefact" in Glücksburg bei Flensburg kommt der Techniklehrer aus Ghana zum ersten Mal mit Solarenergie in Berührung. So wie ihm ergeht es auch den neun anderen Stipendiaten von InWent, die für ein Jahr nach Deutschland gekommen sind, um ihre Elektronikkenntnisse zu verbessern.

Die einwöchige Schulung bei "artefact" soll ihnen einen Überblick über die erneuerbaren Energien liefern. Die meisten sind begeistert. Für Kingsley Akom aus Ghana könnten Windenergie und Solarkraft einige Probleme seines Landes lösen. Denn: Die Staudämme, die bisher einen großen Teil der Energieversorgung deckten, führten wegen der Klimaveränderung kaum noch Wasser. "Jetzt liefert ein Ölkraftwerk Strom, der aber ist sehr teuer."

Zwei Milliarden Menschen leben ohne Strom

Ein Windpark in der ägyptischen WüsteBild: AP

Das Potenzial für erneuerbare Energien ist im Süden riesig. Zwei Milliarden Menschen sind ohne Strom. Die flächendeckende Versorgung mit Stromleitungen ist jedoch zu aufwändig. Dezentrale Windanlagen oder netzunabhängige "Solar Home Systems", mit denen eine Batterie aufgeladen oder ein Kühlschrank für Medikamente gekühlt werden kann, würden die Lebenssituation vieler Menschen verbessern.

Dieser Mangel hat die Fantasie deutscher Solarfirmen angeregt. Von der Bundesregierung fordert der "Club zur ländlichen Elektrifizierung", hinter dem sich 16 Firmen und Forschungsinstitute verbergen, eine Exportinitiative. Innerhalb von sieben Jahren sollen eine Million Hütten mit solaren Systemen versorgt werden.

Begleitende Schulungen müssen sein

Der Geschäftsführer von "artefact", Werner Kiwitt, würde eine derartige Initiative begrüßen. Aber nur unter Bedingungen: Neben den Investitionen in Technik dürften auch Schulungsprogramme nicht zu kurz kommen. Werner Kiwitt weiß wovon er spricht. Fünf Jahre lang hat der ausgebildete Technikpädagoge in Afrika gearbeitet und zahlreiche Entwicklungsprojekte scheitern sehen.

Photovoltaik ist eine einfache Technik. Aber auch sie läuft nicht ohne Störungen. Ohne Wartung fällt eine Photovoltaikanlage im Durchschnitt zweimal im Jahr aus. Nur jede vierte Störung kann der Betreiber selbst reparieren. "Es reicht nicht nur, eine Anlage auf dem Markt zu verkaufen", warnt Kiwitt. "Es bedarf in jedem Fall auch der begleitenden Ausbildung von Handwerkern oder Hausmeistern. Das müssen nicht immer geschulte Elektriker sein."

Einfach wird es auch für die bundesdeutschen Hersteller von Windkraftanlagen und Solarsystemen nicht. Zwar produzieren sie hervorragende Anlagen. Die nötigen Techniker in den südlichen Regionalsprachen auszubilden, dazu sind sie nicht in der Lage. Werner Kiwitt sieht Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit zwischen Exportindustrie und entwicklungspolitischen Gruppen, wenn die Industrie stärker den Gedanken der Hilfe zur Selbsthilfe aufgreife. Das könne auch in Form von Joint Ventures passieren. "Aber wir wollen nicht, dass Abhängigkeiten von Kohle ersetzt werden durch Abhängigkeiten von Ersatzteilen von Windkraftanlagen."

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