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Lehren aus dem Ersten Weltkrieg

Heiner Kiesel28. Mai 2014

Eine Ausstellung in Berlin erinnert an den Krieg, der ganz Europa vor 100 Jahren erfasst hat. Die große Frage der Schau: Was haben wir aus dem Ersten Weltkrieg gelernt?

Ausstellungseröffnung 1914-1918. Der Erste Weltkrieg (Foto: Heiner Kiesel /DW)
Bild: DW/H. Kiesel

Noch bevor die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin für den Publikumsverkehr geöffnet wird, hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein Bild von der Schau gemacht. 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterstrich Merkel, dass es eine der Lehren aus diesem Krieg sei, dass die Kommunikation nicht abbrechen dürfe. "Unter manchen Staatenlenkern herrschte jahrelang Funkstille und leitenden Beamten fehlte oft der Draht zu ihren Kollegen." Das sei heute anders, man kenne sich und so entstehe Vertrauen. "Die Einigung Europas ist die entscheidende Lehre aus der leidvollen Geschichte des letzten Jahrhunderts", unterstrich Merkel.

Zentrale deutsche Ausstellung

Die Ausstellung mit dem Titel "1914 – 1918. Der Erste Weltkrieg" zeigt um die 500 Exponate aus dem Alltags- und Frontgeschehen dieser Jahre. Die Besucher werden durch Postkarten, Zeitungstitel und Fotografien mit der bizarr anmutenden Kriegseuphorie in Deutschland konfrontiert, sehen historische Waffen und Uniformen und werden mit verschiedenen historischen Orten des Krieges vertraut gemacht. "Wir nehmen bewusst keine nationale, sondern eine globale Position bei der Darstellung ein", erklärte DHM-Stiftungspräsident Alexander Koch bei einem Rundgang. Dennoch liegt ein Schwerpunkt auf dem deutschen Kaiserreich und seiner inneren Zerrissenheit, die nur kurz durch den nationalistischen Taumel bei Kriegsausbruch verdeckt wurde. Neun Millionen Soldaten und fast sechs Millionen Zivilisten starben in diesem ersten industrialisierten und totalen Krieg der Geschichte.

Auf 1100 Quadratmetern im Untergeschoss des Museums finden die Ausstellungsmacher auch Raum, die Rückwirkung des Kriegsgeschehens auf das Zivilleben darzustellen. Die Umstellung des Wirtschaftslebens auf den Krieg, die Verstümmelten und durch die Soldaten in die Familien eingeschleppte Syphilis. Auf die Frage, welche Exponate sie am beeindruckensten fand, antwortete Merkel mit einem Hinweis auf die Küche aus einem Berliner Haushalt. "Das ist eine Küche, wie ich sie von meiner Großmutter kannte", sagte die Bundeskanzlerin. Damit sei das Thema im eigenen Leben angekommen. Die Ausstellung wurde zwei Jahre lang vorbereitet und ist vom 29. Mai bis 30. November 2014 zu sehen.

DHM-Stiftungspräsident Alexander KochBild: DW/H. Kiesel

Lehren für die aktuelle Politik

Mit Blick auf den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die Sprachlosigkeit unter den Mächtigen, plädierte Merkel in Berlin auch dafür, in der Krise um die Ukraine den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. "Manchmal hat man keine Lust dazu, zum Beispiel mit Russland und dann muss ich mich auch dazu zwingen", bekannte die Politikerin. Sie habe sich dafür eingesetzt, dass der russische Präsident Wladimir Putin zu den Gedenkfeiern der Landung in der Normandie geladen werde. Es dürfe nicht sein, dass die gegenwärtigen Konflikte das Kriegsgedenken überschatten.

Mit Verweis auf den Streit um Elsass-Lothringen zwischen Frankreich und Deutschland zu Beginn des letzten Jahrhunderts, erinnerte Merkel aber auch an die Notwendigkeit territorialer Integrität. "Wenn Staaten anfangen, nach Teilen anderer Staaten zu greifen, dann werden wir in ein unglaubliches Unheil kommen", warnte Merkel. "Das geht nicht. Das muss völlig klar sein, dass das nicht geht."

Die Berliner Küche soll zeigen, wie das Leben fern der Front weiter gingBild: DW/H. Kiesel
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