Die Banken ziehen erste Konsequenzen aus der Finanzkrise
6. April 2009Es ist in diesen Tagen zwar etwas ruhiger geworden um die Banken. Aufsehen erregen allenfalls Meldungen über überzogene Boni und Abfindungen für geschasste Bankmanager - wie zuletzt die der Dresdner Bank, die von der Commerzbank übernommen worden ist. Die hatten sich trotz eines Verlusts von mehr als 6 Milliarden Euro noch 58 Millionen Euro an Einkommen, vor allem aber Boni und Abfindungen genehmigen lassen. Die Manager der Deutschen Bank erhielten indes zusammen 4,5 Millionen Euro, ihre Kollegen bei der Commerzbank 4,3 Millionen Euro und zeigten damit mehr Sensibilität für die aktuelle Lage.
Die Bankenkrise ist noch nicht ausgestanden, auch wenn Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann für das erste Quartal von soliden Erträgen zu berichten weiß. Doch die Reparaturarbeiten am System gehen weiter. Immer noch muss um das Überleben einzelner, systemrelevanter Banken gekämpft werden. Der Staat ist bei der Münchner Immobilienbank Hypo Real Estate eingestiegen, weil deren Zusammenbruch andere Institute mitreißen könnte. Er hat Anteile an der Commerzbank erworben, damit sie die Übernahme der Dresdner Bank durchziehen konnte.
Reparieren und Regulieren, um Schäden zu begrenzen
Der Staat sorgt damit für Stabilisierung und vor allem für Vertrauen, weil die Banken sich untereinander noch nicht so recht trauen: Sie leihen einander noch immer ungern Geld, weil sie nicht wissen, welche Risiken noch in den Bankbilanzen schlummern. Und auch nach außen sind die Finanzinstitute mit der Kreditvergabe sehr vorsichtig.
Deshalb haben Zentralbanken wesentliche Funktionen des Bankensektors übernommen. In Amerika vergibt die Zentralbank selbst Kredite an Unternehmen. "Das wird zwar von einigen als Lizenz zum Gelddrucken angesehen, aber es ist lediglich ein Ersatz für die nicht vorhandene Kreditvergabe bei privaten Banken, die die Zentralbank übernommen hat", erläutert UIrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
Neben diesen "Reparaturarbeiten" aber bemühen sich die Staaten darum, die "Verkehrsregeln" für den Finanzsektor jetzt für die Zeit nach der Krise neu zu setzen. Sie sollen alle Finanzinstitute weltweit gleichermaßen betreffen, etwa auch bisher kaum kontrollierte Hedgefonds. Das sind Investmentfonds, die in ihrer Anlagepolitik keinerlei Beschränkungen unterliegen. Dabei steht die risikoreiche Spekulation auf Aktien, Rohstoffe, Zinsen oder Wechselkurse im Mittelpunkt, um das Fondsvermögen so schnell wie möglich zu maximieren.
Gefahren auf den Finanzmärkten sichtbar machen
Nötig wäre zudem ein Überblick darüber, wo sich die Risiken ballen, meint Jan-Pieter Krahnen, Mitglied der Issing-Kommission. Diese Kommission berät die Bundesregierung und hat ihr eine Landkarte vorgeschlagen, auf der man die Risiken erkennen kann. "Wir wissen heute, dass das keine nationale Frage ist, sondern eine internationale. Und deshalb muss man diese Gefahren weltweit sichtbar machen", sagt der Professor für Kreditwirtschaft und Finanzierung an der Universität Frankfurt.
Zu einem Risiko sind aber auch einige Bankmanager geworden, die mit ihrer Gier die Sicherheit des Systems gefährdet haben. Deshalb müsse man die Vergütungssysteme neu aufstellen, nachhaltiger ausrichten, sagt Ulrich Kater von der DekaBank. Denn in der Vergangenheit seien auch Gelder geflossen, ohne dass dafür Leistung erbracht worden sei. "An einer leistungsorientierten, nachhaltigen Vergütung der Manager müssten auch die Aktionäre Interesse haben", sagt Kater.
Deutsche Bank will auf Staatshilfen verzichten
Grundsätzlich, so meint der Chefvolkswirt, sollten die Deutschen sich auf ihre konservativen Tugenden besinnen, die ihnen lange Zeit als unmodern vorgehalten wurden: "Eigentlich ist die deutsche Art, Bankgeschäfte vor allem über Einlagen als Refinanzierungsbasis zu betreiben, konservative Kreditpolitik." Nicht umsonst gebe es eine Reihe von Kreditinstituten in Deutschland, die zwar auch von den Auswirkungen der Krise betroffen seien, die jedoch an deren Ursachen überhaupt nicht beteiligt gewesen seien - oder die zumindest rechtzeitig, wenn auch unter großen Verlusten, ihre Risiken bereinigt haben, wie etwa die Deutsche Bank.
Die hatte deshalb zwar für 2008 einen Verlust von 3,9 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen müssen. Aber Deutsche-Bank-Chef Ackermann möchte ohne Staatshilfe durch die Krise kommen: "Wenn wir es schaffen, durch diese größte Krise seit der Depression zu kommen, dann wäre das etwas, auf das die Mitarbeiter sehr stolz sein könnten."
Noch aber ist es nicht soweit. Erst einmal müssen die Reparaturen müssen weitergehen. Und auch die Erinnerung an die Ursachen dieser Krise darf in den nächsten Jahrzehnten nicht verblassen - nur so kann einer neuen vorgebeugt werden.
Autorin: Brigitte Scholtes, Frankfurt
Redaktion: Christina Hebel