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Sommerakademie für Seerecht

11. August 2011

Die Dozenten sind Koryphäen, die Teilnehmer die Besten ihres Fachs. Die Sommerakademie am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg gilt als Kaderschmiede angehender Seerechtler aus aller Welt.

Ein Containerschiff passiert ein Verladeterminal der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) im Hafen von Hamburg (Foto: AP)
Bild: AP

Kameras blitzen auf, die Passagiere schauen nach rechts. Dort sieht man die Baustelle des neuen Hamburger Opernhauses, die Elbphilharmonie. Dahinter ragen weitere Neubauten hervor, die Gebäude des neu entstandenen Wohn- und Büroviertels Hafen-City. An Bord des kleinen Ausflugsschiffes sitzen und stehen die 30 Teilnehmer der Sommerakademie der internationalen Stiftung für Seerecht. Sie kommen aus Europa, Afrika, Asien und Amerika. Aus insgesamt 25 Nationen. Auf der Bank im Innendeck sitzt der Chinese Nengye Liu. Er erzählt, dass ihn vor allem die internationale Mischung des Sommerkurses reize, in denen Seerechtler aus aller Welt ihre Erfahrungen austauschen.

Dicht gedrängter Stundenplan

Nengye Liu aus China genießt die HafenrundfahrtBild: DW/Janine Albrecht

Jetzt genießen Nengye und seine internationalen Klassenkameraden es, durch den Hamburger Hafen zu schippern. Verschnaufpause nach vielen intensiven Unterrichtsstunden. Denn der Stundenplan für die vier Wochen ist voll gepackt. "Während der vier Wochen geht es sowohl um Seevölkerrecht als auch um Seehandelsrecht", sagt Akademie-Manager Joachim König. Auf der Agenda stehen auch Fragen der privatrechtlichen Seite des Schiffsverkehrs, vom Warenverkehr über Schadenersatzansprüche bis hin zu Ölverschmutzung auf See und in Häfen.

Diese Kombination von Seevölkerrecht und Seehandelsrecht mache die Sommerakademie weltweit einzigartig, so König. In der Sommerakademie geht es allerdings nicht um die Grundlagen dieser beiden Rechtsgebiete, sondern um spezielle Detailfragen und Schwerpunktthemen. Deshalb nehmen an der Sommerakademie des Internationalen Seegerichtshofs in der Regel auch keine Studierenden im Erststudium teil, sondern Absolventen, die nach einem ersten akademischen Abschluss tiefer in die Materie eintauchen möchten. Ein Schwerpunkt in diesem Jahr ist das internationale Umweltrecht. Im Jahr zuvor ging es schwerpunktmäßig um Fragen der Fischerei.

Nicht nur Karrieristen gesucht

Blick auf den Hamburger MichelBild: DW/Janine Albrecht

Wer hier unterrichtet wird, muss allerdings schon einiges an Qualifikationen vorweisen. Der Abschluss eines akademischen Grades ist dabei nur die Mindestvoraussetzung. "Wir suchen Menschen aus verschiedenen Disziplinen, die ihren Schwerpunkt bereits gefunden haben", sagt König. Sei es im Seerecht, im Seehandelsrecht oder in der Hydrographie, in der es um die geologischen und geophysischen Belange auf dem Meer geht. So nehmen an der Sommerakademie auch in diesem Jahr vor allem Juristen teil, aber auch Diplomaten oder Mitarbeiter von Ministerien, die im Bereich des internationalen Seerechtes tätig sind.

Auch die 30 Dozenten der Akademie kommen aus aller Welt. Sie sind handverlesen und ein wichtiger Grund für die Teilnehmer, bis nach Hamburg zu kommen. Zum Beispiel für Seerechts-Studentin Jingyuan Tian aus China. "Schließlich unterrichten hier Richter, die bereits 20 oder mehr Jahre in diesem Bereich arbeiten." Die Dozenten selbst kommen alle aus der Praxis und können ihre langjährigen Erfahrungen an die Teilnehmer weitergeben.

Lernen mit Blick auf die Elbe

Gruppenbild in BlankeneseBild: IFLOS

Die Nachfrage nach der Akademie ist deutlich größer als die zu vergebenen Plätze. Nur weniger als die Hälfte der Bewerber kann angenommen werden. Bei der Auswahl der Teilnehmer zählt neben der fachlichen Qualifikation auch die soziale Kompetenz oder ehrenamtliches Engagement. Für die Sommerakademie zahlen sie mit Unterkunft und Verpflegung 2000 Euro. Wer sich das nicht leisten kann, bekommt ein Stipendium.

Die in diesem Jahr Auserwählten saßen noch am Morgen in der Villa Schröder im vornehmen Hamburger Stadtteil Blankenese. Hier hat der Internationale Seegerichtshof seinen Sitz, und hier werden sie unterrichtet. Im Seminarraum mit Blick auf die Elbe ging es in der Vorlesung um die Abgrenzung von Hoheitsgebieten. Ein Thema, das für Cynthia Adhiambo Olotch besonders spannend war, da es zu ihrem Beruf gehört. "In Kenia gibt es mit den Nachbarstaaten Auseinandersetzungen über die Grenzziehungen", sagt Adhiambo Olotch. Sie ist aus Nairobi nach Hamburg gekommen. Dort berät sie die kenianische Regierung in Seerechts-Angelegenheiten. "Ich denke, ich werde hier vieles mitnehmen, was mir in meinem Job sehr helfen wird", sagt sie.

Autorin: Janine Albrecht
Redaktion: Svenja Üing