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Leipzig gegen PSG: Zwei Trainer unter Druck

David Vorholt mit dpa/SID
3. November 2020

Leipzig trifft in der Wiederauflage des Champions-League-Halbfinals der vergangenen Saison auf PSG. Dieses Mal wirkt es nicht so, als sei das Team von Thomas Tuchel der haushohe Favorit.

Champions League Halbfinale RB Leipzig v Paris Saint-Germain Tuchel Nagelsmann
Bild: picture-alliance/Sven Simon

Julian Nagelsmanns Auftritt war stilistisch ein Hingucker: Beim Finalturnier der Champions League in Lissabon trafen der 33-Jährige und sein Team RB Leipzig im Halbfinale auf Mitfavorit Paris St. Germain, trainiert von Thomas Tuchel. Nagelsmann trug dabei einen grau-schwarz-weiß karierten Anzug, der für Aufmerksamkeit sorgte - sicher nicht ohne Kalkül. Denn bei den öffentlichen Auftritten vor dem Halbfinale hatte Nagelsmann eher im Schatten Tuchels gestanden. Immer wieder war Nagelsmann gefragt worden, ob der 14 Jahre ältere PSG-Coach, unter dem er einst in Augsburg als Scout und Analyst seine ersten Schrittte im Profifußball gemacht hatte, nicht sein Vorbild sei. Nagelsmann wirkte zunehmend genervt.  Die Laune nach dem Spiel war zwar nicht unbedingt gut - Leipzig hatte gegen PSG mit 0:3 klar das Nachsehen - doch stolz auf das Erreichte konnten Nagelsmann und sein Team nach dem ersten Champions-League-Halbfinale der Vereinsgeschichte dennoch sein. 

Bedient: Schon zur Halbzeit sah Julian Nagelsmann in Manchester gefrustet aus Bild: Andrew Yates/Newscom/picture alliance

Lehrgeld gegen United

Als Champions-League-Neuling kann man RB Leipzig nicht mehr bezeichnen. Schließlich spielt der Bundesligist das dritte Jahr in Folge in der Königsklasse des europäischen Fußballs und hat mit dem Halbfinaleinzug in der vergangenen Saison und teilweise spektakulären Auftritten für Aufsehen gesorgt. Eines der Spiele gegen PSG müsse gewonnen werden, "wenn wir in der Gruppenphase weiterkommen wollen", hatte Nagelsmann nach der Auslosung mit Blick auf die Gegner Istanbul Basaksehir, Manchester United und Paris St. Germain gesagt. Sicher nicht einkalkuliert hatte er dabei die deftige 0:5-Heimpleite gegen Manchester United, die RB in der vergangenen Woche kassierte. 

Dreifach-Torschütze gegen Leipzig: United-Stürmer Marcus Rashford (links) erteilte der RB-Defensive eine LehrstundeBild: Phil Noble/REUTERS

Leipzig ließ sich von United und besonders von Stürmer Marcus Rashford ohne große Gegenwehr abschießen. Einen solch schwachen Auftritt hat man von RB selten gesehen. Dem vielleicht schlechtesten Spiel unter Nagelsmann folgte anschließend in der Bundesliga eine 0:1-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach, die gleichzeitig für ein Novum sorgte: Zwei Spiele nacheinander ohne eigenen Treffer hatte es bei RB unter dem 33 Jahre alten Trainer bis dato noch nie gegeben. 

"Es sind viele Spiele, wir haben viele Verletzte", sagte RB-Sportdirektor Markus Krösche. Doch der wegen der Coronavirus-Pandemie extrem eng getaktete Spielplan trifft auch alle anderen Mannschaften. Die fehlenden Tore machten eher deutlich, dass RB Leipzig die abgewanderten Top-Stürmer Timo Werner (zum FC Chelsea) und Patrik Schick (zu Bayer 04 Leverkusen) wohl nicht adäquat ersetzt hat. Immerhin: Die Liste der verletzten Spieler ist etwas kürzer worden. Während Leistungsträger wie Lukas Klostermann, Marcel Halstenberg oder Konrad Laimer weiter fehlen, ist Abwehrspieler Nordi Mukiele gegen Paris wieder einsatzbereit. 

PSG ohne Neymar und Mbappé

Verletzungsprobleme plagen aber auch PSG-Trainer Tuchel, besonders in der Offensive. Neben Neymar muss auch dessen Sturmpartner Kylian Mbappé für das Leipzig-Spiel passen. Mit Eric-Maxime Choupo-Moting hatte Paris vor der Saison einen Offensivspieler an Bayern München abgegeben.

Für Thomas Tuchel sind die Ausfälle der Superstars Neymar und Mbappé direkte Folgen der enormen Belastung, die aus den engen Spielplänen der verschiedenen Wettbewerbe resultiert. "Die Relation zwischen Vorbereitung, Leistung und Erholung ist wichtig", sagte Tuchel und kritisierte dabei vor allem die Reisen der Spieler zu ihren Nationalmannschaften. "Wir bringen die Spieler um", so Tuchel, der in Leipzig auch auf Julian Draxler, Marco Verratti, Mauro Icardi und Juan Bernat verzichten muss.

Zwei französischen Meisterschaften hat Tuchel mit PSG gewonnen, dazu in der vergangenen Saison den französischen Pokal. Doch der deutsche Trainer weiß, dass bei PSG nationale Titel als Pflichterfolge gewertet werden. Gemessen wird Tuchel von den Klubbesitzern am Abschneiden in der Königsklasse. Mit der Finalteilnahme in der vergangenen Spielzeit konnte Tuchel zumindest einen Teilerfolg verbuchen - so weit kam noch kein PSG-Trainer vor ihm. Doch unumstritten ist Tuchel deshalb in Paris noch lange nicht - im Gegensatz zu Julian Nagelsmann, der in Leipzig fest im Sattel sitzt, wohl auch unabhängig vom Abschneiden in der Champions League. 

David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion