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Politik

"Wir glauben an Transparenz"

Eric Topona
1. August 2018

Nach der Präsidentenwahl in Mali läuft die Auszählung. Im DW-Interview äußert sich der Leiter der UN-Mission, Mahamat Saleh Annadif, positiv über den Wahlverlauf. Doch er mahnt vor neuen terroristischen Bedrohungen.

Mali Wahlen
Bild: Imago/Le Pictorium/N. Remene

DW: Die malische Regierung hat die "erfolgreiche Durchführung dieser Wahlen" begrüßt - und gleichzeitig eingeräumt, dass in 716 Wahllokalen keine Stimmen abgegeben wurden, was etwas über drei Prozent entspricht. Auch sollen angebliche dschihadistische Angriffe den reibungslosen Ablauf der Wahlen in einigen Städten im Hinterland beeinträchtigt haben. Wie blicken Sie auf die Wahlen zurück?

Mahamat Saleh Annadif: Wir freuen uns, dass die politische Klasse einen Konsens für friedliche Wahlen gefunden hat. Wir bedauern natürlich, dass einige Bürger ihr Wahlrecht nicht ausüben konnten, aufgrund von Sicherheits-Problemen und der  Abwesenheit des Staates in einigen Gebieten. Das Wichtigste ist jetzt, dass die Ergebnisse zusammengetragen werden. Wir wagen zu glauben, dass dieser Prozess transparent ablaufen wird, und dass alle Kandidaten das Ergebnis anerkennen.

Mindestens 30.000 nationale und internationale Sicherheitskräfte sind in Mali im Einsatz. Und trotzdem gab es Angriffe am Wahltag. Ist das nicht ein Schlag ins Gesicht für die Friedensmission der Vereinten Nationen (MINUSMA)?

Im Norden ist alles gut gelaufen. Die Menschen in Kidal, Gao und Timbuktu konnten ihre Stimmen abgeben. Die große Herausforderung bleibt das Zentrum des Landes, rund um Mopti, wo es wirklich einen gewalttätigen Extremismus gibt, der sich immer stärker ausbreitet. Junge Menschen radikalisieren sich, Terroristen sind präsent. 

Mahamat Saleh Annadif leitet die UN-Mission in MaliBild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Ein großes Problem im Zentrum des Landes sind die Konflikte zwischen zwei Volksgruppen: den traditionell nomadisch lebenden Viehhirten der Peul und den Dogon, die zum Großteil Landwirte sind. Häufig werden die Peul beschuldigt, Dschihadisten zu unterstützen. Was tut die MINUSMA, um bei der Versöhnung zu helfen?

Wir haben eine Strategie zur Vermittlung und Versöhnung entwickelt. Wir haben bereits mehrere Treffen mit Vorstehern der Gemeinden auf beiden Seiten abgehalten. Wir haben einen Plan.

Der amtierende Präsident Ibrahim Boubacar Keita wird von seinen Gegnern beschuldigt, praktisch nichts in Sachen Sicherheit unternommen zu haben. Teilen Sie diesen Eindruck?

Unsere Aufgabe ist es, die malische Regierung zu unterstützen. Und wir wagen zu glauben, dass derjenige, der aus diesen Wahlen als Sieger hervorgeht, mit uns an einem Strang ziehen wird um die Probleme des Landes zu lösen.

Sollte man nicht darüber nachdenken das Mandat der MINUSMA robuster zu gestalten?

Es gibt eine allgemeine Debatte in New York über alle Friedensmissionen. In Mali ist es jedoch eher eine Situation des Terrorismus, des asymmetrischen Krieges. Ein feindseliges Umfeld, an das man sich unbedingt anpassen muss. Ich weiß, dass New York darüber nachdenkt, Friedensmissionen im Allgemeinen anzupassen.

Malis amtierender Präsident Ibrahim Boubacar Keita bei der Stimmabgabe am SonntagBild: Getty Images/AFP/I. Sanogo

Iyad Ag Ghali, der Anführer der vor allem in Mali aktiven islamistischen Gruppe Ansar Dine, verspottet weiterhin die gesamte internationale Gemeinschaft. Ist sich die MINUSMA dessen bewusst?

Natürlich hat er es auf die MINUSMA abgesehen. Es gibt einen Terroristenführer. Er steht auf der Roten Liste der Vereinten Nationen, ist der Feind Nummer eins. Das ist wahr. Leider verursachen diese Bedrohungen vor allem den Zivilisten großes Leid. Wir sollten in erster Linie der lokalen Bevölkerung helfen. 

Arbeiten Sie mit der gemeinsamen Eingreiftruppe der G5-Sahelstaaten (Mali, Mauretanien, Niger, Tschad und Burkina Faso) zusammen?

Die MINUSMA operiert in Mali im Auftrag des UN-Sicherheitsrates. Barkhane (die französische Militäroperation in der Sahelzone, Anm. d. Red.) ist auf demselben Gebiet tätig und hat ihr eigenes Mandat. Bald wird die G5-Sahelzone auf Basis ihres Mandats operieren. Wir haben Absichtserklärungen, die uns sowohl an Barkhane als auch an die G5-Sahelzone binden. Wir koordinieren unsere Arbeit, tauschen Informationen aus und unterstützen uns gegenseitig, wenn nötig.

Der Tschader Diplomat Mahamat Saleh Annadif ist Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs für Mali und Leiter der UN-Mission in Mali (MINUSMA). Die Stabilisierungsmission umfasst 13.300 Blauhelme, darunter fast 700 Angehörige der Bundeswehr.

Das Interview führte Eric Topona.

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