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8. Dezember 2006

Eine ganze Generation junger Menschen in Afghanistan ist im Krieg aufgewachsen. Sie müssen jetzt helfen, das geschundene Land wieder aufzubauen. Dazu müssen sie das Lernen wieder lernen - und für einen Neuanfang büffeln.

Eine Schule in Afghanistan
Auch das Bildungssystem muss erst wieder aufgebaut werdenBild: AP

Immer noch herrscht Aufbruchstimmung in Kabul: täglich werden neue Häuser fertig gestellt, immer mehr Läden und Werkstätten öffnen ihre Türen. Trotz der manchmal unsicheren Lage ist der Alltag in das vom Krieg gebeutelte Land zurückgekehrt. Ehemalige Soldaten, Kriegsversehrte, Jugendliche und Kinder, deren Familien starben, und die lange Zeit unterdrückten Frauen – sie alle müssen jetzt ein neues Leben beginnen.

Ausbildung tut gut – und Not

Schulunterricht in der Nangalam High SchoolBild: AP

Qualifizierte einheimische Fachkräfte gibt es kaum. 70 Prozent der Männer können weder lesen noch schreiben, bei den Frauen sind es 90 Prozent. Ihm mache es großen Spaß, meint Hans Dube von der GTZ, als Berufsausbilder in Afghanistan zu arbeiten. „Die Motivation der jungen Menschen, weiblich wie männlich, ist unglaublich hoch. Es ist anrührend zu sehen, mit welcher Begeisterung gelernt wird, mit welcher Begeisterung die kleinsten Lebenschancen ergriffen werden. Aber man muss auch sehen, dass aufgrund der mangelnden Vorkenntnisse die Ergebnisse der Berufsausbildung noch sehr, sehr schwach sind.“

Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration - so heißt das Programm der Vereinten Nationen, das den Menschen Afghanistans helfen soll, im zivilen Leben Fuß zu fassen, vor allen den 50.000 Ex-Soldaten. „Die Reintegration ist eindeutig der wichtigste Teil unserer Arbeit, und auch das Wichtigste für Afghanistan.“ so Rick Grant, der Sprecher des Programms. „Wenn man Leute einfach nur entwaffnet, aber das einzige Handwerk, das sie gelernt haben ist der Krieg, was werden sie tun? Sie werden wieder zu den Waffen greifen und Afghanistan wird niemals aus dem tiefen Sumpf von Gewalt herausfinden.“

Wildwuchs, Chaos und mangelnde Koordination

Deswegen, so Rick Grant weiter, stehe Berufsausbildung ganz weit oben auf der Prioritäten-Liste. „Die meisten Afghanen, die beim Militär waren, haben kaum oder gar keine Bildung. Wir können das nicht alles nachholen. Wir können sie nicht auf die Uni schicken, aber wir können ihnen ein Handwerk beibringen. Wir fragen sie, was sie tun wollen und versuchen, ein Programm zu finden, das ihre Wünsche berücksichtigt.“

Studenten in der Bamiyan Universität in AfghanistanBild: DW/ Yasir

Das Programm der Vereinten Nationen arbeitet dafür eng mit unterschiedlichen Partnerorganisationen zusammen. Die deutsche Hilfsorganisation AGEF zum Beispiel unterhält ein großes Trainingszentrum in Kabul. Es gäbe eine Vielzahl von Projekten in Kabul, doch seien die Zustände in der Berufsausbildung in Afghanistan chaotisch und behinderten sogar die Entwicklung, sagt AGEF-Trainer Roland Mayenhofer. Es sind „viele afghanische NGOs und ausländische NGOs, die nebeneinander arbeiten und nicht miteinander. Es ist auch eine Verantwortung der Regierung Richtlinien vorzugeben, nach denen sich auch die ausländischen NGOs richten müssen, insofern sie den hier tätig sein möchten, im Berufsausbildendenbereich, sei es beratend oder durchführend.“

Zwischen Tradition und Aufbruch

Auch für Frauen gibt es Ausbildungsplätze, doch die wenigsten Frauen bewerben sich auf eigene Initiative. Noch immer dominieren die alten Traditionen der konservativen Männergesellschaft den afghanischen Alltag, zumindest nach außen hin. Traditionell sollen sich die Ehefrauen am besten gar nicht in der Öffentlichkeit zeigen – da lassen sich die Frauen und ihre Familien nur schwer vom Nutzen einer meist auswärtigen Berufsausbildung überzeugen.

Schule in AfghanistanBild: AP

Doch der Krieg hat die traditionelle Gesellschaft ins Wanken gebracht. Es gibt viele Männer, die nicht arbeiten können, weil sie nie etwas gelernt haben. Und es gibt viele Frauen, die gegen alle Widerstände doch arbeiten müssen, weil es in der Familie keinen männlichen Versorger mehr gibt.

Das Berufsausbildungszentrum für afghanische Frauen hat sich auf die veränderte gesellschaftliche Situation der Afghaninnen eingestellt und bildet Frauen in einem halben Jahr zur Schneiderin aus. Der Kurs dauert täglich anderthalb Stunden, kurz genug, damit die Frauen nicht in Konflikt geraten mit ihren Verpflichtungen, dem Haushalt und der Versorgung der Kinder.

Bildung für die Zukunft

Noch geht es um das Nötigste, die Deckung der Grundbedürfnisse. Noch reicht es aus, geringe Fachkenntnisse zu besitzen. Doch wenn das Land auf Dauer einigermaßen friedlich bleibt, wird ein Konkurrenzkampf einsetzen, Qualität einen Stellenwert bekommen. Spätestens dann wird kein Betrieb mehr auskommen können ohne gut ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

Autorinnen: Farhanaz Jawid und Karen Fischer

Redaktion: Peter Koppen

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