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Leseförderung

22. April 2011

Unaufdringlich und auf eine originelle Weise die Menschen zum Lesen zu bringen - das ist das Ziel des Bücherbüdchens "minibib" im Kölner Stadtgarten. Besonders beliebt ist die kleine Bibliothek unter Kindern.

Das Bücherbüdchen im Kölner Stadtgarten (Foto: DW)
Bild: DW

Bei einem gemütlichen Spaziergang am Sonntagnachmittag kann man im Kölner Stadtgarten ein ungewöhnliches Holzhäuschen entdecken. Das grüne Büdchen steht am Rande einer Wiese und zieht auf sich neugierige Blicke der Passanten, die das sonnige Wetter im Park genießen wollen. Verwundert stellen sie fest, dass dieses wie aus dem Märchenbuch gezaubertes Häuschen eine kleine Bibliothek ist. Das Schild an der Fassade verrät auch, dass es sich bei der "minibib" um eine Initiative der Stadtbibliothek Köln handelt.

Dabei geht es darum, möglichst vielen Menschen einen unkomplizierten Zugang zum Buch anzubieten und gleichzeitig das Interesse am Lesen zu wecken und zu unterstützen. Denn im Bücherbüdchen kann man einfach und kostenlos jedes Buch ausleihen, ohne Ausweis und Datenaufnahme. Zwei Wochen dürfe man das Buch behalten, doch letztendlich beruhe hier alles auf Vertrauen, erklärt Judith Petzold von der Stadtbibliothek Köln. Dadurch werde die Hemmschwelle kleiner und mit der Zeit gingen die Leute gerne auch zur großen Bibliothek.

Geschichten gemeinsam entdecken mit Vorleserin Annette TröscherBild: DW

Lese-Welten für die Kleinsten

Mittlerweile ist die "minibib" zum beliebten Treffpunkt für Kinder und Erwachsene geworden. An diesem Nachmittag sitzt in dem Büdchen eine Gruppe Kinder auf kleinen grünen Kissen im Kreis. Gebannt lauschen sie einer zierlichen jungen Frau, die aus einem Kinderbuch vorliest. Annette Tröscher, 34, ist eine der über 130 ehrenamtlichen Vorleserinnen und Vorleser, die im Rahmen der Initiative "LeseWelten" in Köln vorlesen. Sie ist diplomierte Übersetzerin und hat selbst zwei Kinder. Sie weiß daher ganz genau, worauf es beim Vorlesen ankommt: Ein guter Vorleser sollte begeistern, die Zuhörer mitreißen und unbedingt Lust auf Weiterlesen machen.

Und genau darum geht es der Kölner Vorlese-Initiative - den Kindern möglichst früh den Spaß am Lesen zu vermitteln. Seit 2004 organisieren "LeseWelten" regelmäßige Lesungen in Bibliotheken, Kindertagesstätten, Schulen, Museen und Kinderkliniken. Ihre Zielgruppe sind vor allem Kinder aus so genannten bildungsfernen Familien. Die zahlreichen Freiwilligen helfen dabei den Zwei- bis Zehnjährigen, das Lesen für sich zu entdecken.

Freiwillige Helfer

Karin OdeningBild: DW

Auch die "minibib" gibt es nur dank der ehrenamtlichen Helfer, wie zum Beispiel Karin Odening. Die 44-jährige Buchhändlerin ist von der Bücherbüdchen-Idee überzeugt und hilft hier gerne an einem Sonntagnachmittag im Monat aus. Mit einem freundlichen Lächeln und viel Geduld erklärt sie den Besuchern immer wieder, wie die "minibib" funktioniert. Zufrieden stellt sie fest: Es werden genauso viele Bücher zurück gebracht wie ausgeliehen, so dass die Regale immer voll sind.

Insgesamt gibt es in der "minibib" rund tausend Bücher. Viele davon sind von der Bibliothek zur Verfügung gestellt, ein großes Teil ist gespendet worden. "Es wird hier aber nicht jedes Buch angenommen", sagt Karin Odening. Neuwertig und aktuell sollten die geschenkten Bücher sein. Die Bücher, die jemand selbst nicht lesen möchte, hätten in der "minibib" nichts zu suchen. Schließlich sollten die Besucher ein qualitativ hochwertiges Angebot vorfinden.

Die großen kleinen Buchfans

Eine ganze Ecke ist mit den Kinder- und Jugendbüchern gefüllt. Da stürmen auch die Kinder nach der Lesung hin. Der 5-jährige Keno Warrings und seine ein Jahr jüngere Schwester Marisol suchen sich ganz schnell zwei Bücher aus. In der gemütlichen "minibib" sind die beiden nicht zum ersten Mal. Noch lesen zu Hause die Eltern vor, gibt Keno zu. Er kann es kaum erwarten, selbst Bücher lesen zu können. Bis es aber soweit ist, hat er auch beim gemeinsamen Vorlesen ganz viel Spaß. Die Lesung im Bücherbüdchen bewertet er mit einem Satz: "Wir kommen wieder!"

Autorin: Tetyana Bondarenko

Redaktion: Conny Paul