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GesellschaftDeutschland

Letzte Überlebende der Weißen Rose ist tot

10. März 2023

Die Weiße Rose rief 1942 in München zum Widerstand gegen das NS-Regime auf. Traute Lafrenz gehörte zum engsten Kreis, war zeitweise die Freundin von Mitgründer Hans Scholl. Nun ist sie im Alter von 103 Jahren gestorben.

Jugendfoto von Traute Lafrenz aus dem Jahr 1942
Foto aus der Studienzeit von Traute Lafrenz im Jahr 1942Bild: gemeinfrei

Sie war die letzte Überlebende der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Traute Lafrenz starb bereits am 6. März im US-Bundesstaat South Carolina, wie die Weiße Rose Stiftung am Donnerstag mitteilte. "Sie war eine Mitwirkende, aber hat kein Heldentum gesucht, sie hat gehandelt, weil sie es für wichtig und notwendig hielt", sagte die Vorsitzende der Stiftung, Hildegard Kronawitter, der Deutschen Presse-Agentur.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach bei Twitter von einer traurigen Nachricht und schreib weiter: "Es war ein großes Glück für uns, dass sie überlebte und so anschaulich vom Widerstand berichten konnte."

Die Weiße Rose hatte ab dem Sommer 1942 an der Universität München mit Flugblättern zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus und zur Beendigung des Krieges aufgerufen. Sieben Mitglieder wurden von der NS-Justiz ab Februar 1943 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Rund 60 Mitstreiter wurden laut Stiftung in mehreren Prozessen angeklagt und zum Teil zu langen Haftstrafen verurteilt.

Ein Sommer lang Freundin von Hans Scholl

Lafrenz kam 1919 in Hamburg auf die Welt. 1939 begegnet sie in der Hansestadt mit Alexander Schmorell einem Mitbegründer der Widerstandsgruppe. Zwei Jahre später wechselt die Medizinstudentin an die Münchner Universität. In München lernt sie über Schmorell auf einem Konzert Hans Scholl kennen. "Die beiden waren den Sommer lang ein Paar", sagte Kronawitter. "Sie blieben im Anschluss befreundet. Später wuchs Traute Lafrenz in den aktiven Widerstand hinein."

Lafrenz übergab Flugblätter der Weißen Rose an Freunde in Hamburg. Auch nach Wien - zu Tante und Onkel - brachte die Studentin ein Flugblatt. Dort versuchte sie, einen Vervielfältigungsapparat zu organisieren, was aber nicht gelang.

Vom NS-Justiz zu Haftstrafe verurteilt

Nach der Verhaftung von Hans Scholl und dessen Schwester Sophie im Februar 1943 fuhr Lafrenz nach Ulm und informierte die Eltern. Für Christoph Probst bereitete sie noch ein Gnadengesuch vor und ließ es von seiner Frau unterschreiben - doch als sie damit nach München zurückkehrte, waren die drei bereits hingerichtet. Im Anschluss nahm sie - als einziges Nichtfamilienmitglied - an der Beerdigung von Hans und Sophie Scholl teil - für Kronawitter ein Zeichen großen Mutes und Empathie.

Vor dem Eingang zum Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) sind die Flugblätter der Widerstandsgruppe Weiße Rose als Denkmal in den Boden eingelassenBild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Einen Monat später wurde Lafrenz selbst verhaftet, angeklagt und wegen "Mitwisserschaft" zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Nach ihrer Entlassung aus einem Münchner Gefängnis kehrte sie nach Hamburg zurück, kam dort nach Ermittlungen gegen den "Hamburger Zweig der Weißen Rose" erneut in Untersuchungshaft und war anschließend in verschiedenen Gefängnissen inhaftiert bis sie im April 1945 von US-Truppen befreit wurde.

"Eine Heldin der Freiheit und der Menschlichkeit"

1947 emigrierte Traute Lafrenz in die USA und arbeitete zunächst als Assistenzärztin in San Francisco. Nach der Heirat mit ihrem Kollegen Vernon Page 1948 eröffnete sie gemeinsam mit diesem eine Arztpraxis, wie die Zeitung "The Post and Courier" in einem Nachruf schreibt. Später wurde sie Leiterin einer Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten.

An ihrem 100. Geburtstag wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte damals: "Traute Lafrenz Page gehörte zu den Wenigen, die angesichts der Verbrechen der Nationalsozialisten den Mut hatten, auf die Stimme ihres Gewissens zu hören und sich gegen die Diktatur und den Völkermord an den Juden aufzulehnen. Sie ist eine Heldin der Freiheit und der Menschlichkeit."

ww/mak (dpa, afp)

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